Wandern auf Europas unbekannteren Pfaden

Zahlreiche Wanderwege führen durch die atemberaubende Landschaft und lange Geschichte des Kontinents.

Von Michaela Trimble
Veröffentlicht am 24. Juli 2018, 18:18 MESZ
Der erste Abschnitt des Alpe Adria Trails führt Wanderer vorbei an Heiligenblut, einer bekannten Pilgerkirche.
Der erste Abschnitt des Alpe Adria Trails führt Wanderer vorbei an Heiligenblut, einer bekannten Pilgerkirche.
Foto von Gerald Haenel, Laif, Redux

Wie viele Bereiche des täglichen Lebens wird auch der Tourismus immer globaler. 2017 verzeichnete man eine sechsprozentigen Zunahme an weltweiten Reisenden, und laut der Weltorganisation für Tourismus planen fast 52 Prozent aller US-Amerikaner, innerhalb der kommenden zwei Jahre Europa zu besuchen. Diese Reiselust hat durchaus ihre Vorteile: Wirtschaftswachstum, die zunehmende Vernetzung von Gemeinschaften und ein besseres Verständnis für die Vielfalt der Welt. Aber auch die Nachteile sind nicht zu leugnen.

Für die Infrastruktur, die Einwohner und die natürlichen Landschaften beliebter Reiseziele ist der Tourismus eine dauerhafte Belastungsprobe. In Europa bedeutet das oft innerstädtischen Stau und Wahrzeichen, die von Massen an Touristen überlaufen sind. Aber der Andrang beschränkt sich nicht nur auf städtische Gebiete. Beliebte Wanderwege wie jene der italienischen Cinque Terre oder die französische Tour du Mont Blanc werden alljährlich von einer überwältigenden Anzahl von Besuchern beschritten und sorgen so für ein erhebliches Besucheraufkommen in einigen der naturnahsten Bergregionen des Kontinents.

Um sich den Touristenmassen zu entziehen, kann man einige jener Regionen Europas entdecken, die international noch keine so große Bekanntheit erlangt haben. Idyllische Küstenorte, Bergklöster und malerische Wasserfälle und Schluchten warten vielerorts nur darauf, erkundet zu werden.

Österreich, Slowenien und Italien: Der Alpe Adria Trail

Der 750 Kilometer lange Wanderweg durch Österreich, Slowenien und Italien beginnt am Großglockner, dem höchsten Berg Österreichs, und endet schließlich an der Adriaküste in Muggia.

Um alle 43 Stationen des Weges abzulaufen, benötigt man für gewöhnlich mehr als einen Monat. Die meisten Wanderer begnügen sich mit zwei bis fünf Stationen, die im Laufe von vier Tagen bis zwei Wochen abgeschlossen werden können. Der Abschnitt von den Bergseen in Kärnten bis zu den steilen Klippen der Dolomiten in Friaul-Julisch Venetien gilt ob seiner landschaftlichen Schönheit bei manchen auch als Wanderung durch den Garten Eden.  

Auf einer Zehn-Tages-Reise mit Mountain Travel Sobek geht es fast 100 Kilometer weit auf den schönsten Abschnitten des Weges von Salzburg nach Trieste. Jenseits der Bergseen und Flüsse warten hohe Berggipfel, grüne Täler und einige Wahrzeichen wir das Granattor in Österreich und die Wallfahrtskirche auf dem Monte Lussari. Binnen eines Tages kann man durch alle drei Länder wandern und die Reise mit einem Aufstieg auf den Vršičpass beenden, dem höchsten Gebirgspass in Slowenien.

Griechenland: Klosterwanderung an der Lousios-Schlucht

BELIEBT

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    Bergklöster wie das Philosophou-Kloster wurden in gewagter Lage an den steilen Hängen der Lousios-Schlucht erbaut.
    Foto von bildbroker.de, Alamy Stock Photo

    Griechenland ist bei Besuchern oft aufgrund der malerischen Inseln und spektakulären geschichtlichen Städte wie Athen, Delphi und Santorini beliebt. Aber die berühmten Städte und ihr Umland sowie die Mittelmeerinseln haben auch zahlreiche Wanderwege zu bieten. Wer die Gegend rund um die Lousios-Schlucht auf der Peloponnes erkunden will, sollte in Karitena beginnen und sich in nördlicher Richtung nach Dimitsana aufmachen. Der Wanderweg wird vergleichsweise selten genutzt und überrascht mit üppigen Wildblumenwiesen, blubbernden Bächen, Olivenhainen und Wiesen, auf denen gewaltige Zypressen gen Himmel wachsen.

    Auf einer Tageswanderung mit Peregrine Adventures kann man einen einfachen, 15 Kilometer langen Abschnitt der Lousios-Schlucht abwandern und den Blick auf ein atemberaubendes Bergkloster sowie einen wilden Streckenabschnitt genießen. Der Weg führt durch das mittelalterliche Dorf Karitena und von dort in die Städte Stemnitsa und Andritsena, deren Häuser durch ihre Terrakotta-Dachziegel schon von Weitem ins Auge fallen. Ganz in der Nähe kann man dem Prodromos-Kloster einen Besuch abstatten und sich von den Mönchen erklären lassen, wie der Bau aus Holz und Lehm einst an der Schluchtenwand gebaut wurde. Der Endpunkt der Route ist das byzantinische Philosophou-Kloster aus dem 10. Jahrhundert. Einst befand sich dort eine von Mönchen betriebenen Geheimschule (krifó scholió), die der griechischen Jugend unter der Herrschaft der Osmanen ihre Muttersprache sowie die christliche Religion lehrte.

    Spanien: Der Camino dos Faros

    Der Leuchtturm am Kap Finisterre ist nur einer von vielen, dem Wanderer auf dem Jakobsweg begegnen werden.
    Foto von Lucas Vallecillos, VW Pics, Redux

    Viele Wanderer zieht es auf den Camino de Santiago oder Jakobsweg, um einen von Spaniens berühmtesten Pilgerpfaden zu beschreiten. Weniger bekannt, aber nicht weniger spektakulär ist der Küstenwanderweg Camino dos Faros. Er führt durch das schroffe, wilde Terrain der Costa de Morta („Todesküste“) in Galizien.

    Der Camino dos Faros oder Leuchtturmweg wurde von freiwilligen Helfern aus der Region etabliert und wartet mit beachtlichen archäologischen Highlights auf. Der Weg erstreckt sich auf 200 Kilometern über die Kaps und Landzungen Galiziens.

    Auf einer Wanderung mit On Foot Holidays geht es auf eine herausfordernde Zehn-Tages-Tour. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang können erfahrene Wanderer jeden Tag einen neuen Abschnitt des Weges über hoch aufragenden Klippen bestreiten. Unterwegs wechseln sich wildes Küstenterrain und Leuchttürme mit beschaulichen Dörfern und leeren Stränden ab. Am Ende wartet der Leuchtturm am Kap Finisterre, der auch eine Station auf dem Jakobsweg ist. Die felsige Halbinsel ist ein idealer Ort für eine frische Meeresfrüchteplatte, denn das Städtchen selbst lebt größtenteils von der Fischerei.

    Italien: Pilgern auf der Via Francigena

    Auf der Pilgerreise nach Buonconvento wartet die unverwechselbare Landschaft der Toskana auf die Wanderer.
    Foto von Spiegl, ullstein bil/Getty Images

    Obwohl die Via Francigena oder der Frankenweg zu Europas weniger bekannten Wanderrouten zählt, ist sie ein echter Favorit vieler Wanderer. Während des Mittelalters verband die Straße einst das englische Canterbury mit Rom und verlief durch England, Frankreich, die Schweiz und Italien. Der etwa 945 Kilometer lange Abschnitt durch Italien kann mit einer täglichen Strecke von etwa 20 Kilometern in etwa anderthalb Monaten bewältigt werden.

    Wilderness Travel ist das erste Abenteuerreiseunternehmen, das eine Wanderung entlang der größtenteils nicht markierten Route anbietet. Auf einer Zehn-Tages-Tour kann man einige der schönsten Landschaftsabschnitte des Pilgerwegs erleben. Der Weg beginnt in der Siena und führt durch historische Städte und Dörfer, in denen noch heute römische Pflastersteinstraßen, Amphitheater und alte etruskische Gräber bestaunt werden können. Im Anschluss geht es nach Buonconvento. Die Stadt mitten in der Toskana wird von goldenen Weizenfeldern, Olivenhainen und dichten Wäldern mit heißen Quellen gesäumt. Nach einem Besuch in Montefiascone, Viterbo, Capranica und Sutri führt der Weg schlussendlich nach Rom, wo die Reise auf dem Petersplatz endet.

     

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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