Mysteriöses Meisensterben: Der Erreger ist identifiziert
Immer mehr Blaumeisen fallen einer bakteriellen Erkrankung zum Opfer. Auch andere Arten sind betroffen.
Kranke Blaumeise: Die mit dem Bakterium infizierten Vögel wirken meist aufgeplustert. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind oft verklebt.
Apathisch und aufgeplustert sitzen sie auf dem Boden, nicht einmal mehr fliehen können sie. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind verklebt. Häufig wirken sie, als hätten sie Atemprobleme. Viele Tiere nehmen kein Futter mehr auf, manche scheinen unstillbaren Durst zu haben. Oft verenden sie kurze Zeit später. Die meisten Opfer der hoch ansteckenden Vogelkrankheit sind Blaumeisen. Doch in einzelnen Fällen erkranken auch andere kleine Singvögel, berichtet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Jetzt ist der Erreger des Meisensterbens identifiziert: Laut Nabu ist es ein Bakterium, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht. „Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt“, erklärt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Vermutlich sind auch Tannenmeise, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise betroffen. Seltener erkranken die größeren Kohlmeisen.“ Für Menschen und Haustiere sei der Erreger ungefährlich. Das Bakterium sei erst seit 1996 bekannt. In Großbritannien komme es flächendeckend regelmäßig vor.
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„Erste Fälle wurden uns bereits Mitte März aus Rheinhessen in Rheinland-Pfalz gemeldet“, ergänzt Nabu-Vogelschutzexperte Marius Adrion. Seitdem ist die Zahl stark gestiegen. Bis zum 22. April seien innerhalb von nur zwölf Tagen 13.800 Hinweise toter und kranker Blaumeisen eingegangen, teilt der Verband mit. Der Nabu ruft dazu auf, kranke und tote Meisen unter www.NABU.de/meisensterben zu melden.
Die Meisenkrankheit gilt als hochansteckend: Bei Verdachtsfällen sollte deshalb auf Vogeltränken und Futterstellen verzichtet werden.
Die meisten Tiere seien in der Nähe von Futterstellen gefunden worden. Wildlebende Vögel sollten deshalb nicht gefüttert werden, wenn kranke Vögel in der Nähe beobachtet wurden. Betroffen seien aktuell vor allem das Dreiländereck zwischen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie das nördliche Nordrhein-Westfalen und Teile Niedersachsens.
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