Faultiere sind langsam, aber sie sind nicht dumm
Es ist Zeit, mit den Vorurteilen gegen die Baumbewohner aus Zentral- und Südamerika aufzuräumen.
Jeder weiß, dass Faultiere langsam sind. Es stimmt, dass die tropischen Baumbewohner den langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere haben – Winterschläfer ausgenommen.
Biologisch gesehen sind die aus Zentral- und Südamerika stammenden Tiere jedoch alles andere als langweilig.
Beispielsweise sind Faultiere im Wasser dreimal schneller als an Land, sagt Becky Cliffe, eine Zoologing und Gründerin der Sloth Conservation Foundation in Costa Rica. Und was noch interessanter ist: Sie haben Auftrieb.
„Dreißig Prozent ihres Körpergewichts wird allein zur Verdauung und Fermentation von Blättern genutzt“, erklärt Cliffe. „Daher tragen sie auch eine Menge Gase mit sich heraum. Sie sind wie große Luftbälle mit Armen und Beinen.“
Immobilität ist nur einer der vielen Irrglauben über Faultiere. Cliffe hofft, in ihrem Buch Sloths: Life In The Slow Lane mit einigen von ihnen aufräumen zu können.
„Ich wollte wirklich aufzeigen, wie perfekt diese Tiere an das Überleben angepasst sind“, sagt sie.
Langsam ist nicht dumm
Wie lang könnte ein Mensch wohl kopfüber in einem Baum hängen? Eine Minute? Zehn? Faultiere tun das den ganzen Tag lang, jeden Tag lang.
Galerie: Schnell sein ist nicht alles: Träge Tiere im Porträt
Die sechs Faultierarten haben lange Krallen entwickelt, die sie wie Haken benutzen können. In Ruheposition ziehen Sehnen die Finger nahe zur Hand. Faultiere besitzen außerdem ein Netzwerk an Blutgefäßen in ihren Unterarmen, das verhindert, das die Muskeln kühlt und den Energieverbrauch reduziert.
Faultiere sind auch erschreckend stark, obwohl sie nur 30 Prozent der Muskelmasse eines vergleichbar großen Tieres haben. Der Grund hierfür liegt in den langsamen Muskelfasern, die viel Ausdauer liefern, ohne viel Energie zu verbrauchen.
Ihre Muskeln können jedoch nicht zittern, weswegen Faultiere sonnenbaden, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen – ein bisschen wie Reptilien.
Sogar ihre Verdauung lässt es gemütlich angehen. Laut Cliffe kann die Verarbeitung eines einzigen Blatts bis zu 30 Tagen benötigen.
Leider hat ihre Langsamkeit den Faultieren den unfairen Ruf von mangelnder Intelligenz eingebracht.
Einige Leute behaupten, dass „man eine Waffe neben dem Kopf eines Faultiers abfeuern kann und es dreht sich nicht einmal um“, gibt Cliffe an.
Tatsächlich ist es ein Vorteil für Faultiere, wenn sie nicht sofort auf Bedrohungen reagieren. Die tropischen Baumbewohner haben sich zeitgleich mit der Harpyie entwickelt, einem Raubvogel, der selbst winzige Bewegungen wahrnehmen kann.
„Sie sind so intelligent, wie sie es sein müssen, auf ihre eigene Art.“
Beobachten und warten
Faultiere sind scheinbar einfach zu verfolgen und zu fotografieren. Dennoch hat Wildtierfotografin Suzi Eszterhas etwa sechs Jahre gebraucht, um die Fotos in Cliffes Buch zu schießen. Auf einer Expedition gaben Eszterhas und Cliffs einem Muttertier (Spitzname Apple) und ihrem Neugeborenen (Pie) acht Wochen Zeit, sich an ihre Anwesenheit zu gewöhnen.
„Sie blieb immer etwa 30 Meter hoch im Baum, doch irgendwann kam sie ein bisschen weiter nach unten und ermöglichte uns diese kleinen Einblicke“, erzählt Cliffe.
Geduld zahlte sich auch auf einer anderen Reise aus, auf der Zwergfaultiere studiert und fotografiert wurden. Diese Art ist stark vom Aussterben bedroht und lebt nur auf einer abgelegenen Insel vor Panama.
Die Tiere sind kleiner als eine normale Hauskatze und dafür bekannt, dass sie zwischen den Mangroven schwimmen. Um dieses Verhalten zu beobachten, saßen Cliffe und Eszterhas fünf Tage lang in einem Boot und warteten.
„Als wir es schließlich am letzten Tag sagen, hatten wir das Gefühl: „Ja! Jetzt können wir nach Hause fahren!“, sagt Cliffe.
Unglücklicherweise zog ein tropischer Sturm auf und die beiden Frauen mussten ihr Wasser zwei Tage lang rationieren und zusammengekauert im Boot schlafen. Das Gute daran?
„Wir konnten ein paar Fischer bezahlen, uns Langusten zu fangen und sie über einem Feuer zu kochen“, berichtet Cliffe.
„Und wir haben die Fotos bekommen, das ist alles, was zählt.“
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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