Tierische Kreativität: Pigcasso, das malende Schwein

Das südafrikanische Schwein ist nicht das einzige Tier, das den Pinsel schwingen und Kunstwerke erschaffen kann.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 14. Feb. 2018, 16:04 MEZ, Aktualisiert am 5. Nov. 2021, 14:43 MEZ
Tierisch kreativ: Pigcasso, das malende Schwein

Als Joanne Lefson aus Kapstadt in Südafrika ein kleines Ferkel aus einem industriellen Schweinemastbetrieb rettete, hatte sie wohl nicht damit gerechnet, dass es einen Rüssel für die schönen Künste haben würde.

In ihrem neuen Zuhause im Farm Sanctuary SA zeigte die Sau Interesse an den Pinseln, die dort herumlagen. Sie waren „die einzigen Sachen, die sie nicht gefressen hat“, witzelt Lefson.

Also beschlossen die Retter, dem Schwein, das sie Pigcasso nannten, mit einer Trainingsmethode namens positiver Verstärkung das Malen beizubringen. Dabei erhielt das Tier Essen als Belohnung.

Von Großkatzen über Stachelrochen bis hin zu Elefanten haben schon viele Tiere in menschlicher Obhut zu malen gelernt. Das wirft die Frage auf, ob Tiere kreativ sein können.

Im Auge des Betrachters

Die Aussage, dass Tiere Kunst schaffen können, sei schwierig, sagt Allison Kaufman. Die Forscherin von der Universität von Connecticut erforscht tierische Innovationsgabe und Kreativität.

Das liegt daran, dass Kunst „Bedeutung, Selbstentfaltung oder Schönheit“ ausdrücken oder vermitteln soll. Kaufman hat bisher noch keinen Beleg dafür gesehen, dass „nicht-menschliche Tiere die geistige Kapazität für diese Art der Selbsterkenntnis oder Mutwilligkeit haben“.

Abgesehen davon kann das Malen für Tiere in Gefangenschaft aber durchaus bereichernd sein. „Es macht Spaß, ist kreativ und eine tolle geistige Stimulation“, sagt Kaufman.

Natürlich liegen die tierischen Meisterwerke auch im Auge des Betrachters.

Die Tatsache, dass Pigcasso eine positive Bestärkung für ihre Malerei bekommt, „mindert ihre Leistung oder die Qualität ihrer Gemälde nicht“.

Stubby, ein Breitmaulnashorn im Maryland Zoo in Baltimore, hat zu malen gelernt.
Foto von Lauren Stanton

Urinstinkte

Kreativität ist da ein ganz anderes paar Schuhe. Sie wird gemeinhin als etwas definiert, das „neu, aber der Aufgabe angemessen“ ist, sagt Kaufmann.

„Wir haben ein paar sehr eindeutige Beispiele für kreative Tiere, denen Lösungen für Probleme einfallen, denen sie zum ersten Mal begegnen“, so Laura Stanton, eine Doktorandin an der Universität von Wyoming.

Und sie muss es wissen: Vor Kurzem war sie an einem Experiment mit Waschbären beteiligt. Eines der Tiere warf den Versuchsaufbau einfach um, um an die Belohnung zu kommen – eine Lösung, die die Testdesigner gar nicht bedacht hatten.

Stanton arbeitete außerdem als Pflegerin für Breitmaulnashörner im Maryland Zoo in Baltimore. Dort hatte sie auch mit einem malenden Nashorn namens Stubby zu tun. Die Pfleger kippten Farbe auf eine Leinwand und dann verwischte Stubby sie mit seinem Horn.

Kristina Horback, eine Professorin für Tierwissenschaften an der Universität von Kalifornien in Davis, bestätigt, dass viele Tiere einen natürlichen Instinkt für Kunst und Kreativität haben.

Männliche Laubenvögel, die ihre Nester mit Pilzen, Nüssen, Käfer und sogar Ausscheidungen von Raupen dekorieren, sind für sie die Künstler der Wildnis.

BELIEBT

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    Eines von Stubbys Gemälden.
    Foto von Lauren Stanton

    In seinem Buch „The Ape and the Sushi Master“ beschreibt der Primatologe Franz de Waal, wie Schimpansen in Gefangenschaft Überlegungen und Muster in ihre Gemälde einfließen lassen. Ansehen kann man sich das Ganze in diesen Videos des Primatenforschungszentrums der Universität von Kyoto.

    Arbeit für Essen

    Wenn Pigcasso malt, benutzt sie Fähigkeiten, die für sie ganz natürlich sind.

    „Schweine erkunden ihre Umgebung mit ihrer Schnauze und ihrem Maul und schnappen, beißen, lecken, schieben und ziehen Gegenstände, wenn sie die Chance dazu bekommen“, sagt Horback.

    Die Tiere sehen außerdem nur Blau-, Grün- und Gelbtöne. Auf Pigcassos Palette gibt es aber auch Rot.

    Lefson jedenfalls glaubt, dass Kreativität spontan entsteht und nicht überanalysiert werden sollte. 

    „Die Kunst besteht darin, [Pigcassos Kunstwerke] einfach anzusehen und nicht von dem Gedanken beherrscht zu werden, sie definieren zu wollen“, sagt sie.

    Schließlich schafft auch Pigcasso nur Kunst, um zu essen – genau wie die meisten professionellen Künstler.

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