Pro und Contra: Sollten Zirkustiere verboten werden?

Tierschützer fordern, exotische Tiere wie Elefanten oder Löwen in der Manege zu verbieten. Zirkusfreunde halten dagegen, eine tiergerechte Haltung sei auch im Zirkus möglich. Argumente für und gegen die Haltung von Wildtieren im Zirkus.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 10. Aug. 2023, 08:19 MESZ
Asiatische Elefanten in der Zirkusmanege

Asiatische Elefanten in der Zirkusmanege

Foto von Bill Sikes, AP Photo

Seit Jahrtausenden fasziniert der Zirkus die Menschheit. Bilder von Akrobaten schmücken die Wände ägyptischer Gräber, die auf 1.250 v. Chr. datiert wurden. Auch die alten Griechen und Römer liebten das Spektakel. In riesigen Arenen wie dem Circus Maximus führten sie martialische Wagenrennen und Wettkämpfe durch.

Der Zirkus in seiner heutigen Form entstand im 18. Jahrhundert. Der britische Soldat Philip Astley hatte in seiner Freizeit Kunststücke mit dem Pferd eingeübt und um 1770 das „Astley's Amphitheatre“ in London gegründet. Ein voller Erfolg, der bald zahlreicher Nachahmer fand.

Seine Blütezeit erlebte der moderne Zirkus Anfang des 20. Jahrhunderts. Wanderzirkusse schossen wie Pilze aus dem Boden und lockten die Besucher mit immer neuen Attraktionen in die Manege. Heute steckt der Zirkus in der Krise. 

Die Gründe sind vielfältig: Hohe Kosten, Nachwuchsmangel und die konkurrierende digitale Unterhaltungsindustrie stellen die Zirkusbetreiber vor ernsthafte Herausforderungen. Hinzu kommt die aktuelle Tierschutzdebatte. Viele Menschen halten die Haltung und Dressur von Wildtieren im Zirkus für nicht mehr zeitgemäß.

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Können Zirkustiere artgerecht gehalten werden?

Fakt ist: In den meisten EU-Ländern ist die Wildtierhaltung im Zirkus inzwischen teilweise oder ganz verboten. Auch in Deutschland gab es bereits mehrere Vorstöße, die jedoch allesamt im Bundestag scheiterten. 

Die Kernfrage lautet: Ist eine artgerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus möglich? Tierschutzorganisationen wie Peta verneinen dies. Sie fordern ein Verbot von Tieren im Zirkus. Anhänger des klassischen Zirkuskonzepts wie die Gesellschaft der Circusfreunde widersprechen. Sie sind der Meinung, dass Tiere zum Zirkus gehören. Die meisten deutschen Zirkusse hielten ihre Tiere artgerecht. 

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    Pro: Ein Verbot von Wildtieren ist überfällig

    • Die Tierschutzorganisation Peta ist überzeugt: „Ein Zirkus kann insbesondere den Ansprüchen von Wildtieren an ihren natürlichen Lebensraum nicht gerecht werden.“ 
    • Die meisten Tiere seien von Natur aus sehr aktiv. Im Zirkus verbrächten sie jedoch den meisten Teil ihres Lebens in Transportkäfigen, Boxen oder viel zu kleinen Gehegen. Das führe zu gesundheitlichen Problemen und Verhaltensstörungen.
    • Die ständigen Ortswechsel seien vor allem für Großsäugetiere wie Elefanten oder Giraffen mit Stress und körperlichen Belastungen verbunden. Die Tiere litten unter Lärm und wechselnden klimatischen Bedingungen.
    • Auch die Dressur stresse die Tiere. Sie basiere auf Gewalt und Zwang. Bei ihren Darbietungen müssten die Tiere oft unnatürliches Verhalten zeigen.
    • Während der Vorführungen seien die Tiere dann durch grelle Lichter, Musik und Menschenmassen zusätzlichem Stress ausgesetzt.
    • Peta betont, es gebe in Deutschland nur wenige Tierärzte, die sich mit exotischen Tieren auskennen. Diese seien aber für viele Zirkusse kaum bezahlbar. Bei amtstierärztlichen Kontrollen würden immer wieder Verstöße gegen die Haltungsanforderungen festgestellt.

    Contra: Ein Verbot Wildtieren im Zirkus wäre unsinnig

    • Die Gesellschaft der Circusfreunde hält dagegen: Eine „tier- und verhaltensgerechte Haltung“ im Zirkus sei möglich. Das werde in den meisten Zirkus-Unternehmen so praktiziert.
    • Zirkustiere seien keine Gefangenen. Viele Zirkusse hätten in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, um ihre Tierhaltung zu verbessern. In allen deutschen Zirkussen gebe es mittlerweile große Freigehege. 
    • Das Reisen verlaufe ohne Stress, sofern die Zirkustiere schrittweise, behutsam und bereits als Jungtiere damit konfrontiert würden.
    • Fast alle im Zirkus lebenden Wildtiere seien in Menschenobhut geboren worden. Deshalb seien sie von klein auf an das Zirkusleben gewöhnt. Bei guter Haltung zeigten sie keine Verhaltensweisen, die auf Unwohlsein, Stress oder Angst hinweisen.
    • Auch Dressur und Aufführungen seien keine Qual. Vielmehr förderten sie die körperliche und geistige Fitness der Tiere. Bei den Dressurübungen handele es sich um natürliche Bewegungsabläufe. All das basiere auf einem engen Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier. 
    • Die Zirkustierhaltung werde durch gesetzliche Bestimmungen geregelt und von den Veterinärämtern regelmäßig kontrolliert.
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