Könnt ihr das Plastikproblem lösen? National Geographic sucht eure Ideen!

Die Welt erstickt am Plastikmüll. Eine neue Innovation Challenge will Ideen aus aller Welt sammeln, um gegen die Umweltverschmutzung vorzugehen.

Von Alejandra Borunda
Veröffentlicht am 15. März 2019, 17:28 MEZ
In einer Recyclinganlage in Valenzuela auf den Philippinen türmen sich alte Plastikflaschen auf.
In einer Recyclinganlage in Valenzuela auf den Philippinen türmen sich alte Plastikflaschen auf.
Foto von Randy Olson, Nat Geo Image Collection

Dieser Artikel entstand in Partnerschaft mit der National Geographic Society.

Plastik ist allgegenwärtig. Es sammelt sich in den entlegensten Bereichen des Meeres und an den Hängen der höchsten Berge. Forscher fanden es in Walmägen und in den Grundwasserreserven, aus denen wir unser Trinkwasser beziehen. Jeden Tag werden etwa eine Million Tonnen Plastik produziert – genug, um fast 22 Billionen Wasserflaschen herzustellen. Mehr als 90 Prozent davon werden eine Recyclinganlage nie von innen sehen.

Was kann man dagegen tun? Wie können wir verhindern, dass unser Planet in Plastik ertrinkt?

Lösungen für ein so „großes und vertracktes“ Problem lassen sich nur finden, wenn alle mithelfen, sagt Valerie Craig, die Stellvertreterin des leitenden Wissenschaftlers bei National Geographic. Gute Ideen kann jeder überall haben. Um das kreative Potenzial und die Expertise der ganzen Welt ausschöpfen zu können, haben sich die National Geographic Society und Sky Ocean Ventures für die Ocean Plastic Innovation Challenge zusammengeschlossen.

„Wir hoffen, dass wir Menschen aus verschiedensten Bereichen dazu inspirieren können, die Probleme, die sie sehen, mit ihren eigenen Mitteln zu lösen versuchen und ihre Ziele zu erreichen“, sagt Fred Michel, der Leiter von Sky Ocean Ventures, einem Unternehmen des Medienkonzerns Sky. „Und vielleicht – so hoffen wir – fällt ihnen etwas Großartiges ein, das die Welt verändern kann.“

Die am Montag verkündete Challenge ist in drei Bereiche unterteilt, die jeweils einen Aspekt der Plastikverschmutzung adressieren. Jeder Bereich kann mit einem Preisgeld von insgesamt 500.000 Dollar gefördert werden und bietet die Möglichkeit auf weitere Investments sowie Business Mentoring durch Sky Ocean Ventures.

Ideen und Vorschläge können bis zum 11. Juni 2019 eingereicht werden. Ein Gremium, das von National Geographic und Sky Ocean Ventures zusammengestellt wird, wird bis Anfang Juli bis zu zehn Finalisten pro Bereich auswählen. Diese haben dann Zeit bis November, um ihre Ideen weiterzuentwickeln. Die letztendlichen Gewinner werden im Dezember 2019 verkündet.

Die erste Challenge ist ein Aufruf für Ideen zu besseren Verpackungen – zum Beispiel Kaffeebecher oder Müsliriegel-Verpackungen, die biologisch abbaubar sind, vielleicht auch eine ganz unerwartete Idee, mit der niemand rechnet.

Bei der zweiten Challenge geht es um Zero-Waste-Geschäftsmodelle. Wie können Unternehmen ihre Ware mit weniger oder gar keiner Verpackung bis zum Kunden bringen?

„Das Softgetränke-Business ist im Grunde ein Plastikflaschen-Business“, führt Craig als Beispiel an. Gibt es eine Möglichkeit, den Kunden ihre Wunschgetränke bereitzustellen, ohne dabei so viel Plastik zu verschwenden? Die Teams können Vorschläge für bessere Geschäftsmodelle einreichen oder für technologische Lösungen, die es ermöglichen, ganz auf Plastik zu verzichten.

In der dritten Challenge sind Designer und Data Miner gefragt. Sie sollen das Ausmaß der Plastikverschmutzung auf kreative und intuitive Weise veranschaulichen. Das Projekt soll den Umfang des Problems darstellen – zum Beispiel die 122 Kilogramm Plastikmüll, die jeder US-Amerikaner pro Jahr produziert – und zeigen, was wir durch gemeinsames Handeln erreichen können. Vier Finalistenteams werden ihren Visualisierungen zusammen mit einem Grafikteam von National Geographic den letzten Schliff verpassen. Der große Gewinner nimmt dann einen Preis über 10.000 Dollar mit nach Hause.

Kreativität steckt überall

Es gibt viele Möglichkeiten, das Plastikproblem im Großen wie im Kleinen zu bekämpfen. Manche Vorstöße kommen von der Industrie selbst, wenn Unternehmen beispielsweise auf unnötige Verpackungen verzichten. Andere entstehen durch entsprechende Gesetzgebung wie das Verbot von Strohhalmen oder Styroporverpackungen.

Oder man lädt einfach alle mit zu dem Gespräch ein, damit jeder seine eigenen Ideen vorstellen kann – von denen die besten mit einem Preis belohnt werden.

„Das ist im Grunde wie ein riesiges Leuchtfeuer oder ein Ballon, der kommuniziert: Hey! Seht mal hier rüber! Das ist das, was uns beschäftigt! Und jetzt geht los und löst das Problem!“, sagt Fiona Murray, eine MIT-Expertin für Preisausschreiben und Fördergelder.

Das Ausschreiben von Preisen für die Lösung großer technischer Herausforderungen hat bereits lange Tradition.

Es begann schon bei den europäischen Seefahrern im 17. Jahrhundert. Sie hatten herausgefunden, wie sie die Position der Sonne zur Mittagszeit messen konnten, um exakt festzustellen, auf welchem Breitengrad sie sich befanden. So konnten sie genau errechnen, wie weit sie nach Norden oder Süden gesegelt waren. Allerdings hatten sie keine Möglichkeit zur Messung des Längengrads und daher nur eine ganz vage Ahnung, wie weit sie sich nach Osten oder Westen bewegten.

Die britische Regierung lobte eine Belohnung von bis zu 20.000 Pfund (heute wären das etwa 3,4 Millionen Dollar) für eine Möglichkeit aus, den Längengrad verlässlich zu bestimmen.

Die Lösung kam nicht etwa aus dem nautischen Bereich: Kapitäne und Schiffsbauer gingen leer aus und auch den Wissenschaftlern, die an Gleichungen tüftelten, war das Preisgeld nicht vergönnt. Stattdessen kam die Lösung von einem Uhrmacher namens John Harris. Er baute eine Uhr, welche die Zeit auch an Bord der schwankenden Schiffe exakt messen konnte. Wenn die Seeleute dank dieser Uhr wussten, wie viel Uhr es an einem Ort mit einem bekannten Längengrad (zum Beispiel Greenwich) gerade war, und diese Uhrzeit mit ihrer eigenen Ortszeit an Bord abglichen, die sie durch die Position der Himmelskörper ermittelten, konnten sie auf ihre genaue Position schließen.

Hätte man das Problem auch ohne Harris lösen können? Früher oder später schon, sagt Reto Hofstetter, ein Management-Experte an der Universität Luzern in der Schweiz. Aber die Belohnung bzw. der Preis motivierten ihn und viele andere dazu, sich mit diesem Problem zu befassen und so das Finden einer Lösung zu beschleunigen.

Für Umweltprobleme von solchen Ausmaßen wie bei der Plastikverschmutzung gibt es selten offensichtliche Lösungen. Aber auch hier können Preisgelder dabei helfen, kreative Lösungen zu finden, die sonst vielleicht nie erfunden worden wären.

Craig verweist auf die Wendy Schmidt Oil Cleanup Challenge, die nach der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko ausgerufen wurde. Die industriellen Säuberungsunternehmen schlugen dieselben Methoden vor, die sie schon seit Jahren nutzten. Aber die XPRIZE Foundation fragte sich, ob es nicht noch eine andere Lösung für das Problem gab, und schrieb einen Preis über 1,4 Millionen Dollar für die besten neuen Ideen aus.

Ein Team aus jungen Menschen – „die sich andernfalls nie zusammengefunden hätte, um an diesem Problem zu arbeiten“, sagt Craig – schlug eine völlig neue Strategie vor: Es sollten Gehäuse mit einem saugfähigen Material gefüllt und durch den Ölteppich gezogen werden, um ihn aufzusaugen.

Michel hofft, dass die neue Ocean Plastics Innovation Challenge ähnlich kreative Lösungen hervorbringen wird. „Es geht im Grunde darum, den Erfindern und Innovatoren zu helfen“, sagt er. „Wir wollen ihnen dabei helfen, zu wachsen, ihr Produkt zu entwickeln und etwas Neues zu schaffen – und damit dann an den Markt zu gehen und die Verbraucher dazu zu bekommen, diese Ideen anzunehmen.“

National Geographic hat sich dem Kampf gegen die Plastikverschmutzung verschrieben. Hier erfahrt ihr mehr über unsere gemeinnützigen Aktivitäten. Erfahrt, was ihr selbst tun könnt, um euren Verbrauch von Einwegplastik zu senken und macht mit.

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