Tiergeräusche: Die Wanze mit der Penisvioline
Wie und warum erzeugen Ruderwanzen, Pottwale und andere laute Tiere ihre einzigartigen Geräusche?
Wie spielt man eine im Körper eingebaute Trompete?
Als ein Freund kürzlich fragte, ob Elefanten ihr Tröten mit der Nase oder dem Mund erzeugen, war das für uns Anlass genug, einen genaueren Blick auf einige Tiere zu werfen, die einzigartige Klänge von sich geben.
ELEFANTEN
„Das Tröten wird meist hauptsächlich mit dem Rüssel erzeugt“, schrieb der Projektleiter des Elephant Listening Project Peter Wrege von der Cornell Universität per E-Mail und bezog sich dabei auf die afrikanischen Waldelefanten, die er untersucht.
Es sei „ein bisschen wie das Geräusch, das entsteht, wenn man Luft durch fast vollständig zusammengepresste Lippen pustet“, auch wenn sie manchmal noch „ein bisschen ‚Stimme‘“ mit einbringen.
„Versuchen Sie das mal“, schlägt Wrege vor. „Aber seien sie vorsichtig, wo [Sie das machen].“
Wrege glaubt, dass alle Teile des Geräuschs, „einschließlich der Komponenten, die durch die Vibration der Stimmfalte erzeugt werden“, aus dem Ende des Rüssels ausgestoßen werden. Es wäre nicht überraschend, so sagt er, wenn auch der Mund an der Erzeugung des Trompetens beteiligt ist, je nach emotionaler Verfassung des Tieres.
Laut Wrege erzeugen Elefanten dieses Geräusch „bei großer Aufregung, Angst oder Freude“.
ZIKADEN
Ob sie nun jedes Jahr oder alle 13 bis 17 Jahre auftauchen: Zikaden machen aus einem bestimmten Grund Lärm im Frühling.
„Alles dreht sich um Sex“, wenn die Männchen den Weibchen zurufen, sagte Ed Spevak, der Kurator der Abteilung für wirbellose Tiere am St. Louis Zoo.
Zikaden haben einen besonderen Bereich an ihrem Hinterleib, der wie die Clicker funktioniert, die Leute benutzen, um ihre Hunde und Katzen zu trainieren“, sagt Spevak. Sie drücken eine Membran ein und lassen sie dann wieder los, wodurch ein Klickgeräusch entsteht. Eine Resonanzkammer verstärkt das Geräusch.
Verschiedene Arten – es gibt insgesamt ungefähr 3.000 Arten von Zikaden – haben verschiedene Frequenzen und Klangmuster, sodass sie sich gegenseitig unterscheiden können.
Allein in Australien gibt es etwa 200 Arten von Zikaden, und laut Spevak zählen sie zu den lautesten. Sie können es auf bis zu 120 Dezibel bringen – die Lautstärke eines Donnerschlags.
POTTWALE
Wale kommunizieren über große Distanzen miteinander, können einander so wiederfinden und sich anhand der Geräusche, die sie mit ihrer Nase erzeugen, auch im Wasser orientieren.
Unterhalb des Nasenlochs eines Pottwals befinden sich zwei kleine Ballons, „die Luft von einem zum anderen schieben“, ein wenig wie die Luft in einem Furzkissen, erklärt Shane Gero, der Gründer des Dominica Sperm Whale Project. Die Luft öffnet und schließt eine Membran, die dadurch klickende Geräusche erzeugt.
Wale benutzen auch zwei mit Öl gefüllte Schläuche – das Spermaceti-Organ –, welche Schallwellen vom Hinterkopf reflektieren, und die sogenannte Melone, einen segmentierten Bereich an der Vorderseite des Kopfes.
Diese Segmente in der Melone „helfen dabei, die Richtung des Geräuschs zu bestimmen“, damit es in einem lauten, gut ausgerichteten Strahl den Körper verlässt. Dieses Echolotsystem macht die Wale zu sehr erfolgreichen Jägern.
Für ihre Kommunikation untereinander schicken Wale ihre Laute aber vermutlich nicht durch die Melone, damit sie über kürzere Distanz „in allen Richtungen“ gehört werden können, so Gero.
RUDERWANZEN
Dieses Insekt von der Größe eines Reiskorns ist relativ zu seinem Körpergewicht das lauteste Tier.
Die kleine Ruderwanze zirpt, indem sie ihren Penis an ihrem geriffelten Bauch entlangreibt. Mit etwa 105 Dezibel ist das kleine Insekt damit sogar ein bisschen lauter als ein Motorrad.
BRÜLLAFFEN
Brüllaffen, die in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika heimisch sind, verfügen über ein Zungenbein. Der hohle Knochen in ihrer Kehle verstärkt ihre Rufe und macht diese relativ kleine Primatenart damit zu einer der lautesten Tierarten der Welt.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 fand heraus, dass lautere Brüllaffenmännchen kleinere Hoden und weniger Sperma besitzen. Sie leben in kleinen Gruppen mit Harems aus Weibchen, während Männchen mit größeren Hoden ihre Weibchen teilen und via Spermienmenge und -qualität um den Fortpflanzungserfolg wetteifern.