Wie kleine Teiche unsere Amphibien retten können
Durch einfache Naturschutzmaßnahmen kann der Rückgang der Bestände von Fröschen, Kröten und Molchen gestoppt und sogar umgekehrt werden, wie eine Studie aus der Schweiz nun herausfand.
Laut der Ökologin Helen Moor ist jeder noch so kleine Gartenteich ein wertvoller Beitrag für den Schutz von Amphibien.
Es quakt immer seltener entlang der heimischen Wiesen, Bäche und Tümpel: Die Biodiversität steckt in einer Krise – und macht auch vor Amphibien nicht halt. Die Schaffung von Lebensräumen könnte dies ändern. Doch trotz umfangreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Artenschutz gibt es laut Forschenden aus der Schweiz eine drastische Kluft zwischen dem gesammelten Wissen und der tatsächlichen Umsetzung dieses Wissens in der Praxis. Dabei könnte es in vielen Fällen so einfach sein.
Ein perfektes Beispiel hierfür ist die Evaluierung eines Teichbauprogrammes, bei dem im Schweizer Kanton Aargau großräumig Hunderte neuer, künstlich angelegter Teiche und Tümpel geschaffen wurden. Die Daten des Projekts wurden durch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und das Wasserforschungsinstitut Eawag in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz ausgewertet. Die Erkenntnis, dass diese einfache Maßnahme im großen Maßstab ganzen Populationen von Amphibien helfen kann, erbrachte nun die dazugehörige Studie. Die erfreulichen Ergebnisse wurden im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.
“Wir waren erstaunt über das deutliche Resultat. Gerade im Hinblick darauf, dass ja die anderen Bedrohungen zwischenzeitlich nicht abgenommen haben.”
Lebensraum Teich: So simpel wie genial
Im Rahmen des Monitoringprogramms wurden in Aargau zwischen 1999 und 2019 über 400 neue Teiche geschaffen. Mithilfe der Kombination von Bewegungsmodellen und Überwachungsdaten aus diesem Zeitraum kam das Team um Ökologin Helen Moor nun zu der Erkenntnis, dass gefährdete Amphibien massiv von derartigen Baumaßnahmen profitieren. Die Daten konzentrierten sich auf zwölf teichbrütende Amphibienarten aus dem Kanton, der von dichter Besiedelung und intensiver Landnutzung geprägt ist.
Dabei stieg laut Studie „nach Jahrzehnten des Bevölkerungsrückgangs" die Anzahl von gleich zehn der zwölf Arten landesweit an. Zusätzlich blieb eine der beobachteten Arten stabil und lediglich bei einer von ihnen ging der Bestand zurück.
Diese positive Entwicklung ist laut den Forschenden sowohl der erhöhten Anzahl und Dichte der Teiche zuzuschreiben, als auch der Lage der Wasserflächen. Je näher diese an Wäldern liegen, desto höher sind die Chancen für eine nachhaltige und hohe Rate der Besiedelung. Die verhältnismäßig einfachen Methoden wie das Schaffen von Lebensraum, einer wiederhergestellten Lebensraumdynamik und einer gewissen Vernetzung der Teichflächen – weit entfernt von Risikofaktoren wie Straßen – stellten sich also als voller Erfolg heraus.
Kleine Teiche, großer Nutzen
Laut den Forschenden ist besonders beeindruckend, dass dieses Zusammenspiel „trotz anhaltendem Druck durch andere Stressoren in einer vom Menschen dominierten Landschaft” für einen derartigen Erfolg sorgte. Dabei komme es nicht einmal unbedingt auf die Größe der neu geschaffenen Lebensräume an. Denn obwohl sich durch die Evaluation des Programms vor allem größere Teiche in Waldnähe als förderlich herausstellten, haben verschiedenen Arten von Amphibien auch unterschiedliche Vorlieben. Deshalb ist laut Studie jede neu geschaffene Wasserfläche hilfreich.
Beispielsweise stellten jene Teiche oder Tümpel, die aufgrund von Grundwasserschwankungen zu zeitweisen Trockenperioden neigten, vor allem für die beobachteten Gelbbauchunken, Kreuzkröten oder jegliche Molcharten einen wichtigen Lebensraum dar. Und auch kleine, naturnah gestaltete Gartenteiche konnten dazu beitragen, dass sich die Amphibienpopulationen wieder erholen. Zusätzlich sind Teiche in der Landwirtschaft, die auf Wiesen zur Tränkung von Nutztieren angelegt werden, hilfreiche Bruthabitate.
Alles in allem ist „die beobachtete Erholung der meisten Arten ein bemerkenswertes und ermutigendes Ergebnis für den Naturschutz”, so Moor. Sie betont, dass dies vor allem möglich war, „weil sich die zuständigen Behörden schon früh zu einem großen Naturschutzengagement verpflichteten und viele Akteure zum Teichbau beitrugen.” Wenn ihre Erkenntnisse bezüglich dieser Naturschutzmaßnahmen jetzt also nicht nur wahrgenommen, sondern auch anderswo umgesetzt werden, könnte die Zukunft von Frosch, Kröte, Molch und Co. rosig aussehen.