Hühner ziehen attraktive Menschen vor
Die domestizierten Tiere sind deutlich klüger, als man vielleicht denkt.
Wir alle wissen, wie wichtig Tageslicht ist, um einigermaßen gut gelaunt durch den Winter zu kommen. Das geht auch einem Huhn so.
Eine Leserin hat uns gefragt: „Warum brauchen Hühner viele Stunden Licht, um Eier zu legen?“ Also haben wir bei ein paar Experten nachgefragt.
Lichtblick
Hennen brauchen Licht, um Eier zu legen, sagt Claudia Dunkley, eine Geflügelwissenschaftlerin der Universität von Georgia.
Wenn sie zwölf Stunden lang natürlichem oder künstlichem Licht ausgesetzt sind, veranlasst der Hypothalamus der weiblichen Hühner die Freisetzung eines Hormons, welches das Eierlegen ankurbelt. Das Hormon zählt zu den Gonadotropinen – Sexualhormonen, die auch im menschlichen Reproduktionszyklus eine Rolle spielen.
Im Winter, wenn es weniger Tageslicht gibt, „hören Vögel, die nicht in Ställen gehalten werden, in denen sie über längere Zeit mit künstlichem Licht versorgt werden, mit dem Legen auf“, sagt Dunkley.
Hennen müssen sich nicht mit einem Hahn paaren, um Eier zu legen – das ist nur nötig, wenn aus den Eiern Küken schlüpfen sollen. Im Schnitt kann eine Henne bei richtiger Haltung ungefähr alle 24 Stunden ein Ei legen.
Seltsamerweise gibt es mitunter einen Zusammenhang zwischen der Farbe der Eierschale und des Ohrläppchens der Henne. „Rassen mit weißen Ohrläppchen legen Eier mit weißer Schale, die mit roten Ohrläppchen legen Eier mit brauner Schale“, sagt Jacqueline Jacob, eine Geflügelwissenschaftlerin der Universität von Kentucky.
Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel die Rasse Rote Rhodeländer.
Der Rote Rhodeländer (abgebildet) ist eine beliebte Haushuhnrasse. Wer Hühner im eigenen Garten halten möchte, sollte mindestens fünf Quadratmeter pro Tier berechnen. Dennoch gilt bei der Hühnerhaltung: Je mehr Auslauf desto besser!
Kein Spatzenhirn
Haushühner stammen vom südostasiatischen Bankaviahuhn ab und wurden wohl schon vor 8.000 Jahren erfolgreich domestiziert.
Da sich die Vögel in einer Umgebung entwickelten, die sich stetig veränderte und in der sie täglich nach Nahrung suchen mussten, „ist es nicht überraschend, dass sie in mancher Hinsicht komplexe kognitive Fähigkeiten besitzen“, sagt Richard Blatchford. Laut dem Geflügelwissenschaftler der Universität von Kalifornien in Davis zählt dazu auch die räumliche Navigation.
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In Experimenten können trainierte Hühner beispielsweise den absoluten und relativen Abstand zu Nahrung abschätzen, selbst wenn diese Abstände verändert werden.
„Hühner werden schon seit Langem für die tierische Kognitionsforschung benutzt“, fügt er hinzu.
Sie können beispielsweise bis zu 30 andere Hühner erkennen, und Küken prägen sich binnen 24 bis 36 Stunden nach dem Schlüpfen auf ihre Mutter, sagt Dunkley.
Eine Studie zeigte sogar, dass sich Küken auf das Bild eines roten Dreiecks prägten, das teilweise verdeckt war. Das lässt darauf schließen, dass die Vögel sich solche Objekte in ihrem Kopf unverdeckt vorstellen können.
Gesichtserkennung
Aber nicht nur das: Ein Huhn kann auch Menschen an ihrem Gesicht erkennen und unterscheiden. Und sie scheinen eine Vorliebe für hübsche Gesichter zu haben.
Eine Studie aus dem Jahr 2002 fand heraus, dass Hühner dieselben Vorlieben für menschliche Gesichter haben wie Menschen. Auch für sie sind Merkmale wie Symmetrie wichtig – ein unterbewusster Maßstab für Attraktivität, wie Blatchford sagt.
Für die Studie trainierten Wissenschaftler vier Hennen darauf, auf Fotos eines durchschnittlichen weiblichen Gesichts zu reagieren. Selbiges machten sie mit vier Hähnen für ein männliches Gesicht.
Danach zeigte das Team den trainierten Vögeln Bilder von Gesichtern mit übertrieben maskulinen und femininen Merkmalen.
Die Hühner pickten häufiger gegen die Bildschirme mit den symmetrischen Gesichtern, was dieselben Vorlieben offenbarte wie bei 14 Menschen, mit denen das Experiment ebenfalls durchgeführt worden ist.
Allerdings hat die Studie insofern ihre Grenzen, als dass nur eine kleine Anzahl von Hühnern und Menschen getestet wurde. Die Ergebnisse könnten aber bedeuten, dass die gemeinsame Vorliebe für Symmetrie ihren Ursprung im zentralen Nervensystem hat und nicht zwingend durch kulturelle Einflüsse zustande kommt.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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