Erstmals beobachtet: Schlangen rotten sich für die Jagd zusammen

Kubanische Schlankboas sind nicht die einzige Art, die überraschenderweise zusammenarbeitet, um sich das Abendessen zu sichern.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 27. Okt. 2017, 15:42 MESZ
Kubanische Schlankboa
Eine Kubanische Schlankboa rollt sich im Palm Beach Zoo zusammen. Der Wissenschaftler Vladimir Dinets hat die Schlangen, die in der Höhle jagten, nicht fotografiert oder gefilmt, um sie nicht zu stören.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Viele von uns kennen die klassischen Tierdokumentationen, in denen Wölfe oder Löwen im Rudel jagen, um ihre Beute zu erlegen.

Aber Schlangen?

Eine neue Studie hat offenbart, dass Kubanische Schlankboas ihre Fledermausjagden in den Höhlen des kubanischen Nationalparks Desembarco del Granma koordinieren.

Es war bereits bekannt, dass die Reptilien an der Decke beim Höhleneingang hängen. Von dort aus fangen sie Jamaika-Fruchtfledermäuse, die in der Höhle ihren Schlafplatz haben.

Vladimir Dinets, ein Zoologe an der Universität von Tennessee in Knoxville, hat entdeckt, dass die Schlange sich dicht beieinander positionieren. So versperren sie den Flugweg der Fledermäuse und haben mehr Erfolg bei der Jagd.

„Sie blockieren einfach die komplette Öffnung, [die Fledermäuse] können also nirgendwo anders hin“, sagt Dinets. Seine Abhandlung wurde kürzlich in „Animal Behavior and Cognition“ veröffentlicht und ist die erste wissenschaftlich dokumentierte Beobachtung von Schlangen, die zusammen jagen.

Laut Dinets Beobachtungen haben Schlangen, die allein jagen, weniger Fledermäuse gefangen als die Gruppenjäger.

Die Vorstellung vom einzelgängerischen Reptil sei „ein großer Irrglaube. Sie sind ziemlich sozial“, sagt er – und das zahlt sich zum Abendessen aus.

Schlangen sind aber nicht die einzigen Jäger, die überraschend kooperativ sein können.

ALIGATOREN UND KROKODILE

Auch diese Reptilien nutzen „ein paar verrückte Taktiken“, um zusammen Beute zu machen, sagt Dinets.

Ein Mississippi-Alligator lauert am Grunde eines Zypressensumpfs auf Beute.
Foto von Keith Ladzinski, National Geographic Creative

In einer Studie aus dem Jahr 2014 beschreibt Dinets Sumpfkrokodile in Sri Lanka, die in zunehmend kleineren Kreisen um Fische herumschwimmen. Dann preschen sie abwechselnd durch den Schwarm, um ihre Mahlzeit zu fangen.

Wissenschaftler haben auch schon Mississippi-Alligatoren dabei beobachtet, wie sie zusammenarbeiten, um Beute zu machen. Die größeren Exemplare treiben Fische in flaches Wasser, wo die kleineren Alligatoren sie am Wegschwimmen hindern. Dann lassen sich beide Seiten die eingekesselten Opfer schmecken.

BELIEBT

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    Ein Sumpfkrokodil mit weit aufgerissenem Maul auf der Saint Augustine Krokodilfarm in Florida.
    Photograph by Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

    SPINNEN

    Mehr als zwölf tropische Spinnenarten leben in Kolonien und jagen gemeinsam, wie die Evolutionsbiologin Leticia Avilés von der Universität von British Columbia in einer E-Mail erklärt.

    Die in Ecuador beheimatete Spinne Theridion nigroannulatum jagt beispielsweise, indem sie klebrige Spinnenfäden von Blättern hängen lässt und sich dann versteckt. Wenn sich Beute in den Fäden verfängt, greift die Spinne an und schleppt ihren Fang zurück zur Kolonie, um ihn mit den anderen zu teilen.

    HORNISSEN

    Kolonien der Japanischen Riesenhornisse senden einen Späher aus, der die Bienenstöcke von Honigbienen mit Pheromonen markiert. So kann der Rest der Kolonie den Bienenstock ausfindig machen.

    Die bis zu fünf Zentimeter langen Tiere fliegen dann dorthin und töten die Bienen. Aus ihnen machen sie eine Art Brei, die sie an ihre Larven verfüttern.

    Manchmal überlisten die Bienen die Hornissen aber auch.

    Dann locken die Bienen die Späher-Hornisse in ihren Bienenstock und umschwärmen das einzelne Tier. Sie lassen ihre Flügel vibrieren und erhöhen so die Temperatur, bis der Spion an Überhitzung stirbt.

    ZACKENBARSCHE

    Nassau-Zackenbarsche arbeiten auch mit anderen Arten zusammen, wenn es um die Nahrungssuche geht.

    Diese großen Fische des Westatlantiks „verbünden sich mit einem anderen Raubfisch, der Muräne“, sagt Scott Heppell. Er ist ein Meeresbiologe an der Oregon State University.

    Nassau-Zackenbarsche haben clevere Taktiken entwickelt, um in ihren Korallenriffen Beute zu machen.
    Foto von Raúl Touzon, National Geographic Creative

    Wenn sich ein Beutefisch in den Korallen versteckt, dann bleibt der Zackenbarsch auf einer Seite und die Muräne auf der anderen. Dadurch wird der Fisch quasi „von zwei Seiten gejagt.“

    Manchmal helfen Zackenbarsche sogar Tauchern, die Feuerfische jagen. Besagte Tiere sind dort eine invasive Art. Wenn Taucher mit Speeren vor der Insel Little Cayman in Wasser gehen, dann verhalten sich die Nassau-Zackenbarsche „wie Spürhunde und ‚zeigen‘ auf die Feuerfische. Sie lassen uns wissen, wo sie sich befinden“, sagt Heppell, der für die Reef Environmental Education Foundation arbeitet.

    „Ich glaube, die hoffen, dass [die Taucher] sie für sie aufspießen und ihnen einen feurigen Snack anbieten.“

    Tatsächlich ignorieren die Zackenbarsche Taucher ohne Speere. Dafür schwimmen sie sogar hinter Tauchern mit Speeren her.

    Im Englischen heißen die Zackenbarsche „Groupers“, aber „Groupies“ wäre in dem Fall vielleicht treffender.

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