Geheimnisvolles Leben in den Tiefen der Antarktis

Der tiefste Tauchgang aller Zeiten fängt unter dem antarktischen Eis prächtig gedeihende Pflanzen und Tiere mit der Kamera ein.

Von Casey Smith
bilder von Laurent Ballesta
Veröffentlicht am 6. März 2018, 12:23 MEZ, Aktualisiert am 9. Nov. 2020, 22:30 MEZ

In einer nie dagewesenen Expedition stürzt sich National Geographic-Fotograf Lauren Ballesta in eiskalte Wasser unter dem Meereis. Es ist der tiefste Tauchgang, den je ein Mensch unter der Antarktis gewagt hat.

Im Oktober 2015, zu Beginn des Frühlings in der südlichen Hemisphäre, stieß Ballesta zu einer kleinen Gruppe und begleitete sie auf eine 36 Tage lange Exkursion, die in der Dumont-d’Urville-Station, der französischen Wissenschaftsbasis an der Küste von Adélieland in der östlichen Antarktis, startete. Der Marsch begann, als das Eis gerade aufzubrechen begann und es Ballesta und seinem Team so erlaubte, durch die drei Meter dicke Eisschicht zu dringen und bis zu 70 Meter tief zu tauchen.

Ballesta arbeitet schon seit Jahrzehnten als tiefseetauchender Fotograf. Er war zuvor vor Südafrika 120 Meter tief getaucht, um die seltenen Quastenflosser abzulichten und in Französisch-Polynesien tauchte er 24 Stunden lang am Stück, um die Paarung von 17.000 Zackenbarschen zu dokumentieren.

Diese Reise war wirklich nicht einfach; allein die Vorbereitung dauerte zwei Jahre lang.

In der Antarktis angekommen benötigten die Taucher allein eine Stunde, um in ihre Anzüge zu kommen und nachdem sie alle Ausrüstung angelegt hatten, trugen sie unter dem Eis bis zu 100 Kilo mit sich herum. Das Gewicht macht Schwimmen fast unmöglich, sagt Ballersta, aber ohne Trockentauchanzüge würden die Taucher in gerade mal zehn Minuten erfrieren.

Ein Kaiserpinguin begleitet die Fotografen auf dem Eis. Das Tagescamp befand sich auf einer dieser Eisschollen.
Foto von Laurent Ballesta

Die fünfstündigen Tauchgänge im unter null Grad Celsius kalten Wasser – Salzwasser bleibt auch unter dem Gefrierpunkt von Süßwasser flüssig – sind extrem schmerzhaft.

Aber was Ballesta auf dem Meeresboden ablichtet, vergleicht er mit einem üppigen Garten.

„Die Gewässer unter dem antarktischen Eis sind wie der Mount Everest: magisch, aber so feindselig, dass man sich ganz sicher sein muss, dass man das wirklich machen will“, sagt er.

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    Ein Fotograf dokumentiert das Leben im Meer unter der Antarktis. Die Taucher mussten auf ihren Ausflügen unter das Eis 100 Kilo an Ausrüstung mit sich herumtragen.
    Foto von Laurent Ballesta

    In einer Tiefe von 10 bis 15 Metern zeigen sich dem Betrachter Kelpwälder, riesige Seesterne und gigantische Seespinnen, alle viel größer als die in warmen Gewässern.

    Bei 70 Metern, der Grenze des Machbaren beim Tauchen, ist die Artenvielfalt am Größten, sagt Ballesta. Gorgonien, Schalentiere, Weichkorallen, Schwämme und kleine Fische zeigen eine Farbenpracht, wie in tropischen Korallenriffen.

    Wieder runter vom Eis und zurück in Europa benötige Ballesta laut eigener Angaben sieben Monate, um die Nervenschädigungen zu überwinden, die durch die harten Bedingungen im eisigen Wasser aufgetreten waren.

    Obwohl die Reise überaus anstrengend war, war sie es Ballesta die Strapazen wert.

    „Man kann das nicht halbherzig machen. Man kann seine Leidenschaft dafür nicht nur vorgeben. Dafür ist es einfach zu fordernd“, sagt er. „Aber das ist es, was die Bilder, die man hier sieht, so beispiellos macht. Die Erfahrung, diese Aufnahmen gemacht und diesen Ort gesehen zu haben, ist unvergesslich.“

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