Schatzsuche in Deutschland: Die Jagd nach dem Nazi-Gold
Während des Zweiten Weltkriegs plünderten die Nationalsozialisten systematisch Gold, Geld und Kunstwerke aus den von ihnen besetzten Ländern. Viele glauben, dass große Mengen des Raubgoldes noch immer versteckt sind.
Kisten und Säcke voller Gold: der Reichsbank-Schatz von Merkers
Thüringen, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs: Am 8. April 1945 machen amerikanische Soldaten in den vermauerten Stollen des Kalibergwerks von Merkers eine unglaubliche Entdeckung. Sie stoßen auf tausende Kisten und Säcke voller Gold, Juwelen, Geld, Wertpapiere und Kunstobjekte. Allein der Wert des Goldes und Geldes betrug ersten Schätzungen zufolge 520 Millionen Dollar, was heute knapp neun Milliarden Dollar entspricht. Der Fund ging als Reichsbank-Goldschatz von Merkers in die Geschichte ein.
Die Berliner Reichsbank hatte ihre Gold- und Devisenreserven vor den anrückenden Alliierten ins Sicherheit bringen wollen. Riesige Wagenladungen landeten in stillgelegten Minen und anderen Verstecken. Das sogenannte Nazi-Gold stammte unter anderem aus geplünderten Goldreserven von Banken, aus Raubkunst, aber auch aus dem Privatbesitz unzähliger Holocaust-Opfer.
Die Siegermächte konnten hunderte Tonnen davon sicherstellen. Doch ein Teil blieb offenbar verschwunden. Bis heute suchen Schatzjäger und Hobbyarchäologinnen danach.
Raubgold auf dem Seegrund?
Immer wieder zieht es Schatzsucher zum bayerischen Walchensee. Drei Tonnen Gold, womöglich auch Kisten voller Juwelen und Bargeld, sollen im bis zu 190 Meter tiefen Alpensees oder in der Nähe des Gewässers versteckt worden sein. Bislang verlief die Suche erfolglos.
Auch auf dem Grund anderer Seen könnten NS-Schätze liegen. Zum Beispiel im Alatsee, westlich von Füssen im Allgäu. Gegen Ende des Kriegs soll das NS-Regime dort Teile des Reichsbank-Vermögens versenkt haben, die zuvor in Schloss Neuschwanstein lagerten.
Ein weiteres begehrtes Ziel im Alpenraum ist der Toplitzsee im österreichischen Salzkammergut. Während des Zweiten Weltkriegs lag dort eine Versuchsstation der Kriegsmarine. Schon in den 1950-er Jahren durchkämmten Taucher den See. Sogar Spezial-Uboote kamen zum Einsatz.
Außer großen Mengen britischen Falschgeldes konnte man bislang nichts sicherstellen. Die Suche am nahegelegenen Grundlsee verlief ebenfalls erfolglos. Gleiches gilt für den Seetaler See bei Tamsweg im Osten Österreichs. Als die Ostfront im Mai 1945 endgültig zusammenbrach, zogen sich zahlreiche Wehrmachtseinheiten dorthin zurück. Versenkten sie Raubgold im See? Das Gerücht hält sich hartnäckig.
Überhaupt zählen Seen zu den häufigsten Zielen der Glücksritter. Auch im brandenburgischen Stolpsee wird ein Nazi-Schatz vermutet. Es heißt, dass ein SS-Kommando dort kurz vor Kriegsende 18 Kisten mit 350 Kilogramm Gold und 100 Kilogramm Platin versenkt habe.
Wo ist Hitlers Goldzug?
Aber auch in stillgelegten Bergwerken, Schlössern und anderen alten Gemäuern wird fieberhaft gesucht. Zum Beispiel in Deutschneudorf im sächsischen Erzgebirge. In einem Stollen sollen die Nazis einen tonnenschweren Schatz deponiert haben. Liegt dort womöglich sogar das legendäre Bernsteinzimmer? Bislang Fehlanzeige.
Andere Spuren führen nach Polen. In einem Stollen nahe der niederschlesischen Stadt Walbrzych, dem früheren Waldenburg, befindet sich möglichweise das Versteck von Hitlers mythenumwobenem Goldzug – einem gepanzerten Sonderzug voller Reichtümer, für dessen Existenz es allerdings keinerlei Beweise gibt.
Weitere Hotspots in Niederschlesien sind die Schlösser Minkowsky und Rohnstock. Angebliche Tagebucheinträge aus der NS-Zeit deuten darauf hin, dass unter den Gemäuern tonnenweise Nazi-Gold verbuddelt wurde. Die Echtheit der Aufzeichnungen wird jedoch von vielen in Zweifel gezogen.
Das Bernsteinzimmer im Katharinenpalast auf einem Foto aus dem Jahr 1917.
Der Schatz von Ommeren: Goldrausch in den Niederlanden
Wie rabiat die schatzverrückten Abenteurer bisweilen beim Buddeln vorgehen, bekamen unlängst die Bewohner des niederländischen Dorfes Ommeren zu spüren. Das niederländische Staatsarchiv hatte eine historische Karte öffentlich gemacht, auf der vermeintliche Hinweise auf einen angeblichen Goldschatz vermerkt sind.
Anfang des Jahres wurde das Örtchen buchstäblich von Schatzsuchern überrannt. Sie durchpflügten Gärten und Grünanalgen und durchwühlten dabei jeden noch so kleinen Erdkrümel. Ohne Erfolg.