Fünf inspirierende Reisen auf den Spuren von Geschichte und Kultur 2023
Abseits altbekannter Urlaubsorte: Diese Reiseziele laden zu historischen Entdeckungen und kulturellem Vergnügen von Italien bis Ägypten ein.
Ein Wanderer überquert die Ponte dell’Acquedotto in der italienischen Stadt Gravina in Apulien. Die Stadt liegt nahe der Via Appia, einem Wanderweg entlang der wichtigen Straße aus der Römerzeit. Die Aquäduktbrücke taucht im James Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ auf.
Wohin soll es 2023 gehen? Seit das Reisen wieder problemlos möglich ist, steigt die Nachfrage nach spannenden Reisezielen ohne großen touristischen Andrang. Die jährliche Liste mit 25 inspirierenden und weniger frequentierten Destinationen führt im kommenden Jahr an Orte voller Wunder – für Reisende aller Altersgruppen. Mit dem Besuch kann zur Unterstützung der lokalen Gemeinden und Ökosysteme beigetragen werden.
In den fünf Kategorien Kultur, Abenteuer, Natur, Familie und Gemeinschaft berichten unsere National Geographic Redakteure von den diesjährigen Zielen, die – noch unter dem allgemeinen Reiseradar – darauf warten, entdeckt zu werden.
Hier kommen fünf ausgewählte Orte für unvergleichliche Reisen zum Eintauchen in die Geschichte und Kultur dieser Welt.
Via Appia, Italien
Der „Superhighway“ des alten Roms
Der aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Drususbogen in Rom markiert den Anfang einer 580 Kilometer langen Wanderroute quer durch Italien entlang der Via Appia, die auch Appische Straße genannt wird.
Wenn alle Wege nach Rom führen, war diese antike Schnellstraße, die vor 2.300 Jahren gebaut wurde, deren Mutter. Die Via Appia hat auch den Spitznamen Regina Viarum, die Königin der Straßen. Sie erstreckt sich ca. 580 Kilometer vom Herz der Hauptstadt Italiens zur Hafenstadt Brindisi an der Adriaküste, und wurde von normalen Bürgern, marschierenden Soldaten sowie Berühmtheiten beschritten – vom lateinischen Dichter Horaz bis zum Imperator Commodus, der die Gladiatoren um sich scharte.
Die Straße wurde nach dem Niedergang Roms vernachlässigt, aber nie vergessen. Sie erwacht gerade zu neuem Leben, während die Regierung versucht, die antiken Pflastersteine zurückzuverfolgen, freizulegen und zu restaurieren. Die Via Appia soll eine Route werden, die auch von modernen Urlaubern begehbar ist. Das Ziel ist eine Pilgerreise durch die Geschichte, die sowohl an malerischen Dörfern und archäologischen Stätten als auch an gebuchten Nachtquartieren am Ende jedes Tages vorbeiführt.
In der Zwischenzeit sollen die Abenteurer im Hinblick auf die italienische Küche voll auf ihre Kosten kommen, sagt die National-Geographic-Autorin Nina Strochlic, die erst kürzlich auf der Via Appia unterwegs war. Ein Tipp: „Steuern Sie im südlichen Bezirk von Puglia die nächste Bäckerei an und genießen Sie dort das bröselige, cremige Rustico – einen mit Béchamelsoße, Mozzarella und Tomaten gefüllten Blätterteig.
Busan, Südkorea
Die zweite Stadt des K-Pop
Besucher auf einer Aussichtsplattform mit Blick auf die Skyline von Busan, Südkoreas größter Hafenstadt und pulsierendem kulturellem Zentrum.
In Busan ist ein Kinobesuch eine gemeinschaftliche Erfahrung. Die zweitgrößte Stadt Koreas richtet seit fast drei Jahrzehnten eines der renommiertesten jährlichen Filmfestivals in Asien aus. 2022 veranstaltete das Busan International Film Festival Filmvorführungen in 14 Ortsteilen dieser 3,4-Millionen-Hafenstadt.
Vor den Vorführungen können sich Filmliebhaber mit Craft-Bier und Kaffee eindecken – Busan ist berühmt für Bierbrauer, die Bohnen und Hopfen handwerklich verarbeiten – oder durch den Bürgerpark schlendern, der ein sanierter US-Militärstützpunkt ist. (Die Stadt spielte im koreanischen Krieg eine strategische Rolle.) Der Park, der 2014 eröffnet wurde, ist mit seiner Fläche von 84 Hektar ein Rückzugsort mitten in der Stadt. Hier wachsen mehr als eine Million Bäume und Sträucher, insgesamt 97 Arten. Busan ist auch berühmt für Berge und Strände sowie den Meeresarm des Flusses Nakdong. Der längste Fluss Koreas fließt durch die Stadt und bietet dem Singschwan und anderen bedrohten Wasservögeln ein Zuhause.
Ägypten
Das Debüt von König Tuts neuem Zuhause
Eine Mitarbeiterin des Großen Ägyptischen Museums in Kairo arbeitet an der Konservierung eines vergoldeten hölzernen Kriegsschilds, einem der Schätze aus Tutanchamuns Grabkammer.
Das Debüt von dem prunkvollen neuen Zuhause von König Tut am 100. Jahrestag seiner Entdeckung – und eine Reihe von neuen archäologischen Funden – entfacht erneut weltweites Interesse an Ägypten. Es ist dramatisch und modern: Das Große Ägyptische Museum in Kairo liegt in Gizeh am Rand der Pyramiden. „Es ist das perfekte Museum in der perfekten Umgebung“, sagt Fredrik Hiebert, der ansässige Archäologe der National Geographic Society, der seine Karriere in Ägypten begann und momentan die virtuelle Multimedia-Ausstellung „Beyond King Tut: The Immersive Experience“ von National Geographic betreut.
„Es ist als hätten die Ägypter noch eine Pyramide gebaut, um all die goldenen Schätze von Tutanchamun zur Schau zu stellen – viele waren im Keller des [alten] Kairo-Museums versteckt“, sagt er. „Dieses Museum wird zu einem Hauptreiseziel werden und die Reiseart der Menschen verändern, die Ägypten besuchen.“
Zusammen mit mehr als 5.000 Schätzen, die dem Kindkönig gehörten, beherbergt der beinahe eine halbe Million Quadratmeter umfassende Komplex die bemerkenswerten Sammlungen antiker Artefakte der Nation – Schätzungen zufolge insgesamt 100.00 Stück. Aber der Platz könnte bald knapp werden. Neue Ausgrabungen haben 250 Mumien in Sakkara zu Tage gefördert sowie eine „goldene Stadt“ nahe Luxor, die vor über 3,00 Jahren während des Regimes von Tuts Großvater, Amenhotep III, gebaut wurde. Zu den Funden zählten Gegenstände des täglichen Gebrauchs von durchschnittlichen Ägyptern.
Diese Entdeckungen sowie die kürzliche Restauration der statuengesäumten Sphinx-Allee in Luxor bedeuten, dass es eine Menge zu feiern gibt. Trotzdem sind Ägyptens Ausgrabungsstätten nach wie vor bedroht. Ein typisches Beispiel: Abydos, die königliche Begräbnisstätte der ersten Pharaonen, wird von Übergriffen durch Städte und Landwirtschaft, steigenden Grundwasserspiegeln und illegaler Müllentsorgung bedroht, wie der World Monuments Fund berichtet.
Charleston, South Carolina
Eröffnung des lang ersehnten International African American Museum
Im Jahr 1670 gegründet, ist Charleston die älteste Stadt in South Carolina. Sie war einst Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels.
Ein neues Jahr bringt Licht in das Dunkel eines alten Unrechts in Charleston. Die größte Stadt South Carolinas ist bekannt für die Lowcountry-Esskultur, begehbaren Urbanismus und Vorkriegsarchitektur. Am 21. Januar, wenn das International African American Museum eröffnet, arbeitet Charleston einen düsteren Aspekt der Geschichte auf. Das Gebäude befindet sich am Gadsden’s Wharf, gegenüber vom Charleston Harbor, wo Schiffe in den 18. und 19. Jahrhunderten versklavte Afrikaner in Ketten nach Nordamerika brachten. Neun Ausstellungsräume erzählen erschütternde Geschichten der Mittelpassage und die Schrecken des Lebens auf Plantagen. Aber sie decken auch Erzählungen auf, in denen die Sklaven triumphierten, und berichten von ihren anhaltenden kulturellen Beiträgen. Zum Beispiel ist ein Bereich dem Volk Gullah Geechee gewidmet, das an der Atlantikküste von den Carolinas bis Florida lebt und einige der afrikanischen Traditionen seiner Urahnen fortführt.
Das Museum bietet schwarzen Amerikanern andere Möglichkeiten, sich mit ihren Wurzeln in Verbindung zu setzen. Historiker sind der Meinung, dass fast 90 Prozent der schwarzen Amerikaner Vorfahren in den Sklavenmärkten von Charleston wiederfinden können. Um Besuchern dabei zu helfen, ihre Stammbäume auszufüllen, vernetzt sich das Zentrum für Familiengeschichte des Museums mit Millionen von familienkundlichen Meldungen und Archivaren, die Ihnen Zugang dazu gewähren.
Longmen-Grotten, Provinz Henan, China
Eine der größten Sammlungen von Steinstatuen der Welt
Tausende antike geschnitzte Buddha-Bilder schmücken die Longmen-Grotten in der Provinz Henan in China. Das größte von ihnen misst circa 17 Meter.
Kann die antike Kunst der Tang-Dynastie im Metaversum des 21. Jahrhunderts gedeihen? Die Longmen-Grotten in Chinas Provinz Henan geben uns einen Anhaltspunkt. In diesen unzähligen Höhlen inmitten Kalksteinfelsen, die sich oberhalb des Flusses Yi erheben, verbergen sich mehr als 100,000 Statuen. Sie wurden dem Buddhismus gewidmet und zwischen dem fünften und achten Jahrhundert v. Chr. geformt. Im Jahr 2021 nutzten Showrunner einer Fernsehshow in Henan das UNESCO-Welterbe als Kulisse für ihre Tanzakrobatik-Sendung Longmen King Kong (der Titel bezieht sich auf einen buddhistischen Champion, nicht auf einen Riesengorilla). Die spektakulären Spezialeffekte der Show wurden zusammen mit den beeindruckenden Statuen eine landesweite Sensation.
Jedoch wird Hightech in den Grotten nicht nur für die Unterhaltungsindustrie eingesetzt. Archäologen nutzen 3D-Druck, um beschädigte Bildhauerei zu rekonstruieren, und Wissenschaftler, die an einem gemeinsamen Programm der Jiaotong-Universität Xi'an und der Universität von Chicago teilnehmen, erstellen mit digitaler Abtastung eine 3D-Karte des Orts.