14 überraschend schlaue Tiere

Intelligenz ist ein komplexes Phänomen, das sich nur schwer messen und noch schwieriger vergleichen lässt.

Von Natasha Daly
Veröffentlicht am 14. Jan. 2020, 13:01 MEZ

Raben können Pläne für die Zukunft machen. Oktopoden bauen sich aus Kokosnusshälften eine Rüstung. Orang-Utans können sich über die Vergangenheit „unterhalten“.

Die wissenschaftliche Forschung bietet fortwährend neue und faszinierende Einblicke in den Bereich der tierischen Kognition. Dennoch bleibt Intelligenz – die sehr komplex ist und eine große Vielzahl von Anpassungsleistungen umfasst – verblüffend schwierig zu messen.

„Eine der größten Herausforderungen liegt darin, dass wir nicht verstehen können, wie andere Arten Informationen verarbeiten“, sagt Kristina Horback, eine Professorin am Institut für Tierwissenschaften an der University of California, Davis. Sie erforscht vor allem die kognitiven Fähigkeiten von Nutztieren.

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Tierische Intelligenz hat viele Gesichter

Manche Tiere verfügen über Sinne, die uns fehlen und die wir deshalb auch nicht vollumfänglich begreifen können. Haie können beispielsweise elektrische Ströme wahrnehmen, während einige Insekten ultraviolettes Licht sehen können.

Unsere eigenen Sinne beeinflussen, wie wir die Intelligenz von Tieren wahrnehmen. Der berühmte Spiegeltest – der prüfen soll, ob sich ein Tier im Spiegel selbst erkennt – gilt gemeinhin als guter Indikator für die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis. Delfine, Elstern und Mantarochen zählen zu den wenigen Arten, die den Test bislang bestanden haben.

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    Weil der Sehsinn für Menschen von zentraler Bedeutung ist, „macht es auch Sinn, dass das visuelle Erkennen unserer eigenen Person unser Standardmodus ist“, sagt Horback. „Aber was ist mit Tierarten, die sich eher auf ihren Geruchssinn verlassen, um Dinge und andere Tiere zu erkennen, beispielsweise Schweine? Visuelle Informationen sind für solche Arten nicht so wichtig.“ Weil der Spiegeltest Arten bevorteilt, für die der Sehsinn wichtiger ist als der Geruchssinn, ist er kein geeignetes Instrument für eine objektive Messung der Fähigkeit zur Selbsterkenntnis.

    Warum man Intelligenz nicht vergleichen kann

    Außerdem können wir die Intelligenz unterschiedlicher Arten nicht sinnvoll miteinander vergleichen. Ein Tier mag in einem bestimmten Bereich hervorragend abschneiden, in einem anderen wiederum sehr schlecht und umgekehrt. Zu großen Teilen hängt die Befähigung eines Tieres zum Bestehen eines Intelligenztests von seinen Sinnesleistungen ab. Wenn wir unsere menschlichen Fähigkeiten als Richtwert nehmen, wird deutlich, weshalb sich die Intelligenz anderer Arten damit nicht gut messen lässt.

    „Unser Sehsinn ist gut ausgeprägt, aber längst nicht so gut wie bei Habichten. Unser Gehör ist gut, aber nicht so gut wie das von Ratten“, sagt Edward Wasserman. Der Psychologieprofessor der University of Iowa vergleicht die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Tierarten. Unser Geruchssinn sei ebenfalls eher schlecht, wie er sagt, „und dem von Hunden dramatisch unterlegen.“

    „Wie wir Intelligenztests gestalten, sagt uns womöglich mehr über die sensorischen Fähigkeiten von Tieren als über ihre kognitiven Fähigkeiten“, so Wasserman.

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    Dazu kommt noch unsere Tendenz, jene kognitiven Fähigkeiten besonders hoch zu werten, die denen von Menschen ähnlich sind. „Viele Leute sagen beispielsweise: Ich habe gehört, dass Schweine schlau sind und Schafe dumm“, so Horback. „Das ist völlig falsch.“ Genau wie Menschen sind Schweine opportunistische Allesfresser. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, sich zu merken, wo sie Nahrung gefunden haben, und können andere Schweine bewusst täuschen, um ihre Futterquellen geheim zu halten, erklärt Horback.

    Schafe hingegen sind Weidetiere. Sie haben andere Fähigkeiten und können beispielsweise die subtilen Bewegungen der Herde wahrnehmen. „Sie brauchen keine komplexen Nahrungslabyrinthe zu navigieren oder Artgenossen täuschen, um sie von der Nahrungsquelle fernzuhalten“, so Horback. „Es macht für Schafe einfach keinen Sinn, diese spezielle kognitive Fähigkeit zu haben.“

    Kognitive Fähigkeiten sind zweckgebunden

    Jede Art ist an ihren eigenen Lebensraum angepasst. Tiere verfügen für gewöhnlich über genau jene Fähigkeiten, die sie zum Überleben benötigen. „Es gibt Arten, die einfach keine komplexen Probleme lösen oder Werkzeuge benutzen müssen“, so Horback. „Im Hinblick auf das Überleben der Tiere wäre es verschwenderisch“, mehr kognitive Fähigkeiten als nötig zu haben.

    „Seepocken bewegen sich nicht. Ihr Essen kommt zu ihnen“, sagt Wasserman. „Warum sollten die sich großartig damit befassen, Dinge zu lernen oder nachzudenken?“

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    Obwohl Wissenschaftler es ablehnen, von absoluten oder vergleichenden Intelligenzmessungen von Tieren zu sprechen, gelangen sie dank neuer Technologien immer wieder zu spannenden Erkenntnissen.

    Besonders Touchscreens erweisen sich dabei als hilfreiche Werkzeuge, sagt Wasserman. „So lange die Tiere den Bildschirm mit ihrer Schnauze, ihrem Schnabel oder anderen Körperteilen aktivieren können, können wir uns schlaue Tests überlegen, um ihre Intelligenz zu messen.“

    Die 14 Tierarten in unserer Galerie haben ihre bemerkenswerten kognitiven Leistungen bereits bei Tests unter Beweis gestellt.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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