Schwarzweiße Liebschaft: Aus dem Leben von Stinktier-Besitzern

Der Fotograf Vincent Musi wollte herausfinden, wie sich das Leben mit einem Skunk anfühlt – und fuhr dafür auf das Skunk Fest, um die Insider zu fragen.

Von Vincent J. Musi
bilder von Vincent J Musi
Veröffentlicht am 21. Okt. 2020, 13:31 MESZ
Normalerweise zählen offene Habitate wie Halbwüsten, Buschland oder Steppen zu den natürlichen Habitaten der Tiere.

Normalerweise zählen offene Habitate wie Halbwüsten, Buschland oder Steppen zu den natürlichen Habitaten der Tiere. 

Foto von Vincent J. Musi, Nat Geo Image Collection

Wenn man in den letzten 20 Jahren für National Geographic fotografiert hat, lernt man, niemals irgendwem zu versprechen, dass er es in das Magazin „schaffen“ wird. Nachdem sie den Artikel über exotische Haustiere in der April-Ausgabe von 2014 gesehen hatten, waren einige Leute sogar froh, dass sie nicht in unsere Berichterstattung aufgenommen wurden. Sie befürchteten, dass der Ton des Artikels sie in ein wenig schmeichelhaftes Licht gerückt hätte.

Den größten Teil des Jahres 2013 hatte ich damit verbracht, die Exoten-Welt für die Titelgeschichte über wilde Haustiere zu fotografieren.

Der Besitz exotischer Haustiere ist ein sehr kompliziertes und oft umstrittenes Thema, das nicht selten in einer vereinfachten Weise dargestellt und rezipiert wird. Die fotografierten Tiere waren alles andere als wild. Sie wurden über viele Generationen hinweg in Gefangenschaft gezüchtet und sind häufig in den Häusern und Gärten in Indiana, Ohio, Florida und Texas zu finden.

Links: Das Ehepaar Jackie und Kevin Hanes mit Suzy-Q und Flower.

Rechts: Travis Hamza alias DJ Babymaka hält Nona Dema, einen 6-jährigen Skunk.

Foto von Vincent J. Musi, Nat Geo Image Collection

„Die Leute sagen immer, dass Skunks als Haustiere wie Katzen seien. Das bringt mich immer zum Lachen, denn sowas kann ganz klar nur jemand sagen, der nie einen Skunk hatte. Aber Stinktierbesitzer kennen die Wahrheit ganz gut. Skunks sind viel anhänglicher und viel intelligenter. Sie verkörpern eine Entschlossenheit und einen Einfallsreichtum, der Willie Nelson ein Lächeln ins Gesicht und eine Träne in die Augen zaubern würde. Skunks sind so amerikanisch, wie es nur geht. Sorry, Weißkopfseeadler.“
– Travis Hamza

Ich traf durchaus engagierte und fürsorgliche Menschen, die Affen, Schimpansen, Löwen, Tiger, Pumas, giftige Reptilien, Bären, Lemuren, Kängurus, Luchse, Alligatoren und Igel besaßen. Einer hielt sogar ein Wasserschwein – ein bis zu 90 Kilogramm schweres Nagetier, das in Brasilien heimisch ist.

Überraschenderweise befürworteten nur sehr wenige der Menschen, die ich traf, die Haltung exotischer Haustiere. Die meisten sagten sogar, sie würden anderen Menschen dringend davon abraten, sich einen Exoten zuzulegen. Das taten sie nicht aus Reue, sondern als Warnung an potenzielle Besitzer. Denn für die Pflege solcher Tiere ist ein außergewöhnliches Maß an Verantwortung und Engagement erforderlich. Jeder dieser Menschen kam auf unterschiedliche Weise zu seinen Tieren, und ihre Beziehungen zu ihren Schützlingen sind ebenso vielfältig.

Albert Killian ist ein sanfter Mann, der von Schlangen fasziniert ist. Er lebt Seite an Seite mit Königskobras, Uräusschlangen und anderen extrem giftigen Schlangen. Sein Schlafzimmer, in dem er sie hält, sieht eher aus wie ein Ausstellungsraum in einem Zoo. Er verehrt und respektiert ein Tier, das nicht wirklich Zuneigung gibt oder will. Und er wurde über 100 Mal gebissen.

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    Links: Shawn Geary und Allo. Shawn ist ein IT-Fachmann. Seine Großmutter hatte Skunks, mit denen er als Kind gespielt hat. Seine Frau Carole wollte immer eins haben.

    Rechts: Die Gründerin des Skunk Festivals Deborah Cipriani mit dem 3-jährigen Ozzie.

    Foto von Vincent J. Musi, Nat Geo Image Collection

    „Ich würde nie ohne einen Skunk leben. Sie sind sehr intelligent, haben Gefühle und binden sich an ihre menschlichen Gefährten. Aber sie sind nicht für jeden geeignet. Bevor man sich ein Tier anschafft, muss man sich gut darüber informieren.“
    – Deborah Cipriani

    Umgekehrt war Alison Pascoe Freedman in den letzten 33 Jahren selten mehr als eine Armlänge von Amelia entfernt, ihrem frechen und anhänglichen Kapuzineraffen. Amelia war nur ein kleines Tier, aber ein großer Teil von Alisons Leben. Die beiden gingen überall zusammen hin, da Alison Amelia oft in ihrer Tasche mit sich herumtrug.

    Ich war sehr an den Unterschieden, aber auch an den Gemeinsamkeiten dieser Beziehungen interessiert. Waren alle Affenbesitzer wie Alison? Gab es überhaupt so etwas wie den typischen Affenbesitzer? Ich wusste zumindest ganz sicher, dass nicht alle Affen wie Amelia waren.

    Und dann stolperte ich über das Skunk Fest. Es wurde von Deborah Cipriani ins Leben gerufen, die mit mehr als 50 Skunks in ihrem Haus in Ohio lebt und sich um sie kümmert. Seit 18 Jahren ist es eine Gemeinschaftsveranstaltung, die Stinktierbesitzer zusammenbringt und einem interessierten Publikum zugänglich macht.

    Der 8-jährige Maverick Anderson und seine 9-jährige Schwester Maggie kümmern sich um ihren Skunk Loki.

    Foto von Vincent J. Musi, Nat Geo Image Collection

    „Das Skunk Fest war ein richtig aufregender Tag. Maggie war zum Zeitpunkt des Fotos 9 und Maverick 8 Jahre alt. Loki ist unser geliebter Skunk, um den sich sowohl Maggie als auch Maverick kümmern. Wir haben ihn von einem Züchter in Frazeysburg in Ohio gekauft und zahlen jedes Jahr eine Gebühr für eine Haltungsgenehmigung. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen, und er ist ein richtiger Kuschler. Jede Nacht schläft er in Papas Nacken und tagsüber schläft er am liebsten in unserem Sockenkorb. Es ist ziemlich lustig, ein Paar Socken zu holen und plötzlich guckt da so ein niedliches kleines Gesicht raus. Sein Lieblingsspielzeug ist ein sprechender Furby, den er mich sich herumträgt. Er ist ein Teil unserer Familie.“
    – Die Andersons

    Wir bauten ein kleines Pop-up-Studio und luden einen Querschnitt von Skunks und ihren Besitzern ein, um sie zu portraitieren. Die Idee dahinter war, dieselbe Tierart zu fotografieren und dabei die Vielfalt der Beziehungen zu ihren Haltern zu zeigen. Wie sieht ein Besitzer eines exotischen Tiers aus? Wie man sehen kann, sind sie so vielfältig wie die Tiere, die sie lieben. Und sie haben zu ihren Skunks dieselbe Art von Beziehung, die andere Menschen zu Katzen oder Hunden haben.

    Links: Nikki Edwards mit Bandit.

    Rechts: Nikkis Mutter, Gail Ceneskie, hält Bella im Arm. Nikki versorgt daheim die Kinder und Skunks. Gail ist Vorstandsassistentin. Bellas Kopf ist in Gails Mund abgetaucht, um Walnüsse rauszuholen.

    Foto von Vincent J. Musi, Nat Geo Image Collection

    „Bella ist eine totale Diva, die ihren eigenen Kopf durchsetzen will und NUR ihren eigenen Kopf. Aber sie kuschelt mit einem, wenn sie weiß, dass man das gerade braucht. Bandit ist ein Muttersöhnchen. Und ich bin seine Mama. Er kuschelt sich an mich und schläft stundenlang. Sie begleiten mich in ihrem „Cadillac“, einem Doppelkinderwagen, überall dorthin, wo ich damit durchkomme.“

    – Gail Ceneskie

    Ich urteile an dieser Stelle nicht über den Besitz dieser Tiere. Ich bin nur der Bote. Aber als Außenstehender finde ich es faszinierend, dass diese Menschen auf diese Weise verbunden sind: durch ihre Liebe zu einem Tier, das gefürchtet, missverstanden und nur selten geliebt wird.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

    Exotische Tiere in Texas: Ranches für die Zucht und Jagd boomen

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