Die besten Lügner des Tierreichs

Vom gerissenen Kopffüßer bis hin zu Vogelimitatoren gibt es im Reich der Tiere eine Vielzahl an Naturtalenten der Täuschung.

Von Liz Langley

Die Natur kann brutal sein. Daher haben manche Tiere raffinierte Strategien entwickelt, um ihr Überleben zu sichern – vom Nachahmen anderer Tiere bis zur dreisten Ausnutzung pflichtbewusster Eltern ist alles dabei.

BLAUHÄHER

Vögel gehören zu den talentiertesten Lügnern der Natur. „Blauhäher sind gut darin, verschiedene Arten von Falken nachzuahmen“, erzählt Bob Mulvihill, ein Ornithologe am Nationalen Vogelhaus von Pittsburgh.

Der angebliche „Falke“ verjagt andere Vögel, sodass der Blauhäher dann das Futterhäuschen ganz entspannt für sich allein hat.

KUHSTÄRLING

Der nordamerikanische Kuhstärling legt in einer Saison bis zu 40 Eier. Anstatt seine eigenen Brutstätten zu bauen, deponiert das Weibchen die Eier heimlich in den Nestern anderer Vögel.

„Sie sind der Inbegriff des Vogels, der nicht alle Eier in einen Korb legt“, sagt Mulvihill.

Auch wenn einige Vogelarten die Kuhstärlinge vertreiben, fällt der Michiganwaldsänger für gewöhnlich auf den Trick herein und zieht die Jungen des fremden Vogels auf – ein Phänomen, das man als Kleptoparasitismus bezeichnet.

Allerdings passiert das so häufig und ist so anstrengend für die Michiganwaldsänger, dass ihre Zahl zu großen Teilen deshalb zurückgegangen ist, so Mulvihill.

Raben bevorzugen faire Tauschpartner

GRAUHÖRNCHEN

Das nordamerikanische Grauhörnchen hält eine Nuss zwischen seinen Zähnen und tut dann so, als würde es diese in einer ganzen Reihe von Löchern vergraben, bevor es sie schließlich wirklich verbuddelt. Diese Taktik sorgt dafür, dass konkurrierende diebische Eichhörnchen nicht wissen, wo die Nuss tatsächlich liegt, erklärt die National Wildlife Federation.

Die Möchtegern-Nussdiebe graben dann eine ganze Reihe leerer Löcher aus, bevor sie schließlich aufgeben.

Ein anderes Täuschungsmanöver besteht darin, die Nuss zu vergraben, dann aber Blätter und Dreck über ein anderes Fleckchen zu schieben, das wie ein Vorratsloch aussieht, aber tatsächlich leer ist.

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    KOPFFÜSSER

    Manche Meerestiere wie zum Beispiel Sepien, besser bekannt als Echte Tintenfische, haben Männchen, die sich auf gerissene Weise vor Konkurrenten tarnen. Rebecca Young, eine Biologin der Universität von Texas in Austin, erklärt das Vorgehen per E-Mail:

    „Diese Männchen sehen wie Weibchen aus, um nicht von größeren, dominanten Männchen angegriffen zu werden.“ Während das Männchen das Nest bewacht, huscht das Weibchen – das generell kleiner und gesprenkelter ist – hinein und befruchtet die Eier.

    Die männlichen Trauersepien in Australien können ihre Farbgebung nach Bedarf ändern – und zwar pro Körperseite. Wenn sich so ein Männchen also zwischen einem Weibchen und einem anderen Männchen befindet, kann es für das Weibchen männlich wirken und für das Männchen weiblich. Das täuscht das rivalisierende Männchen, das nun denkt, es würde zwei Weibchen sehen anstatt einer Balz in vollem Gange. 

    Das Sperma der kleineren Männchen des Speertintenfischs Heterololigo bleekeri ist im Gegensatz zu dem der größeren Männchen speziell für einen separaten Spermaspeicher in der Nähe der Mundöffnung des Weibchens konzipiert. Die Spermien der kleineren Männchen haben zudem längere Flagellen als die der größeren Männchen.

    HECKENBRAUNELLE

    Michael Greenfield, ein Evolutionsbiologe am Nationalen Forschungszentrum im französischen Tours, erklärt, dass die Täuschung unter Mitgliedern derselben Art nicht funktioniert, wenn das Tier beim Lügen erwischt wird.

    Wenn eine solche Täuschung auffliegt, so Greenfield, wird das entsprechende Tier letztendlich ignoriert oder sogar von der Gruppe gemieden, sodass der Lügner daraus keinen Nutzen ziehen kann.

    Die Männchen und Weibchen vieler monogamer Vogelarten paaren sich auch mit anderen Vögeln. Vermutlich ist das ein Versuch, größere genetische Vorteile für ihren Nachwuchs zu sichern.

    Aber die männlichen Heckenbraunellen Europas und Westasiens haben eine Strategie entwickelt, um solches Verhalten bei ihren Partnerinnen zu unterbinden. 

    Um sicherzugehen, dass sie der Vater des Nachwuchses sind, picken männliche Heckenbraunellen gegen die Kloake der Weibchen. Das führt dazu, dass ihre Partnerin das Sperma anderer Männchen ausstößt, mit denen es sich gepaart hat.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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