Hummeln: Die Gewinner des Insektensommers 2022
Forschung zum Anfassen: 18.300 Menschen beteiligten sich an Deutschlands größter Insektenzählung des NABU. Dabei schnitten gleich drei Hummelarten besonders gut ab.
Die Ackerhummel wurde während der Zählung besonders häufig gesichtet.
Bereits zum fünften Mal rief der NABU in diesem Jahr zur deutschlandweit größten Insektenzählung. Der Insektensommer ist eine gemeinsame Aktion mit dem bayerischen Landesverband für Vogelschutz, die dabei helfen soll, den Zustand des Bestands der heimischen Sechsbeiner zu ermitteln. Ganz nebenbei und fast schon spielerisch soll zudem die Wichtigkeit der Insektenwelt hervorgehoben und die Hemmschwelle der Menschen, sich mit Insekten auseinanderzusetzen, gesenkt werden.
Innerhalb zweier Zeiträume im Juli und August beteiligten sich über 18.300 Menschen an der Zählung – so viele wie noch nie. Die Aktion war somit ein voller Erfolg, findet Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des NABU: „Dass auch in diesem Sommer wieder so viele Menschen Insekten beobachten und zählen, freut uns außerordentlich. Auch im fünften Jahr der Aktion scheint das Interesse an den Sechsbeinern nicht nachzulassen.” Das sei besonders im Hinblick auf die Biodiversität und das voranschreitende Insektensterben wichtig. „Man schützt nur, was man kennt”, so Miller.
Hummeln sind die Gewinner
Die lange Liste der rund 65.000 gemeldeten Beobachtungen wird gleich von mehreren Hummelarten angeführt: Ackerhummel, Erdhummel und Steinhummel finden sich auf den ersten drei Plätzen zusammen. Überraschend sind die vielen Sichtungen von Hummeln jedoch nicht. Auch in den vorherigen Jahren wurden Arten der Gattung bereits auffällig oft gemeldet. Laut NABU kann das zum einen daran liegen, dass Menschen die recht auffälligen Insekten schlichtweg leichter und öfter sehen. Zum anderen finden sich Hummeln aufgrund des Nahrungsangebots besonders häufig in heimischen Gärten wieder – dem hauptsächlichen Beobachtungsort der meisten Teilnehmenden.
Dass sich besonders viele Augen auf die fleißigen Hummeln richteten, war laut Projektleiterin Daniela Franzisi auch der diesjährigen Entdeckungsfrage „Kannst Du Hummeln am Hintern erkennen?” geschuldet. Festgelegt wird diese für einen Zeitraum von zwei Jahren, womit die Hummelarten auch im nächsten Jahr nochmals in den Fokus gerückt werden. So können möglichst genaue Vergleichswerte geschaffen werden. Gleichzeitig wird damit die Sensibilisierung für die Vielfalt der Insektenwelt verstärkt – denn laut Franzisi war vielen Beobachtenden gar nicht bewusst, dass es unterschiedliche Hummelarten gibt.
Grund zum Aufatmen ist diese Spitzenreiterposition allerdings nicht. Auch wenn die am meisten gemeldeten Hummeln nicht vom Aussterben bedroht sind – eine Sensibilisierung für ihre wichtige Rolle in unserem Ökosystem und unserer Nahrungskette ist ein wichtiger Schritt dafür, dass das auch so bleibt. „Es ist keine Erholung für die Hummeln oder andere Wildbienen zu erkennen – stattdessen zeigt sich aber, dass die große Mitmachaktion einen wichtigen Beitrag leistet, um das Artenwissen bei den Menschen zu stärken“, so Franzisi.
Insektenschutz leicht gemacht
Das Mitmachen beim Insektensommer gestaltete sich auch in diesem Jahr bewusst einfach. Die Aufgabe: Als Hobbyforscher sucht man sich an einem vorzugsweise sonnigen und windstillen Tag einen geeigneten Platz in der Natur – ganz egal ob am Wasser, im Wald, entlang einer Wiese oder im eigenen Garten. Hilfreich ist es, sich auf einen kleinen Radius von etwa zehn Metern zu konzentrieren. Dann werden über eine Stunde hinweg jegliche Insektensichtungen notiert, fotografiert und gezählt. Praktische Bestimmungshilfen für Anfänger und Fortgeschrittene stellt der NABU kostenlos auf seiner Website zur Verfügung.
Für den Einstieg in das Insektenzählen rät Franzisi, sich vorerst auf einige wenige Arten zu konzentrieren. Vor allem frühe Erfolgserlebnisse würden dazu motivieren, noch mehr von der Insektenwelt entdecken zu wollen. Bei erfolgreichen Sichtungen können diese anschließend in wenigen Schritten über die Webapp Insektengucker des NABU eingereicht werden. Das Leitthema und die Zeiträume für die nächste große Zählung stehen bereits fest. Auch im Juni und August 2023 liegt der Fokus wieder auf den Hummeln.
Darüber hinaus können auch außerhalb von besonderen Mitmachaktionen jederzeit Beobachtungen von Insekten gemeldet werden. „Wir wollen mithilfe der Bevölkerung Langzeitdaten umsetzen, um bestimmte Trends bei den Insekten oder besondere Populationsbeobachtungen dokumentieren zu können”, so Franzisi. Dabei kann mit jeder Sichtung geholfen werden – sei sie auch noch so unscheinbar.