National Geographics Elefanten: Die besten Bilder aus 100 Jahren Berichterstattung
Von der exotischen Trophäe bis hin zur bedrohten Art: Jahrzehntelang haben National Geographic Fotografen das Leben der Dickhäuter, ihr Verhalten und ihre Beziehung zu Menschen dokumentiert – und damit einen wichtigen Beitrag zu ihrem Schutz geleistet.
Der erste National Geographic-Artikel über Elefanten erschien im Jahr 1906. Seitdem waren die Dickhäuter immer wieder Thema in dem Magazin: Ob als Jagdtrophäen, Lasttier oder Spezies, die unseres dringenden Schutzes bedarf. Mit der Zeit schritt die Technik voran und ermöglichte immer intimere Aufnahmen der Tiere. Für dieses Bild von Elefantenwaisen, die in einem Wasserloch im kenianischen Tsavo-Nationalpark plantschen, band Fotograf Michael Nichols seine Kamera an einer Stange. Auf diese Weise konnte er den Tieren nahekommen und trotzdem den nötigen Sicherheitsabstand halten. Schlammbäder sind Teil der täglichen Elefantenhygiene. Sie reinigen nicht nur die Haut, sondern schützen auch vor Sonne und Insekten.
Die im Jahr 1928 verstorbene Autorin und Fotografin Eliza Scidmore war nicht nur das erste weibliche Vorstandsmitglied der National Geographic Society, sondern im Dezember 1906 auch für den Abdruck der ersten Elefantenbilder in dem Magazin verantwortlich. Entstanden waren sie auf einer Reise Scidmores ins heutige Thailand. Dort hatte sie Asiatische Elefanten fotografiert, die zusammengetrieben wurden, um dem König von Siam als Arbeitstiere zu dienen.
In den folgenden 100 Jahren veröffentlichte National Geographic immer wieder Bilder von Elefanten in ihrem natürlich Lebensraum – und hielt fest, wie der Mensch die Tiere sowohl gefährdet als auch schützt.
In unserer Galerie haben wir die schönsten dieser Bilder aus den Archiven zusammengetragen.
Eine Zeitreise durch die Berichterstattung
Schon im Jahr 1907, ein Jahr nach Scidmores Bildern, erschienen in National Geographic Nachtaufnahmen, die Fotograf Carl Schillings von Afrikanischen Elefanten in der Nähe des Kilimandscharo in Tansania gemacht hatte.
Die erste umfassende Reportage über Elefanten druckte das Magazin im Jahr 1912. Sie entstand während einer viel beachteten Jagdexpedition unter der Leitung des ehemaligen US-Präsidenten Teddy Roosevelt. Die Bilder lieferte Carl Akeley, der Tierpräparator von P.T. Barnum, Gründer des Barnum & Bailey Zirkusunternehmens.
Rückblickend erkennt Julia Andrews, Fotoredakteurin der National Geographic Image Collection, in der Berichterstattung über die Dickhäuter immer neue Trends. Ihr zufolge wurden Elefanten in den ersten Jahren hauptsächlich als Jagdwild dargestellt. „Das Narrativ lässt sich mit ‚Mann mit seiner Trophäe‘ zusammenfassen“, sagt sie.
Als in den Zwanziger- und Dreißigerjahren Zoos an Popularität gewannen und das Interesse an wilden Tieren zunahm, zeigten die Reportagen Elefanten immer öfter in ihrer Funktion als Arbeitstiere. Im Jahr 1928 erschien in National Geographic eine Fotoreportage von Merian Cooper und Ernest Schoedsack, die gemeinsam den Film King Kong und die weiße Frau inszeniert hatten. Über die gezeigten Afrikanische Elefanten schrieben sie: „Die mächtige Kreatur hat sich der überlegenen Intelligenz des Menschen untergeordnet und ist ihm ein guter Diener.“
In den Fünfziger- und Sechzigerjahren kommen kleinere, handliche Kameras auf den Markt, die das Fotografieren in der Wildnis erleichtern. Safaris kommen in Mode und auch der Blinkwinkel der Reportagen in National Geographic verändert sich. „Die Idee war jetzt, sich in das Habitat des Tiers zu begeben – nicht umgekehrt“, sagt Julia Andrews.
Eine Fotoreportage von Quentin Keynes – dem Urenkel von Charles Darwin –, die im Jahr 1951 in National Geographic erschien, trug den Titel Afrikas freie Elefanten. Seine Fotos machte Keynes von einem Baumhaus aus, das er sich in der Savanne selbst gebaut hatte. Zeitgleich kamen Kamerafallen auf, die kleiner und deren Qualität besser war als bisher. Mit ihnen ließen sich Szenen aus dem alltäglichen Leben der Tiere in bisher unbekanntem Detail einfangen.
Artenschutz im Fokus
In den Siebzigerjahren waren Geschichten über Elefanten in National Geographic eher selten. Doch in den Achtzigerjahren begann mit den Bemühungen um den Arterhalt eine neue Ära der Berichterstattung. Den Anfang machte ein Artikel des National Geographic Explorers Iain Douglas-Hamilton und seiner Ehefrau Oria mit dem Titel Afrikas Elefanten: Können sie überleben?, der im November 1980 erschien.
Auf den Artikel Elefanten in Trauer der National Geographic Explorer Beverly und Dereck Joubert, der im Mai 1999 erschien, folgte in den nächsten Jahrzehnten eine ganze Reihe von Berichten über die Beobachtung und Erforschung von Elefantenverhalten. Ihre Reportage war die erste, die zeigte, dass Elefanten eine innere Gefühlswelt haben und wie Menschen um ihre Toten trauern.
Bilder zum Schutz der Dickhäuter
Die Elefantenberichterstattung von National Geographic hat unter anderem zu einem breiteren Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes der Tiere in der Gesellschaft beigetragen. Die Titelgeschichte Der unsichtbare Preis des Wildtiertourismus enthüllte im Jahr 2019 die Misshandlung von in Gefangenschaft lebenden Elefanten und zog Unterschriftenaktionen nach sich, die schließlich erreichten, dass ein durch den Artikel bekannt gewordenes, verletztes Tier in ein Reservat umziehen konnte.
National Geographic Explorer Mike Fay legte auf einer Reise durch Afrika fast 2.000 Kilometer zu Fuß zurück. Die dreiteilige Serie über dieses Abenteuer, die mit Bildern von Michael Nichols in National Geographic erschien, führte schließlich zu der Gründung von 12 Nationalparks in Gabun und drei in der Republik Kongo.
“Wir klären die Menschen über Elefanten auf und sind auf das bisher Geleistete sehr stolz.”
Inzwischen steht in National Geographic vor allem die Gefährdung der Elefantenpopulationen im Mittelpunkt. Alle drei bekannten Spezies – die Afrikanischen Savannen- und Waldelefanten sowie Asiatische Elefanten – sind inzwischen gefährdet. Gründe dafür sind in erster Linie der Elfenbeinhandel und der Lebensraumverlust.
Doch es gibt auch Geschichten, die Hoffnung machen. Fotografen dokumentieren überall auf der Welt Lösungen für das Problem. Die Bilder, die Michael Nichols im David Sheldrick Wildlife Trust, dem erfolgreichsten Rettungszentrums für Babyelefanten, machte, fanden bei den Lesern von National Geographic besonders viel Anklang. Auch die Aufnahmen von Ami Vitale, die Krieger im kenianischen Samburu-Nationalreservat fotografierte, die einst in Furcht vor Elefanten lebten und sich nun für ihren Schutz einsetzen, zeigen, dass sich die Dinge zum Besseren ändern können.
Für die im Mai 2023 erschienene National Geographic-Titelgeschichte Der Elefant von nebenan dokumentierte der Fotograf Brent Stirton, wie Asiatische Elefanten und Menschen sich im städtischen Umfeld miteinander arrangieren.
Die fast einhundertjährige Geschichte der Elefantenberichterstattung von National Geographic bezeichnet Julia Andrews als Leistung, die ihresgleichen sucht. „Wir klären die Menschen über Elefanten auf und sind auf das bisher Geleistete sehr stolz.“