Wirksamkeit von Corona-Impfung: Der Arm macht den Unterschied

Sollten Mehrfachimpfungen immer auf derselben Seite verabreicht werden? Oder wirken sie besser, wenn man zwischen den Armen wechselt? Eine neue Studie zeigt, dass diese Frage durchaus relevant ist – und liefert eine Antwort.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 17. Aug. 2023, 09:20 MESZ
Nahaufnahme eines Oberarms, der geimpft wird. Die geimpfte Person trägt eine Maske.

Ende des Jahres 2020 startete in Deutschland die Corona.Impfkampagne. Daten aus dieser Zeit bildeten jetzt die Grundlage für eine Studie der Universität des Saarlandes. 

Foto von as-artmedia / adobeStock

Spätestens seit dem Start der Corona-Impfkampagne Ende Dezember 2020 in Deutschland ist die Impfung Gegenstand erhitzter Diskussionen. Debattiert werden vor allem die großen Themen wie die Wirksamkeit und die möglichen Folgen einer Immunisierung.

Im Vergleich dazu scheint die Frage, die sich Laura Ziegler, Doktorandin am Institut für Infektionsmedizin an der Universität des Saarlandes, gestellt hat zunächst eher nebensächlich: Macht es einen Unterschied, ob bei einer Mehrfachimpfung zwischen den Armen gewechselt oder jedes Mal in denselben Arm gepiekt wird?

„Die Frage ist an sich so banal oder trivial, dass bisher kaum jemand darüber nachgedacht hat“, sagt auch Biologin und Institutsleiterin Martina Sester. Doch dank der Neugier ihrer Doktorandin konnte eine wertvolle neue Erkenntnis zum Thema Impfwirksamkeit gewonnen werden. Denn wie Ziegler in der Studie darlegt, die in der Zeitschrift eBioMedicine erschienen ist, ist es von Vorteil, Erst- und Auffrischungsimpfung in denselben Arm zu verabreichen.

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Ideale Forschungsbedingungen durch Corona

In diesem Fall spricht man von einer ipsilateralen Impfung. Wird zwischen den Armen gewechselt, liegt eine contralaterale Impfung vor. Um die unterschiedlichen Effekte von ipsi- und contralateralen Impfung zu untersuchen, prüften Ziegler und Sester die Daten von 303 Personen, die zu Beginn der Corona-Impfkampagne Erst- und Zweitimpfungen mit dem Impfstoff von Biontech erhalten hatten. Der Zeitpunkt war ideal, weil es viele Freiwillige für Impf-Studien gab, die noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen waren. Dadurch waren die Startbedingungen hinsichtlich ihres Immunsystems bei allen Probanden gleich.

Ein Unterschied, der zwischen ein- und beidseitig geimpften Probanden besonders auffiel, war die Zahl der CD8-T-Zellen, die auch als T-Killerzellen bekannt sind. Ihre Aufgabe ist es, mit Krankheitserregern befallene Zellen zu erkennen und zu eliminieren.

„Bei den ipsilateral geimpften Probanden konnten wir die Killerzellen in 67 Prozent der Fälle nachweisen“, sagt Ziegler. „Bei den contralateral geimpften Personen lag dieser Anteil nur bei 43 Prozent.“ Das bedeutet, dass bei einseitig Geimpften die Antwort des Immunsystems auf eine Infektion mit dem Coronavirus mit hoher Wahrscheinlichkeit besser ausfällt als bei contralateral geimpften Personen.

Qualität statt Quantität: Effektive Antikörper

Die Forscherinnen untersuchten außerdem die Zahl der durch die Impfung gebildeten Antikörper. Sie entstehen im Zuge der Immunantwort des Körpers auf die Impfung. Kommt es später zu einer Infektion mit dem spezifischen Erreger, machen sie diesen unschädlich, indem sie an ihn andocken, und dafür sorgen, dass er von Makrophagen – sogenannten Fresszellen – besser gefunden werden kann.

BELIEBT

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    Im Gegensatz zu den T-Zellen konnte im Rahmen der Studie kein Unterschied zwischen der Antikörpermenge bei ipsi- und contralateral Geimpften festgestellt werden. „Interessant ist jedoch“, so Sester, „dass die Antikörper bei den ipsilateral Geimpften das Spike-Protein des Virus stärker abgefangen haben.“ Die Antikörper waren bei einseitig Geimpften also zwar nicht in größerer Zahl vorhanden, dafür aber effektiver als bei beidseitig Geimpften.

    „In unserer Studie konnten wir Hinweise finden, dass die ipsilaterale Impfung durchaus besseren Schutz generieren kann als die contralaterale Impfung“, sagt Ziegler. Ob sich diese Erkenntnis auch auf andere Infektionskrankheiten und Impfstoffe, die in Mehrfachimpfungen verabreicht werden, übertragen lässt, müsse jedoch erst im Rahmen weiterer Studien untersucht werden.

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