Antikes Gymnasium der Alten Griechen ausgegraben
Auf Sizilien haben Archäologen Teile eines antiken Gymnasiums aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. freigelegt. Darunter: ein antiker Hörsaal, der zeigt, wie umfangreich junge Männer damals ausgebildet wurden.

Der Hörsaal in der Mitte des Bildes weist noch immer halbrunde Sitztribünen auf.
Körperliche und geistige Fitness waren bei den Alten Griechen hoch angesehen. Deshalb wurden junge Männer an sogenannten Gymnasien sportlich und intellektuell ausgebildet.
Ein besonders spektakulärer Bau dieser Art stand einst in Agrigent, einer griechischen Kolonie in Sizilien. Dort wurden bei Ausgrabungen in den vergangenen Jahrzehnten bereits Teile des Sportbereiches des Gymnasiums ausgegraben. Nun gesellt sich zu diesen Funden ein imposanter Hörsaal, in dem in der Antike 200 Menschen Platz zum Lernen fanden.
Ein einzigartiges Gymnasium
Die antike Stadt Agrigent wurde im Jahr 580 v. Chr. gegründet, der Bau des Gymnasiums folgte im 2. Jahrhundert v. Chr. Der bisher bereits ausgrabene Sportbereich der Anlage beeindruckt die Forschungsgemeinschaft schon länger: Er umfasst neben einem luxuriösen Freiluftschwimmbecken mit einem raffinierten Wasserversorgungssystem und einem großen Umkleideraum auch mehrere, bis zu 200 Meter lange Laufbahnen.
Das nun entdeckte Auditorium ist ähnlich eindrucksvoll: Es besteht aus einem kleinen, überdachten Theater, um den acht ansteigende Sitzreihen in einem Halbkreis gebaut sind.

Diese Bereiche des alten Gymnasiums wurden bisher ausgegraben.
Der aktuelle Fund ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, schreibt das Forschungsteam um die deutschen Archäolog*innen Monika Trümper und Thomas Lappi von der Freien Universität Berlin. Antike Gymnasien waren bisher fast ausschließlich aus dem östlichen Mittelmeerraum bekannt, im westlichen Mittelmeerraum ist das Gymnasium in Agrigent hingegen der erste Fund seiner Art.
Die Forschenden bezeichnen den Bau als eine Art ,Gymnasium der Superlative‘ – unter anderem aufgrund seiner beeindruckenden Sportanlage, vor allem aber wegen des nun entdeckten Hörsaals. Im 2. Jahrhundert v. Chr. habe es in der gesamten antiken Welt keinen vergleichbaren gegeben, sagt Trümper.
Besonderes Zeugnis antiker griechischer Ausbildung
Bisher gingen Forschende davon aus, dass Gymnasien in Sizilien hauptsächlich für das paramilitärische Training junger Männer genutzt wurden. „Unser neuer Fund erzählt eine andere Geschichte“, sagt Trümper. „In Agrigent wurde offenbar der intellektuellen Erziehung der jungen Männer ein prominenter Raum eingeräumt – im wahrsten Sinne des Wortes: ein eigener Hörsaal, in dem die jungen Männer Vorträge hören konnten, Unterricht hatten, vielleicht auch selber rhetorische Übungen und Performances für ein Publikum halten konnten, sich versammeln konnten und so weiter.“ Agrigent sei somit nicht nur ein bedeutender Ort griechischer Kultur gewesen, sondern auch ein Zentrum innovativer Bildungsarchitektur.
Den Wert, den man damals auf die umfangreiche Ausbildung junger Männer legte, beweisen neben dem kolossalen Bau auch zwei Kalksteinblöcke mit Inschriften, die im Rahmen der aktuellen Ausgrabungen im Hörsaal gefunden wurden. Auf diesen ist die Rede von einem Gymnasiumsleiter, der Gymnasiarch genannt wird, sowie von der Erneuerung des Dachs der Umkleide. Letzteres wurde laut der Inschrift von einem Bürger finanziert.
