Sind Papiertüten umweltfreundlicher als Plastiktüten?
Plastikmüll bedroht weltweit immer mehr Ökosysteme.
Sie ist das Symbol der Wegwerfgesellschaft. Wohl keine Verpackung hat ein derart schlechtes Image wie die Plastiktüte. Ab Januar 2022 sind die meisten Einweg-Plastiktüten im Handel verboten. Tüten mit einer Wandstärke zwischen 15 bis 50 Mikrometern dürfen dann nicht mehr in Umlauf gebracht werden. Das sind vor allem die bekannten Einkaufstüten, die an der Kasse ausgegeben werden. Weiterhin erlaubt sind die sogenannten dünnen Hemdchenbeutel, die es zum Beispiel an den Obst- und Gemüseregalen gibt.
Dort greifen viele Verbraucher inzwischen vermehrt zu Papiertüten. Aber ist Papier wirklich immer umweltfreundlicher als Plastik? Eine Untersuchung des ifeu-Instituts im Auftrag des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) kommt zu einem anderen Ergebnis. Demnach hat eine Einweg-Papiertüte an der Obst- und Gemüsetheke eine schlechtere Öko-Bilanz als ein Einweg-Plastikbeutel. Die Klima- und Schadstoffbelastung sei deutlich höher – wegen des achtmal höheren Gewichts der Papiertüte.
Trügerisches Öko-Image von Papier
„Anders als es oft dargestellt wird, ist auch eine Papierverpackung, die aus einem nachwachsenden Rohstoff besteht und kompostierbar ist, ein Problem für Umwelt und Natur“, erklärt Nabu-Umweltexpertin Katharina Istel. Für Papierverpackungen werde oft ein Vielfaches an Material benötigt und die Papierherstellung sei nicht so umweltfreundlich wie es das Öko-Image von Papier vermuten lasse. Wer möglichst umweltfreundlich einkaufen möchte, sollte Mehrwegtüten benutzen, rät Istel. Der Umstieg von Plastik auf Papier allein sei keine Lösung.
Trotz hoher Recyclingquoten: Einwegglas nicht sinnvoll
Daneben hat der Nabu auch andere Verpackungsmaterialien auf ihre Umweltverträglichkeit untersuchen lassen. Besonders schlecht schneidet Einwegglas ab. Trotz seines grünen Images und hoher Recyclingquoten sei es keine ökologisch sinnvolle Verpackungsalternative, unterstreicht Istel. Das liege an dem sehr hohen Gewicht von Glasverpackungen und den damit verbundenen CO₂- und Schadstoffemissionen bei Herstellung und Transport. Daran änderten auch hohe Recyclingquoten nichts.