„Mäuse-Kebab“ und Speichelkleckse: Seltsame Geschenke aus dem Tierreich

Der Grund für zahlreiche kreative Geschenke im Tierreich ist wie so oft nur das Eine.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 20. Nov. 2017, 10:18 MEZ
Raubwürger
Ein Nördlicher Raubwürger sitzt auf einem Ast neben einer aufgespießten Maus in Niedersachsen.
Foto von Duncan Usher, Alamy

Es ist nicht mehr allzu lange hin, bis die vorweihnachtliche Geschenkepanik sich wieder breitmacht. Aus diesem Anlass lautet die verrückte Tierfrage der Woche heute: Was für Geschenke machen Tiere?

Der Weg zum Herzen eines Insekts

Tote Käfer und Körperteile mögen für uns nicht so attraktiv sein, aber für viele Tiere sind sie das ganze Jahr über ein willkommenes Geschenk.

Diverse Insekten machen sogenannte Brautgeschenke während der Brautwerbung und der Paarung. Männliche Schnabelfliegen bieten den Weibchen einen Speichelklecks an, manche männliche Schmetterlinge geben ihren Partnerinnen ein Paket aus Spermien und Nährstoffen, und männliche Grillen der Art Cyphoderris strepitans lassen die Weibchen während der Paarung ihre Flügel anfressen und das Blutäquivalent trinken, das aus der Wunde tritt.  

Sara Lewis, eine Entomologin von der Tufts Universität, hat ein paar Inhaltsstoffe der Brautgeschenke von Glühwürmchen identifiziert.

Wie sich herausstellt, enthält das gewundene, durchsichtige Gebilde in dem Video, welches das Männchen dem Weibchen gibt, mehr als 200 Proteine und andere Substanzen, welche die Zahl der Eier des Weibchens potenziell erhöhen können. Außerdem ist auch ein Enzym enthalten, das dem Männchen dabei hilft, das Gebilde auszuscheiden. Als besonders praktisch stellen sich die Lucibufagine in dem Geschenk der leuchtenden Liebenden heraus: Diese Toxine machen die Glühwürmchen für ihre Fressfeinde giftig, sagt Lewis, deren entsprechende Studie in „Scientific Reports“ erschienen ist.

Während die Geschenke der Glühwürmchen selbstgemacht sind, geben beispielsweise männliche Raubspinnen den Weibchen frisch erlegte Beute, „sorgfältig in Seide eingesponnen“.

Manchmal schummeln die Verehrer allerdings auch ein bisschen und spinnen irgendein unappetitliches Pflanzenteil oder „ein totes Insekt, das sie schon leergesaugt haben“ ein.

Krähengeschenke

Auch Vögel schenken gern.

Wilde Krähen beispielsweise machen Leuten Geschenke, von denen sie gefüttert werden, sagt John Marzluff, ein Ornithologe an der Universität von Washington. In Washington State gab es einen Fall, bei dem eine Krähe einem Mann, der sie fütterte, ein Medaillon, ein Zuckerherz, Steinchen und andere Gegenstände brachte.

In Arizona befreite eine Frau eine Krähe, die in einem Zaun stecken geblieben war. Daraufhin begann eine andere Krähe damit, regelmäßig Nahrung auf ihrer Veranda zu hinterlassen, „wie man das für einen Partner tun würde“, sagt Marzluff.

Das liegt daran, dass diese hochsozialen und intelligenten Tiere „Bindungen mit den wichtigen Akteuren in ihrer Welt“ eingehen, sagt Marzluff. Manchmal schließt das auch Menschen ein, die ihnen helfen.

Vogelmännchen präsentieren als Teil der Balz oft Nahrung, um zu demonstrieren, dass die ein brütendes Weibchens versorgen können, manchmal aber „sogar einfach nur zur Aufrechterhaltung der Paarbindung“, fügt J. V. Remsen hinzu, ein Ornithologe der Louisiana State Universität.

Eisvögel bringen ihren Partnerinnen Fisch, während Nördliche Raubwürger die Präsentation ihres Geschenks recht dramatisch gestalten. Die Männchen spießen ihre Beute, die oft aus einem Nagetier besteht, auf Dornen auf und kreieren damit eine Art Mäuse-Kebab. Die Weibchen sehen sich dann ihre Optionen an und wählen das Männchen mit dem fleischigsten Spieß.

Unter Freunden teilt man

Die Chancen, dieses Weihnachten ein Geschenk von eurem nächsten Verwandten zu erhalten, stehen nicht gut. Wir reden aber nicht von Tante Inge.

Ein Bonoboweibchen in der Demokratischen Republik Kongo teilt ihre Nahrung mit Jungtieren.
Foto von Frans Lanting, Getty Images

Schimpansen und Bonobos, mit denen wir etwa 98 Prozent unserer DNA teilen, teilen ihr Essen, aber eher passiv. 

„Nur zwei Prozent der Fälle, in denen Nahrung geteilt wird, sind aktive Spenden an ein anderes Individuum“, sagt Frans de Waal. Der Primatologe und Ethologe der Emory Universität hat mehr als ein Dutzend Bücher über das Verhalten von Primaten geschrieben.

Geschenke werden auch im Gegenzug für Gefallen oder beim Tauschhandel gemacht“, sagt de Waal.

„Ein männlicher Schimpanse durchstöbert womöglich die Plantage eines Bauerns und bringt einem Weibchen eine Papaya, damit sie sich mit ihm paart“, erklärt er in einer E-Mail. „Oder ein junges Bonoboweibchen könnte sexuellen Kontakt mit einem Männchen suchen, das etwas zu Essen in der Hand hält, und ihm die Nahrung dann während der Kopulation entwenden.“

Zum Mitnehmen, bitte!

Tote Mäuse von der Miez? Das sind keine Geschenke, sagt John Bradshaw von der Universität von Bristol.

Wenn Hauskatzen tote Mäuse auf der Türschwelle hinterlassen, ist das nicht zwingend ein Liebesbeweis.
Foto von Jozsef Mark, Getty Images

Hauskatzen bringen Beute oft nach Hause, um sie in Ruhe zu verzehren. Manchmal lockt dort dann aber auch der Geruch des Katzenfutters, den sie vielleicht appetitlicher finden. „Dann lassen sie ihre Beute liegen.“ Andere Wissenschaftler vermuten, dass die Tiere ihren Menschen Beute bringen, um sie zu versorgen oder ihnen das Jagen beizubringen. 

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