Rätselhaftes Fischsterben an der Nordseeküste

Ein Fischsterben an der deutschen Nordseeküste alarmiert Biologen und Umweltschützer. Vor allem Jungheringe scheinen betroffen zu sein.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 25. Juni 2020, 11:44 MESZ
Tote Heringe am Strand bei St. Peter-Ording.

Tote Heringe am Strand bei St. Peter-Ording.

Foto von Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

An der Nordseeküste von Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind in den vergangenen Tagen an mehreren Orten teils Hunderte von toten oder geschwächten Jungheringen angeschwemmt worden. Laut Schutzstation Wattenmeer sind vor allem die Küsten vor Cuxhaven, Büsum, Eiderstedt und Nordstrand betroffen.

Noch ist die Ursache des Fischsterbens unklar.

Foto von Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer


Fachleute rätseln derzeit noch über die mögliche Todesursache. „Das Meerwasser ist nur etwa 20 Grad warm und Heringe weichen vor Überhitzung normalerweise in tieferes Wasser aus“, sagt Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer.

Die Biologen fanden auch geschwächte Jungheringe.

Foto von Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Möglicherweise seien die nur wenige Monate alten Tiere in Kontakt mit giftigen Algen gekommen, die sich aufgrund der warmen Witterung zu entwickeln beginnen. Doch auch andere Gründe wie eine Fischkrankheit seien denkbar, sagte Borcherding im Gespräch mit National Geographic. Man habe Proben von toten Jungheringen genommen.

Die angespülten Fische sind nur wenige Monate alt.

Foto von Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Inzwischen liegen erste Erkenntnisse vor. „Wir haben geschwächte Jungfische gefangen, die relativ schlecht genährt wirken und deutlich von Parasiten befallen sind“, erklärt Fischforscherin Katja Heubel vom FTZ Büsum der Universität Kiel. „Offenbar sind junge Heringe und Sprotten ungewöhnlich zahlreich vorhanden, aber in schlechter Verfassung.“

Ursache könnte Nahrungsmangel durch Veränderungen des Nordseeplanktons nach dem sehr warmen Winter sein. Aufgewirbelter Schlick aus den Baggerarbeiten in der Elbe könne Fische zusätzlich schwächen, indem er die Kiemen blockiert und die Atmung behindert.

Auch an der Elbmündung zwischen Otterndorf und Cuxhaven wurden zuletzt immer wieder tote Fische angespült. Derzeit finden Baggerarbeiten für die Elbvertiefung statt. Die im Bündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen Umweltverbände BUND, Nabu und WWF vermuten einen Zusammenhang. Sie fordern den sofortigen Stopp der Baggerarbeiten und haben Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.

Der Artikel wurde am 29. Juni 2020 inhaltlich aktualisiert.

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