Macht warmes Wetter Hunde aggressiv?

Wenn die Temperaturen steigen, steigt beim Menschen auch die Gewaltbereitschaft. Forschende wollten herausfinden, ob das auch bei Hunden der Fall ist. Dabei halfen Ihnen Berichte über Hundebisse – und Wetterdaten.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 23. Juni 2023, 08:44 MESZ
Ein Hund liegt auf dem Boden und Sonnenstrahlen fallen auf ihn.

Hitze macht den meisten Lebewesen zu schaffen – und löst bei manchen Aggressionen aus. Ob das auch für Hunde gilt haben Forschende der Harvard Medical School untersucht.

Foto von Przemyslaw Iciak / adobe Stock

Hunde, die bellen, beißen nicht – Hunde, denen heiß ist, unter Umständen schon. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Forschenden der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, die in der Zeitschrift Scientific Reports erschienen ist. Ihr zufolge kommt es an Tagen mit heißem, sonnigem Wetter und erhöhter Luftverschmutzung bis zu 11 Prozent häufiger zu Hundebissen als an Tagen mit gemäßigten Temperaturen und Umweltwerten.

Nachdem frühere Untersuchungen bereits zeigen konnten, dass wärmeres Wetter und höhere Umweltbelastungen Menschen, Rhesusaffen, Ratten und Mäuse aggressiv machen, wollten Clas Linnmann, Assistenzprofessor für Physikalische Medizin und Rehabilitation, und sein Team herausfinden, ob dasselbe auch für Hunde gilt.  

Ozon, UV-Strahlung, Hitze

Für die Studie trugen die Forschenden Daten zu Hundebissen zusammen, die in den Jahren zwischen 2009 und 2019 in acht US-amerikanischen Städten – darunter Dallas, Los Angeles und New York City – registriert wurden. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 69.525 Vorfälle gemeldet, also innerhalb von zehn Jahren im Durchschnitt drei Bisse pro Tag.

Diese Daten glich das Forschungsteam mit Informationen zu den taggenauen Temperaturen, der Feinstaubbelastung und der Ozon-Konzentration ab. Außerdem berücksichtigten sie die an den Tagen der Vorfälle gemessene UV-Strahlung und Niederschlagsmenge.

Es zeigte sich, dass die Häufigkeit von Hundebissen an Tagen mit erhöhten UV-Werten um elf Prozent anstieg. Hohe Temperaturen lassen der Studie zufolge das Risiko, dass ein Hund aggressiv wird, um vier Prozent ansteigen. Erhöhte Ozonwerte machen einen Hundebiss um drei Prozent wahrscheinlicher. Wenn es stark regnet, ist die Fallzahl hingegen durchschnittlich um ein Prozent niedriger. Im Zusammenhang mit veränderten Feinstaubwerten konnten die Studienautoren keinen Effekt feststellen.

Botenstoffe lösen Aggressionen aus

Die Daten, auf denen die Studie basiert, stammen aus Krankenhausakten und Dokumentationen der Tierkontrollbehörden. Da meist nur schwerwiegende Vorfälle gemeldet werden oder eine Behandlung der Gebissenen nötig machen, bilden die Ergebnisse der Studie auch nur diese ab. In den meisten Fällen fehlten außerdem Angaben zu Rasse, Alter und Lebenssituation des Hundes, sodass diese Aspekte in der Studie nicht berücksichtigt wurden.

Laut der Erhebung gehen Hundebissen in den meisten Fällen Situationen voraus, in denen eine dem Hund bekannte Person mit dem Tier interagiert oder den Versuch dazu startet. Bei gutem Wetter verbringen Menschen und Hunde meist mehr Zeit miteinander. Die Studienautoren haben darum geprüft, ob die Häufigkeit von Hundebissen an solchen Tagen mit dem intensiveren Kontakt zusammenhängt. Die Analyse der Daten konnte dies nicht bestätigen. Im Gegenteil: An Wochenenden und Feiertagen, an denen Hundehalter naturgemäß mehr Zeit für ihre Haustiere haben, war das Risiko, gebissen zu werden, im Schnitt sogar leicht verringert.

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    Dass aber Ozon Aggressionen auslösen kann, wurde in früheren Studien bereits belegt. Das Gas hat einen starken Geruch, löst oxidativen Stress in den Atemwegen aus und beeinträchtigt die Lungenfunktion. Es ist extrem reaktiv und löst in Organismen die Freisetzung einer Reihe von Botenstoffen aus, die sich auch auf das Verhalten auswirken. Hohe Sonneneinstrahlung und Lufttemperatur lassen die Ozon-Konzentration steigen – eine Mischung, die Menschen erwiesenermaßen gewaltbereit macht.

    Die Studie der Harvard Medical School legt nahe, dass es diesen Effekt auch bei Hunden gibt. Das Forschungsteam will nun weitere Untersuchungen anstellen, um den Zusammenhang konkret zu belegen.

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