Gold, Münzen, historische Waffen: Schatzsuche in Deutschland

Mit einem Metalldetektor kann jeder zum Schatzsucher werden. Die Chance auf spektakuläre Funde ist größer, als viele vermuten. Wo kann man in Deutschland noch Schätze finden? Und welche Genehmigung braucht man fürs „Sondeln“?

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 24. März 2023, 08:52 MEZ
Sensationsfund auf der Ostseeinsel Rügen: Ansicht des Silberschatz aus dem 10. Jahrhundert mit unzähligen Münzen

Spektakulärer Fund auf der Ostseeinsel Rügen: ein Silberschatz aus dem 10. Jahrhundert

Foto von Lakd M-v, L.a.

Es war ein echter Sensationsfund. Mehr 600 Silbergegenstände aus dem späten 10. Jahrhundert umfasst der Wikingerschatz – darunter Münzen, Halsringe, Perlen und einen Thorshammer. Rund 100 Münzen zeigen Prägungen des legendären dänischen Königs Harald Blauzahn. Der Fundort: ein unscheinbarer Acker bei Schaprode auf Rügen. Ein 13-jähriger Schüler und ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger hatten im Januar 2018 die ersten Silberstücke mit ihrem Metalldetektor aufgespürt. Sie informierten die Archäologen des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Weil alle Beteiligten Stillschweigen über den Schatz bewahrten, konnte er vollständig geborgen werden. 

Antike Münzen, Schmuckstücke oder Waffen: In ganz Deutschland kann man sie finden. Die Wahrscheinlichkeit tatsächlich einen Treffer zu landen, ist groß. Und mit einem Metalldetektor, der sogenannten Sonde, wird jeder und jede zum Schatzsucher. Das Hobby boomt. In Internetforen und auf Videoplattformen finden sich viele begeisterte Anhänger. Einer davon ist Stefan Wildhagen. Der Youtuber bezeichnet sich selbst als „sondelsüchtig“. Von Römermünzen bis zu Goldschmuck habe er schon alles ausgebuddelt. Sein berühmtester Fund: ein rund 3500 Jahre alter Dolch aus Bronze. Wildhagen hatte ihn 2016 auf einem Acker in Stadthagen bei Hannover aufgespürt. 

Es ist der Entdeckergeist, der Sondengänger wie Wildhagen antreibt. „Das Schöne an dem Hobby ist: Wir wissen nie, was kommt“, sagt der Schatzjäger. Klar, dass der Puls rast, wenn der Metalldetektor plötzlich anschlägt. Ist es nur ein Centstück? Oder vielleicht doch eine antike Münze? Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland buchstäblich in einen Goldrausch sondeln. Offizielle Statistiken existieren nicht. Experten schätzen aber, dass es bis zu 100.000 Sondengänger in Deutschland gibt, die meisten davon Männer. Vielen Archäologen und Denkmalschützern sind sie ein Dorn im Auge. Denn Hobbygräber können großen Schaden anrichten.

Galerie: Der Wikingerschatz von Galloway

Sondeln in Deutschland: Wie ist die Rechtslage?

Wer unkontrolliert im Boden herumwühlt, zerstört womöglich schon mit einem einzigen Spatenstich wertvolle Informationen über einen Grabungsort. Problematisch sind vor allem sogenannte Raubgräber – Sondler, die ohne Genehmigung auf Schatzsuche gehen. Das hessische Landeskriminalamt, das eine Koordinierungsstelle für Kulturgüterschutz unterhält, erfasst pro Jahr bis zu 20 Fälle von Raubgrabungen. „Wie groß das Problem tatsächlich ist, lässt sich nur schwer abschätzen“, sagt der zuständige Kriminalhauptkommissar Eckhard Laufer. Er geht davon aus, dass ein Großteil der aktiven Schatzsucher ohne die nötigen denkmalrechtlichen Genehmigungen unterwegs ist. 

Tatsächlich braucht man in fast allen Bundesländern eine behördliche Genehmigung für die Suche nach archäologischen Fundstücken. In Bayern reicht die Erlaubnis des Grundstückseigentümers. Der Freistaat gilt deshalb als Eldorado für Hobby-Schatzsuchende. In Schleswig-Holstein dagegen ist das gezielte Graben nach historischen Schätzen verboten. Aber auch mit Genehmigung sind viele Orte in Deutschland tabu: Grundsätzlich untersagt ist das Buddeln an Bodendenkmälern und anderen denkmalgeschützten Orten wie Schlössern oder Burgen sowie Friedhöfen. Auch in Wäldern oder auf Wiesen gilt in der Regel ein Verbot. Anders sieht es auf „bewegtem Boden“ aus: Auf Äckern zum Beispiel darf man sondeln – sofern eine Erlaubnis des Grundeigentümers vorliegt.

Darüber hinaus gibt es öffentliche Orte, an denen die Metalldetektor-Suche auch ohne Genehmigung möglich ist. Spielplätze, Badeseen oder Meeresstrände gehören dazu. In allen Fällen sollten man sich vorab beim jeweiligen Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie und der zuständigen Stadtverwaltung vergewissern. Andernfalls drohen empfindliche Strafen. 

BELIEBT

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    Wo kann man in Deutschland Schätze finden?

    Sind die rechtlichen Frage geklärt, steht der legalen Schatzsuche nicht mehr viel im Weg. Metalldetektoren für Anfänger sind für unter 100 Euro zu haben. Für Profigeräte kann man 5.000 Euro hinblättern. Doch wo soll man suchen? Glaubt man Jochen Reifenrath, gibt es viele Hotspots. Neben Ackerflächen empfiehlt der passionierte Sondengänger vor allem Orte, die auf reges historisches Treiben hinweisen. Das können alte Brücken, Brunnen, Mühlen, Handelswege oder das Umfeld von Burgen sein – sofern die Genehmigungsfrage geklärt ist. Auch Anhöhen, uralte freistehende Bäume oder Felsvorsprünge lohnen einen Besuch. Sie dienten oft als Treffpunkte oder strategisch wichtige Orte. 

    Ist man tatsächlich fündig geworden, sollte man den Fund so detailliert wie möglich dokumentieren und den exakten Standort per GPS ermitteln. Schätze und alle anderen kulturhistorischen und archäologischen Bodenfunde müssen der zuständigen Denkmalbehörde mitgeteilt werden. Wer einen historischen Fund einfach mit nach Hause nimmt und nicht meldet, riskiert eine Anzeige wegen Diebstahls und Unterschlagung. 

    Geldsummen über zehn Euro muss man ins Fundbüro bringen. Findet sich binnen sechs Monaten kein Besitzer, wird man selbst zum Eigentümer oder bekommt zumindest den gesetzlich zugesicherten Finderlohn. Gleiches gilt für Wertgegenstände. Suchen, finden, melden: Das hat auch Stefan Wildhagen gemacht, als seinen Bronzedolch aufspürte. Geschichtsbegeisterte können die 3.500 Jahre alte Waffe im Museum Amtspforte in Stadthagen bestaunen. 

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