Kann dieses Gesetz unsere Wälder retten?

Den deutschen Wäldern geht es schlecht: Borkenkäfer, Dürreperioden und naturfernes Management machen ihnen zu schaffen. Wie Umweltorganisationen den Forst mit einem neuen Bundeswaldgesetz für die Zukunft fit machen wollen.

Werden unsere Wälder künftig dem Klimawandel trotzen und weiterhin in herbstlich-bunten Farben zu sehen sein?

Foto von eberhard grossgasteiger / Pexels
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 27. Okt. 2023, 08:54 MESZ

Unsere Wälder sind eigentlich wahre Umwelt-Allrounder: Sie bieten Lebensräume für eine große Zahl von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten – darunter auch viele vom Aussterben bedrohte – und sind gleichzeitig wichtige Ökosystemdienstler. So filtern sie zum Beispiel Schadstoffe aus Luft und Wasser, kühlen die Umgebung, versorgen uns mit dem Rohstoff Holz und sind Erholungsräume. 

Doch dem deutschen Wald geht es schlecht. Der Klimawandel macht unseren Wäldern zu schaffen: Die Hitze führt zu langen und intensiven Dürreperioden und macht den Wald angreifbarer. Durch die steigenden Temperaturen kann sich der Borkenkäfer ungestört ausbreiten, gleichzeitig nehmen Pilzkrankheiten zu und es kommt vermehrt zu Schäden durch Trockenheit und Hochwasser. Auch das Missmanagement im Forstbetrieb führt zu instabileren Waldökosystemen: Die Abholzung der Wälder macht sogar vor Schutzgebieten nicht Halt. Das Ergebnis sieht man hierzulande mittlerweile häufig: lichte Wälder, kaputte Bäume, aussterbende Arten. 

„Nur noch jeder fünfte Baum ist frei von Schäden“, schreiben der NABU, der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der WWF in ihrem Entwurf für ein neues Bundeswaldgesetz. Deshalb fordern die Umweltorganisationen eine Anpassung des alten Gesetzes aus dem Jahr 1975, um den Wald zukunftssicher zu machen. 

Der Borkenkäfer hat sich im Harz breit gemacht: Durch den Klimawandel ist der Fichtenwald derart geschwächt, dass er für den Käfer ein einfaches Opfer ist. 

Foto von ferkelraggae / Adobe Stock

Auf dem Weg zu einem neuen Bundeswaldgesetz

Unser Wald ist gesetzlich geschützt – durch das Bundeswaldgesetz (BWaldG). Es dient dem Erhalt der Waldflächen und der nachhaltigen Sicherung ihrer Bewirtschaftung. Das derzeitige BWaldG hat allerdings ein großes Problem: Da es aus den 1970er Jahren stammt, kennt es weder Klimawandel noch Artensterben, weder menschengemachte Emissionen noch Pestizide. Um die Wälder künftig anpassungsfähig und robust zu machen, sie zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften, braucht es also einen neuen Gesetzesentwurf. 

Einen Vorschlag dafür liefern der NABU, die DUH, der DNR und der WWF. Im Vordergrund sollen in Zukunft hauptsächlich der Schutz, die Wiederherstellung und der Erhalt des natürlichen Waldes stehen – mitsamt seiner Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen. Mit neu formulierten Anforderungen sollen die Wirkung des Waldes gegen den Klimawandel gestärkt und seine Flora und Fauna, der Wasserhaushalt sowie der Waldboden stärker geschützt werden. 

Darunter fällt zum Beispiel die Waldbewirtschaftung im Dauerwald – einem natürlichen Forst, der nicht regelmäßig abgeholzt wird. Ein Dauerwald trägt zur Klimaregulierung bei und lässt zu, dass Bäume ihre natürlichen Alterungsprozesse durchlaufen. Außerdem sollen besonders waldschädigende Praktiken wie die Entwässerung des Bodens oder der Kahlschlag künftig sanktioniert werden – und damit ein Ende finden. 

BELIEBT

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    Für die nachhaltige Bewirtschaftung der deutschen Wälder fordern die Umweltorganisationen Aus- und Weiterbildungen sowie kostenlose Beratungen für Waldbesitzer*innen. Dazu soll ein verpflichtender Sachkundenachweis für Privatbesitzer*innen eingeführt werden. Zusätzlich könnten neue Formen des Waldmonitorings ein besseres Waldmanagement fördern. 

    Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

    „Unser Wald der Zukunft ist natürlich oder zumindest naturnah, möglichst anpassungsfähig in der Klimakrise und bietet der Gesellschaft existenzielle Ökosystemleistungen“, so der NABU. Erreicht werden soll dieses Ziel nicht nur durch ein neues Gesetz, sondern auch durch neu ausgewiesene Schutzgebiete. Der NABU fordert, bis 2030 15 Prozent der Waldfläche Deutschlands der natürlichen Waldentwicklung vorzubehalten. 

    „Indem [der Wald] die natürlichen Sukzessionsphasen und altersbedingten Entwicklungsstadien durchläuft, weist er seine ganze lebensraumtypische Struktur- und Artenvielfalt auf, was Grundlage von Stabilität und Resilienz dieses langlebigen Ökosystems ist“, erklärt der NABU. Die Umweltorganisationen sind sich sicher, dass unsere Wälder in Zukunft eine Chance haben werden – mit striktem Schutz, einer ressourcenschonenden, naturnahen Nutzung und einem naturschutzorientierten Waldmanagement. 

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