Ascheregen und Lavaströme: Wie aktiv sind Vulkane in Deutschland?

Vor rund 13.000 Jahren brach zuletzt ein Vulkan in Deutschland aus. Noch heute rumort es mancherorts tief unter der Erde. Ein Forschungsprojekt soll klären, wie wahrscheinlich ein Ausbruch ist.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 24. Okt. 2023, 09:51 MESZ
Luftaufnahme des Laacher Sees in der Eifel

Hier brodelt es heftig: Der Laacher See in der Eifel

Foto von Adobe Stock

Vulkane sind offene Tore ins Herz der Erde. Es gibt sie überall auf dem Planeten. Derzeit sind etwa 1.500 Vulkane aktiv. Jahr für Jahr kommt es zu rund 50 Ausbrüchen, auch auf dem Meeresgrund. Egal ob an Land oder im Wasser: Die meisten Vulkane befinden sich dort, wo Erdplatten (genauer gesagt: tektonische Platten) aufeinander treffen. Wenn diese Platten kollidieren oder sich voneinander entfernen, kann flüssiges Gestein an die Erdoberfläche strömen. Ein Vulkan entsteht. 

Eine der aktivsten Vulkanregionen ist der Pazifische Feuerring. Auf einer Länge von etwa 40.000 Kilometern umspannt er den weltgrößten Ozean als hufeisenförmiger Gürtel. Etwa 75 Prozent aller Vulkane und 90 Prozent aller Erd- und Seebeben ereignen sich dort.

Aber auch in Deutschland gibt es Vulkane. Regionen wie Eifel, Rhön, Kaiserstuhl, Oberpfalz, Oberlausitz, Vogtland oder das Siebengebirge bei Bonn haben eine lange vulkanische Geschichte. Hin und wieder kommt es dort auch zu leichten Erdbeben.

Wissen kompakt: Vulkane
Weltweit gibt es ungefähr 1.500 aktive Vulkane. Wie unterscheiden sie sich, wie kommt es zu Ausbrüchen und wo fand der fatalste Vulkanausbruch der jüngeren Menschheitsgeschichte statt?

Strömende Magma unter dem Laacher See 

Ein Hotspot für Geologen ist die Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Charakteristisch für die idyllische, waldreiche Landschaft sind die Eifelmaare – fast kreisrunde Seen, die vor Urzeiten bei vulkanischen Explosionen entstanden. Auch Deutschlands jüngster Vulkanausbruch ereignete sich dort. Genaugenommen unter dem heutigen Laacher See vor rund 13.000 Jahren. Die Eruption muss heftig gewesen sein: Spuren davon lassen sich sogar in Schweden und Italien nachweisen.

Am Ostufer des Laacher Sees kann man es mit eigenen Augen sehen: Hier brodelt etwas unter der Wasseroberfläche. Gasblasen steigen auf, es riecht leicht nach Schwefel. Die Wissenschaft spricht hierbei von Mofetten – kleine Öffnungen im Boden, aus denen meist Kohlenstoffdioxid, seltener auch Methan oder Schwefelwasserstoff, entweichen. Sie deuten auf vulkanische Aktivität hin. 

Eine aktuelle Studie bestätigt das. Tief unter dem Laacher See konnte ein deutsches Forschungsteam seit 2013 eine Serie von schwachen Erdbeben nachweisen. Dabei handelt es sich um sogenannte niederfrequente Beben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe, die ein Mensch ohne technische Hilfsmittel gar nicht wahrnehmen könnte. Für die Wissenschaft sind sie aber ein wichtiger Hinweis. Sie deuten darauf hin, dass Flüssigkeiten oder Gase unter dem Laacher See in die obere Erdkruste aufsteigen. Solche Fluide können zum Beispiel Magma, Wasser oder Kohlendioxid sein.

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    Der Vulkan unter dem Laacher See ist also nicht tot. Er schläft nur. Im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts soll die vulkanische Aktivität in der Eifel genauer untersucht werden. Dazu wurden in der Region 350 Geräte zur Messung unterirdischer Erschütterungen aufgestellt. Die Ergebnisse sollen demnächst bekanntgegeben werden.

    Klar scheint aber schon jetzt: Es dürfte noch einige tausend Jahre dauern, bis der Laacher See wieder Feuer spuckt. Analysen des Gesteins vom letzten Ausbruch vor rund 13.000 Jahren zeigten, dass die Magma-Kammer sich damals etwa 30.000 Jahre lang füllte, bevor es zur Eruption kam. 

    Nach Einschätzung der Vulkanologen müssen die Menschen in der Eifel also keine Angst vor einem drohenden Vulkanausbruch haben. „Unsere Forschung dient in erste Linie dem besseren Verständnis der vulkanischen Systeme tief unter der Erdoberfläche der Eifel“, sagt Projektleiter Torsten Dahm.

    „Wenn wir ein besseres Verständnis von den Vorgängen und Gegebenheiten im Untergrund haben, können wir die Daten mit denen von aktiven Vulkangebieten vergleichen“, erklärt der Geophysiker und Seismologe vom Deutschen Geoforschungszentrum. „Dann können wir auch besser beurteilen, was das Rumoren im Untergrund bedeutet – wie tief der Vulkan schläft, wenn man so will.“

     

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