Zeckenbiss kann Fleischallergie auslösen

In der warmen Jahreszeit sind Zecken besonders aktiv. Damit steigt auch die Gefahr eines Zeckenbisses, der Allergien und Krankheiten auslösen kann.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 27. Okt. 2017, 09:41 MESZ
Dermacentor variabilis kann zwar keine Alpha-Gal-Allergie auslösen, aber diverse andere Krankheiten übertragen.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Alpha-Gal klingt ein bisschen wie eine Superheldin, aber eigentlich ist es die Abkürzung für Galactose-alpha-1,3-Galactose. Es ist ein Zuckermolekül, das eine Fleischallergie auslösen kann.

Das Molekül wird durch die Amerikanische Waldlaus verbreitet, die zur Ordnung der Zecken zählt. Wird man von einem der Tiere gebissen, wird das eigene Immunsystem neu verdrahtet.

„Man läuft so durch den Wald, und die Zecke hatte eine Mahlzeit aus Kuhblut oder anderem Säugetierblut“, erklärte Cosby Stone. Er ist ein Stipendiat für Allergien und Immunologie an der Vanderbilt Universität. „Die Zecke trägt Alpha-Gal in sich, beißt einen Menschen und aktiviert so die Allergiereaktion des Immunsystems.“

Dadurch produziert der Körper Alpha-Gal-Antikörper – ab diesem Moment ist der Körper darauf ausgerichtet, die Alpha-Gal-Zuckermoleküle zu bekämpfen. Die Mehrheit der Menschen, die eine Alpha-Gal-Allergie entwickeln, bemerken ihre Krankheit erst nach dem Konsum von Fleisch, in dem viel Alpha-Gal enthalten ist. Außerdem kommt der Zucker auch in einigen Medikamenten vor, die Gelatine als Stabilisator verwenden.

„Die Reaktion ist zeitverzögert“, sagte Stone. Das erklärt, warum einige Menschen nicht immer sofort begreifen, dass sie eine allergische Reaktion haben. „[Alpha-Gal] muss zuerst durch den Verdauungstrakt wandern, bevor es freigesetzt werden kann. Stunden später wachen Patienten dann mit Nesselausschlag, Kurzatmigkeit und Durchfall auf und müssen sich erbrechen.“

In manchen Fällen müssen Patienten sogar auf die Intensivstation.

„Einige Patienten mussten an die Lebenserhaltung angeschlossen werden, weil ihr Blutdruck so niedrig war, dass sie zu sterben drohten“, sagte Stone, der Patienten mit Alpha-Gal-Reaktionen behandelt hat.

„Die meisten Patienten wissen nicht, was ihnen fehlt“, erklärt er. Oft braucht es wiederholte allergische Reaktionen, damit die Leute ihr Essen und ihre Symptome miteinander in Verbindung bringen. Wer mehrfach Zeckenbisse erleidet, kann eine Verschlimmerung der Reaktionen riskieren. Die Patienten, die durch wiederholte Zeckenbisse auch die meisten Alpha-Gal-Antikörper gebildet hatten, hatten die schlimmsten Symptome.

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    Bisher gibt es Behandlungsmethoden für die Nebenwirkungen der Allergie, jedoch kein Heilmittel und keine Impfung.

    BREITET SICH DIE KRANKHEIT AUS?

    Ursprünglich trat die Krankheit hauptsächlich im Südosten der USA auf. Mit dem Anstieg der Temperaturen könnte sie sich jedoch auch weiter in die nördlichen und westlichen Regionen ausbreiten. In nördlicher Richtung verzeichnete man Krankheitsfälle schon bis nach Long Island, New York, und in westlicher Richtung bis nach Minnesota.

    Die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention der USA zeichnen keine Fälle von Alpha-Gal-Allergie auf, daher gehen die meisten Berichte über den Anstieg der Krankheitsfälle auf Anekdoten zurück.

    „Vor fünf Jahren hatten wir vielleicht 50 Patienten mit Alpha-Gal[-Syndrom]. Jetzt haben wir 200“, sagte Stone. Über den Ursprung dieser Fleischallergie war wenig bis gar nichts bekannt, bis man im letzten Jahrzehnt die ersten Fälle identifiziert hat.

    Zecke in Bernstein trank Saurierblut
    Zecken sind an Hunden nichts Ungewöhnliches, aber sie saugten auch an mittlerweile ausgestorbenen Tieren: Dinosauriern. Wissenschaftler entdeckten eine Dinosaurierfeder in einem Bernsteinstück aus der Kreidezeit. Darin befand sich auch eine Zecke. Es ist der erste direkte Beweis dafür, dass Zecken auch Dinosaurier und prähistorische Vögel befielen. Eine der Zecken enthielt zum Todeszeitpunkt Blut, aber es gibt kaum Chancen, daraus DNA von Dinosauriern zu extrahieren.

    „Das Bewusstsein für Alpha-Gal ist gewachsen“, bemerkte Stone. „Es ist auch möglich, dass durch den generellen Anstieg von Allergien auch die Reaktionen auf Alpha-Gal zu nehmen.“

    Diverse Studien haben dokumentiert, dass die wärmeren Temperaturen auch zu mehr Pflanzenallergien durch Allergene wie Pollen geführt haben.

    Stone glaubt auch, dass die Fortschritte im Bereich der Hygiene das natürliche Immunsystem geschwächt haben, das wir entwickeln, um Allergien zu bekämpfen.

    In einem Interview mit USA Today warnte Purvi Parikh vom Netzwerk für Allergien und Asthma, dass sich die Zecken nach Norden ausbreiten, wenn sich das Klima erwärmt.

    Unabhängig davon kommen Menschen bei warmem Wetter häufiger in Kontakt mit Zecken. Stone empfiehlt, sich gegen Alpha-Gal genau so zu schützen wie gegen andere Krankheiten, die durch Zeckenbisse übertragen werden: Insektenschutzmittel, behandelte Kleidung und das Vermeiden von hohem Gras und Gebüsch.

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