Relikte der Urzeit: Die fünf seltensten Amphibien Deutschlands

Frösche, Kröten, Unken – die meisten Amphibien in Deutschland sind klein und unscheinbar. Doch dann ist da noch ein zugewanderter Gigant, der alles verschlingt, was ihm vors Maul schwimmt – sogar Wasservögel.

Die Hälfte aller Amphibien in Deutschland ist gefährdet – auch die Knoblauchkröte.

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Von Jens Voss
Veröffentlicht am 5. Mai 2022, 12:58 MESZ

Vor rund 380 Millionen Jahren begannen die ersten Tiere damit, das Wasser zu verlassen und das Land zu erobern. Doch bis heute gibt es urtümliche Kreaturen, die immer wieder in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren müssen. Frösche, Kröten, Molche, Salamander, Unken: Alle haben eines gemeinsam. Sie sind zwar Landwirbeltiere, können sich aber nur in Gewässern fortpflanzen. Damit zählen sie zu den Amphibien oder Lurchen.

Nur 21 Amphibienarten gibt es in Deutschland. Die Hälfte davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Einige Amphibien wie die Rotbauchunke sind stark gefährdet. Andere wie der Alpensalamander sind zwar sehr selten, weil sie nur in ganz speziellen Lebensräumen vorkommen, gelten aber als ungefährdet.

Die meisten heimischen Amphibien sind klein und unscheinbar. Doch es gibt auch einen laut quakenden Giganten, der über Umwege nach Deutschland gekommen ist: Der Nordamerikanische Ochsenfrosch erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 25 Zentimetern. Mit ausgestreckten Beinen kann er so lang werden wie ein neugeborenes Baby. Mehr als ein Kilo bringt ein solcher Koloss auf die Waage.

Gefräßiger Eindringling: Der Nordamerikanische Ochsenfrosch steht auf der Liste der unerwünschten invasiven Arten.

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Der Ochsenfrosch zählt zu den invasiven Arten. Einige Terrarium- oder Gartenteichbesitzer halten den Riesenlurch als Attraktion. Von dort aus finden immer wieder Tiere den Weg in die freie Natur – oder werden verbotenerweise einfach ausgesetzt.

Eine stabile Population hat sich inzwischen unter anderem in den Rheinauen bei Karlsruhe entwickelt. Trotz Bekämpfungsmaßnahmen breiten sich die Tiere weiter aus – ein Problem für die heimische Tierwelt. Denn der Ochsenfrosch verschlingt alles, was er überwältigen kann: Von anderen Amphibien über Schlangen bis hin zu Küken von Wasservögeln.

Vor allem heimische Amphibien verdrängt er aus ihrem angestammten Revier. Seit 2016 steht der Nordamerikanische Ochsenfrosch deshalb auf der Liste der unerwünschten invasiven Arten der EU.

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    Alpensalamander

    Als Bergbewohner kommt der Alpensalamander (Salamandra atra) in Deutschland nur in Bayern und Baden-Württemberg vor. Dort bewohnt er lichte Laub- und Mischwälder mit kühlen Bächen. Wegen seiner lokalen Verbreitung gilt er als seltenste heimische Amphibie. Der Bestandstrend ist aber stabil, die Art gilt derzeit als nicht gefährdet. Die größte Gefahr ist der Klimawandel: Er könnte die Lebensbedingungen des schwarz glänzenden, rund 15 Zentimeter langen Salamanders durch Trockenheit und extreme Niederschläge vor allem in den tieferen Lagen verschlechtern. Auch Waldstraßen, Skipisten und Beschneiungsanlagen setzen dem Alpensalamander zu.

    Alpensalamander

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    Geburtshelferkröte

    Ihr Name ist Programm: Während der Fortpflanzungszeit tragen männliche Geburtshelferkröten (Alytes obstetricans) die Eier um ihre eigenen Hinterbeine gewickelt mit sich herum, um die Larven später im Gewässer abzusetzen. Die braungraue, etwa fünf Zentimeter kleine Kröte ist in weiten Teilen Westeuropas verbreitet. In Deutschland gilt sie inzwischen als stark gefährdet. Hauptgrund ist der fortschreitende Biotopverlust: Die Geburtshelferkröte stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie bevorzugt vegetationsarme Böden mit viel Sonne, Grabmöglichkeiten und Verstecken. Gute Lebensbedingungen findet sie zum Beispiel auf traditionellen, extensiv bewirtschafteten Höfen. Doch die werden immer seltener.

    Geburtshelferkröte

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    Springfrosch

    Der Springfrosch (Rana dalmatina) ist Deutschlands seltenster Frosch. Er kommt hierzulande nicht flächendeckend vor, sondern in oft weit voneinander getrennten Teilgebieten. Der biologisch so wichtige genetische Austausch mit anderen Populationen ist deshalb extrem unwahrscheinlich. Der bis zu neun Zentimeter lange Lurch liebt lichte und gewässerreiche Laubmischwälder. Neben der Lebensraumzerstörung macht ihm der Straßenverkehr zu schaffen. Bei Wanderungen vom Winterquartier zum Laichgewässer sterben zahlreiche Springfrösche. Wie anderen Amphibien auch macht ihm außerdem der künstliche Fischbesatz in Kleinstgewässern zu schaffen.

    Springfrosch

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    Rotbauchunke

    Mit ihren auffälligen feuerroten Flecken auf der Unterseite warnt sie ihre Feinde: Achtung, ungenießbar! Die nur knapp fünf Zentimeter kleine Rotbauchunke (Bombina bombina) gilt in Deutschland als stark gefährdet. Als wärmeliebende Art des Tieflands meidet sie Mittelgebirgslagen und kühle Regionen. Große Populationen können sich in naturnahen Kulturlandschaften und Auen entwickeln. Wie so viele andere Arten auch leidet sie unter dem Verlust ihres natürlichen Lebensraums: Der Zerstörung und zunehmenden Austrocknung natürlicher Kleingewässer, der intensiven Landwirtschaft, aber auch unter dem Fischbesatz in Teichen. Viele Rotbauchunken sterben bei ihren Wanderungen im Straßenverkehr.

    Rotbauchunke

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    Fadenmolch

    Der Fadenmolch (Lissotriton helveticus) lebt in großen Teilen Westeuropas. In Deutschland ist er vor allem im Süden und Südwesten verbreitet. Der unscheinbare hellbraune Molch wird etwa neun Zentimeter lang. Er bevorzugt wasserreiche Laubwälder in Mittelgebirgslagen. Seine Eier legt er oft in kleinsten Gewässern ab, zum Beispiel in wassergefüllten Fahrspuren auf Waldwegen. Der Verlust solcher Staugewässer und bewässerter Wiesen, auch durch die zunehmende Frühjahrstrockenheit, setzt dem Fadenmolch stark zu. In stark landwirtschaftlich geprägten Gebieten ist er selten.

    Fadenmolch

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    Quelle: Rote Liste der gefährdeten Arten

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