Clevere Krähen halten Themenpark sauber

Die trainierten Vögel sammeln Müll auf, den sie gegen leckere Belohnungen tauschen.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 30. Aug. 2018, 15:20 MESZ
Amerikanerkrähe

Eine Amerikanerkrähe, Corvus brachyrhynchos, am Sutton Avian Research Center. Es gibt um die 40 Krähenarten auf der Welt.

Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Manche Vögel sind so schlau und fleißig, dass sie eine Anstellung als Putzkraft bekommen haben, um achtlosen Menschen hinterherzuräumen.

Der historische Themenpark Puy du Fou im französischen Les Epesses hat sechs Saatkrähen trainiert, die im Park Müll aufsammeln. Diesen werfen sie dann in einen Behälter, aus dem sie zur Belohnung Nahrung erhalten.

Im Blog von Puy du Fou wird erklärt, wie Christophe Gaborit – seit 1993 der Falkner des Parks – die Tiere von Hand aufgezogen und sie ausgebildet hat. Zunächst trainierte er zwei Saatkrähen mit einer Box. Er ließ Müll in einen Schlitz fallen und zog dann eine Schublade der Box heraus, in der sich eine Belohnung befand. Auf diese Weise lernten die Vögel, Müll mit Nahrung zu assoziieren.

Trainierte Krähen sammeln Müll
Diese Vögel machen einen Job. Die sechs Saatkrähen sammeln Müll in einem Vergnügungspark im französischen Les Epesses auf.

Jetzt helfen die sechs ausgebildeten Krähen dabei, den Park sauber zu halten, der allerdings ohnehin schon recht ordentlich ist. Bei dem Unterfangen geht es tatsächlich weniger darum, die Reinigungsarbeit auf die Krähen abzuwälzen, sondern eher um einen pädagogischen Effekt: Die Vögel sollen die Leute dazu anhalten, weniger Müll in der Gegend herumzuwerfen

Eine solche Transaktion ist für die schlauen Krähen vermutlich keine große Anstrengung.

„Vögel haben ein Maß an Erkenntnisfähigkeit entwickelt, das wir gerade erst zu begreifen beginnen“, sagt Don Moore, der Direktor des Oregon Zoo.

Welche anderen bemerkenswerten Fähigkeiten haben Krähen und ihre Verwandten sonst noch?

Schlau wie ein Rabe

Corviden – Krähen, Raben und ihre Verwandten – sind Moore zufolge besonders intelligent. Sie können Werkzeuge nutzen und bearbeiten, vorausplanen und Rätsel lösen.

Warum wird ihre Intelligenz dann so oft unterschätzt? Die Beleidigung „Spatzenhirn“ kam auf, lange bevor die Wissenschaft die tatsächliche Intelligenz unserer gefiederten Freunde entdeckte.  „Man könnte auch ‚Mäusehirn‘ sagen, weil diese Tiere genau wie einige Vögel für ihre Körpergröße ein recht kleines Gehirn haben“, erzählt Robert Mulvihill, ein Ornithologe des National Aviary in Pittsburgh.

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BELIEBT

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    Papageien und einige Rabenvögel haben im Verhältnis zu ihrer Körpergröße aber recht große Gehirne, „eine sehr hohe Neuronendichte für ihre Größe“ und eine Hinregion namens Nidopallium caudolaterale (NCL), die vermutlich wie unser Präfrontaler Cortex funktioniert – dem Problemlösungsbereich des menschlichen Gehirns.

    „Sie haben ihr Gehirn neu verdrahtet. Sie haben trotz eines geringeren Hirnvolumens ein größeres Maß an kognitiven Fähigkeiten entwickelt“, sagt Mulvihill. Genau wie ihre hohlen Knochen trägt diese Anpassung zu einem möglichst geringen Körpergewicht bei, das ihre Flugfähigkeit verbessert.

    In der Vergangenheit wurde die Intelligenz von Primaten sehr in den Vordergrund gerückt, während die Fähigkeiten von Corviden, „sich zu erinnern, zu analysieren und Belohnungen aufzuschieben“, übersehen wurden.

    Was den „Hausmeister-Job“ der Saatkrähen angeht, so ist das „nur ein Nahrungssammelverhalten, etwas, das die meisten Tiere die ganze Zeit betreiben“, erklärt Mulvihill. Er vergleicht es mit dem Verhalten eines Spechts, der zunächst ein Loch in einen Baum schlagen muss, bevor er sich ein leckeres Insekt herauspicken kann.

    Und im Gegensatz zu vertraglich angestellten Reinigungskräften können die Krähen einfach aufhören, wenn sie satt sind.

    „Alles in Ordnung, Liebes?“

    Ein anderer geflügelter Entertainer – wenn auch nicht in offizieller Funktion – ist ein Schildrabe, den ein Pärchen bei einem Besuch des Knaresborough Castle in Yorkshire filmte.

    Der Vogel wiederholte die Frage „You alright, love?“ (dt. Alles in Ordnung, Liebes?) samt der Antwort „I‘m alright“.

    Warum füttert dieser Vogel Goldfische?
    Im ländlichen Illinois in den USA wurde ein Kardinal beobachtet, der an einem Gartenteich Goldfische zu füttern schien. Bis zu sechs Mal pro Tag stopfte er dort die hungrigen Fischmäuler. Vermutlich wurde er von seinen Instinkten in die Irre geführt …

    Moore zufolge sind viele Vögel gut im Nachahmen, zum Beispiel Häher, die Falken imitieren, um andere Vögel aufzuschrecken und sich ohne Konkurrenz über Futter herzumachen. Stare können außerdem menschliche Stimmen imitieren.

    Papageien, Kolibris und Singvögel lernen allesamt durch Zuhören und ahmen nach, was sie hören. Ein Teil ihres Gehirns ist fast nur diesem Prozess gewidmet. Bei Papageien verfügt dieser Bereich über eine zusätzliche Schicht, wie man 2015 im Rahmen einer Studie herausfand. Daher sind die beliebten Vögel besonders gute Nachahmer.

    Trotz ihrer Intelligenz sind Krähen in dieser Hinsicht nicht ganz so talentiert. Da Krähen und Papageien aus unterschiedlichen Abstammungslinien hervorgingen, sei es Mulvihill zufolge nur logisch, dass sich ihre Fähigkeiten zur Aneignung neuer Lautäußerungen unterscheiden.

    Bevor Mulvihill am National Aviary arbeitete, gab es dort eine Krähe namens Mickey, die früher ein Haustier war und ein paar Worte sprechen konnte, zum Beispiel „Hello, Joe!“ und „Kaw! Kaw! Kaw!“ – also die lautmalerischen Worte, die im Englischen das Krächzen einer Krähe beschreiben. 

    Bislang hat noch kein anderer Rabenvogel des National Aviary irgendwelche Worte gelernt.

    Wahrscheinlich eignete sich Mickey sein Vokabular als Küken an. Einige Vögel erlernen ihren Gesang als Küken während „eines sehr schmalen Zeitfensters“ und ändern ihn im Laufe des Lebens dann kaum noch.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht

     

    Vögel


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