Riesiges Leichtgewicht: Prähistorische Fledermaus jagte am Boden

Das prähistorische Säugetier tummelte sich vor Millionen von Jahren in Neuseeland, umgeben von einer artenreichen Fauna.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 18. Jan. 2018, 12:41 MEZ
Eine künstlerische Darstellung der Großen Neuseelandfledermaus (Mystacina robusta), die in den 1960ern ausstarb. Das neu entdeckte ...
Eine künstlerische Darstellung der Großen Neuseelandfledermaus (Mystacina robusta), die in den 1960ern ausstarb. Das neu entdeckte Fossil gehört zu Vulcanops jennyworthyae, einem prähistorischen Verwandten der Neuseelandfledermäuse.
Foto von Gavin Mouldey

Vor etwa 50 Millionen Jahren waren das heutige Neuseeland, Australien, Südamerika und die Antarktis Teil eines riesigen, bewaldeten Superkontinents namens Gondwana. Die Temperaturen waren deutlich höher als heute, sodass sich Krokodile, Landschildkröten und diverse Vogelarten entwickelten, die an das Leben in dieser Hitze angepasst waren. (Lesenswert: Die Fossilwälder der Antarktis)

In einem Bereich, der später zur Südinsel von Neuseeland werden sollte, entstand im Umkreis des prähistorischen Lake Manuherikia ein Ökosystem, das voll von diesen vielfältigen Arten war. Dort gediehen sie viele Generationen lang, bis sich das Klima abkühlte und die Landmasse austrocknete. Flora und Fauna begannen abzusterben. (Lesenswert: Welche Tiere aufgrund des Klimawandels wahrscheinlich zuerst aussterben)

Wir blenden über zur Gegenwart: Nach 15 Jahren der Forschung hat ein Team aus internationalen Wissenschaftlern die Entdeckung einer riesigen Neuseelandfledermaus verkündet, die sich sowohl am Himmel als auch am Boden von Gondwana herumtrieb. Ihre Studie wurde am 10. Januar in „Scientific Reports“ veröffentlicht und von der Universität von New South Wales geleitet.

RIESIGE ENTDECKUNG

Dass Fossil gehört einer Art an, die Vulcanops jennyworthyae getauft wurde – nach dem römischen Gott Vulcanus und der Forscherin Jenny Worthy, die die Entdeckung gemacht hatte. Die Überreste bestehen aus den Zähnen und Knochenfragmenten eines Säugetiers, das auf Bäumen lebte und über den Boden huschte. Die Wissenschaftler schätzen, dass das 16 bis 19 Millionen Jahre alte Säugetier, das in der Region Central Otago auf der Südinsel gefunden wurde, nur etwa 40 Gramm wog. Das klingt nicht nach viel, aber damit wäre die Fledermaus dreimal so groß wie ihre heutigen Verwandten gewesen.

Auch wenn dieses Foto auf den ersten Blick an einen Vampir erinnern mag, handelt es sich nur um einen harmlosen Flughund. Nur drei Fledermausarten ernähren sich von Blut. Der Rest ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Früchten und Nektar.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

Diese prähistorische Fledermaus hätte sowohl in der Luft als auch an Land gejagt. Dank ihrer spezialisierten Zähne und ihrer Größe konnte sie sich außerdem durch die Vegetation graben, um ihren vielfältigen Speiseplan abzudecken. Der Allesfresser ernährte sich von wirbellosen Tieren wie Insekten und Spinnen, aber auch von Früchten, Blüten und Nektar. Im Vergleich zu anderen Neuseelandfledermäusen weist sie damit eine Verschiebung in ihrem Beuteschema auf, welches eher dem ihrer südamerikanischen Verwandten ähnelt.

Die fossilen Überreste gehörten den Wissenschaftlern zufolge womöglich der größten Art der Neuseelandfledermäuse an, die es je gab. Damit ist sie nicht nur Teil einer Überfamilie, die in Gondwana verbreitet war, sondern auch die erste neue Fledermausgattung der Region seit 150 Jahren.

„Das Fossil dieser spektakulären Fledermaus und diverser anderer in der Fauna von St. Bathans zeigen, dass das prähistorische Vogelhaus Neuseelands neben Vögeln auch eine überraschende Vielfalt an pelzigen Tierchen zu bieten hatte“, sagte Trevor Worthy in einer Pressemitteilung. Der Professor der Flinders Universität ist der Co-Autor der neuen Studie.

Laut der Hauptautorin Sue Hands ist die Art enger mit den heutigen südamerikanischen Fledermäusen verwandt als mit denen im Südwestpazifik. Zu ihren anderen Verwandten zählen Vampirfledermäuse und Peters-Kinnblattfledermäuse sowie Arten, die sich von Fischen, Fröschen und Nektar ernähren.

PRÄHISTORISCHE ARTENVIELFALT

Wie viele zeitgenössische Arten starb Vulcanops nach dem frühen Miozän aus. Andere prähistorische Arten, die zu jener Zeit vom Angesicht der Erde verschwanden, waren einige Krokodile, Schildkröten und diverse Vögel, darunter die Palaelodidae, Salanganen, Tauben, Papageien und Watvögel. Einige Arten dieses Gebietes wie Brückenechsen und Kiwis überlebten bis in die Gegenwart.

Heutzutage gibt es nur noch zwei einheimische Fledermausarten in Neuseeland – dem einzigen Ort der Welt, an dem die entsprechend benannten Neuseelandfledermäuse noch zu finden sind. Während der letzten 800 Jahre haben Menschen invasive Arten eingeführt, die die einheimische Tierwelt zunehmend verdrängten.

„[Die Fossilien] zeigen, dass sich die charakteristischen Überlebenden dieser verlorenen Fauna in einer deutlich komplexeren Tiergemeinschaft entwickelt haben als bisher gedacht“, sagte der Co-Autor Paul Scofield vom Canterbury Museum in einer Mitteilung.

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