Wie gefährlich ist die Afrikanische Schweinepest? Zehn Fakten zur Tierseuche

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich immer weiter in Europa aus. Inzwischen wurde der erste Fall auf deutschem Gebiet bestätigt.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 9. Jan. 2020, 13:09 MEZ
Wildschweinmutter mit Frischlingen

Schweine in Gefahr: Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die ausschließlich Wild- und Hausschweine befällt und tödlich verläuft.

Foto von Shutterstock

1) Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung. Sie führt in den meisten Fällen zum Tod des Tieres innerhalb einer Woche.

2) Können sich Menschen und andere Tierarten mit der Afrikanischen Schweinepest anstecken?

Nein. Betroffen sind ausschließlich Wild- und Hausschweine. Das gilt allerdings auch für Schweine, die als Haustiere gehalten werden, wie etwa Hängebauch- oder Minischweine. Für Menschen und andere Tierarten ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich.

Galerie: Wildschweine

3) Besteht die Gefahr, dass das Virus mutiert und damit dem Menschen oder anderen Tieren gefährlich wird?

Das ist extrem unwahrscheinlich. Das Virus hat sich im Laufe der Evolution als Wirt auf Warzenschweine und Lederzecken in Afrika spezialisiert. Dass der Erreger einen vollständigen Wirtswechsel durchführt und dann auch noch ausgerechnet den Menschen wählt, ist so gut wie undenkbar.

4) Wie wird das Virus übertragen?

In den afrikanischen Ursprungsländern übertragen Lederzecken das Virus. Diese spielen in anderen Regionen keine Rolle. Hier kann die Seuche direkt von Schwein zu Schwein oder indirekt über kontaminierte Gegenstände, Nahrungsmittel und Futter übertragen werden. Schon ein weggeworfenes Wurstbrötchen, das mit dem Virus kontaminiert ist, kann reichen, um die Seuche einzuschleppen.

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    5) Gibt es einen Impfstoff?

    Nein. Weil aktuell weder Impfstoffe noch Therapiemöglichkeiten existieren, können ausschließlich Biosicherheit (insbesondere Einhaltung hygienischer Maßnahmen in Schweinebetrieben) sowie Populationsregulation bei Wildschweinen zur Bekämpfung eingesetzt werden.

    6) Wie lässt sich die Seuche bekämpfen?

    Würde die Afrikanische Schweinepest in Schweinemastbetrieben ausbrechen, könnte man das Problem höchstwahrscheinlich schnell über Isolationsmaßnahmen in den Griff bekommen. Bei Wildschweinen sieht die Sache anders aus. Es müsste ein vielfältiges Maßnahmenbündel zum Einsatz kommen. Die Instrumente reichen von vorrübergehenden Jagdstopps und Schutzzonen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern, über Drohneneinsätze zum Aufspüren von Kadavern bis hin zu Betretungsverboten gefährdeter Gebiete. Aus Angst vor einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest wurde ein 120 Kilometer langer Zaun an der Grenze zu Polen fertigstellt. Auch Bayern erwägt Zäune gegen die Schweinepest.

    7) Welche Teile Europas sind bereits betroffen?

    Seit 2014 tritt die Afrikanische Schweinepest im Baltikum und in Polen auf. 2017 breitete sie sich in die Tschechische Republik, nach Moldawien und nach Rumänien aus. Im Jahr 2018 wurden erste Fälle in Ungarn, Bulgarien und Belgien bekannt und im Jahr 2019 in der Slowakei und Serbien. Ende 2019 wurden neue Fälle in Westpolen nahe der deutschen Grenze gemeldet. Auch in Asien ist die Seuche auf dem Vormarsch. Seit dem 10. September 2020 gibt es einen bestätigten Fall in Brandenburg. Wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt wurde ein infizierter Wildschwein-Kadaver im Spree-Neiße-Kreis gefunden.

    8) Warum war Deutschland so lange verschont geblieben?

    Einerseits war Glück im Spiel. Im letzten Sommer etwa hat das Virus Belgien erreicht. Man vermutet, dass der Erreger in diesem Fall per Lebensmitteltransport von Osteuropa nach Belgien gesprungen ist und dabei Deutschland verschont hat. Andererseits wird in Deutschland auch viel für die Prävention getan, etwa durch umfangreiche Aufklärungsarbeit.

    9) Breitet sich das tödliche Virus nun weiter in Deutschland aus?

    Das Risiko, dass das Virus durch infizierte Wildschweine in Gegenden übergreift, die an die betroffenen Gebiete Belgiens und Polens angrenzen, ist groß. Unabhängig davon schätzen Experten die Gefahr einer Einschleppung durch fahrlässiges menschliches Handeln grundsätzlich als hoch ein.

    10) Welche Szenarien drohen im schlimmsten Fall, sollte es zu einem massiven Ausbruch der Seuche in Deutschland kommen?

    Die Folgen für den Handel wären schwerwiegend. Selbst wenn nur ein einziges Wildschwein mit Afrikanischer Schweinepest diagnostiziert würde, müsste Deutschland mit Handelssperren für Hausschweineprodukte in vielen Ländern rechnen. Der Bauernverband spricht von Milliardenschäden.

    Dieser Artikel wurde am 10.09.2020 inhaltlich von der Redaktion aktualisiert.

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