Blutsauger mit Power-Darm: Das Geheimnis der Vampirfledermäuse

Blut ist nicht sehr nahrhaft und kann Krankheitserreger enthalten. Wie überleben Vampirfledermäuse mit dieser suboptimalen Nahrungsquelle?

Von Carrie Arnold
Veröffentlicht am 4. März 2018, 15:40 MEZ
Vampirfledermäuse
Vampirfledermäuse verfügen über Wärmesensoren im Gesicht, mit denen sie die Venen ihrer Opfer finden.
Foto von Brock Fenton

Im Rahmen einer neuen Studie haben Forscher die DNA und das Mikrobiom der drei bekannten Vampirfledermausarten untersucht – den einzigen hämatophagen (bluttrinkenden) Säugetieren der Welt. Die Ergebnisse zeigten, dass der Schlüssel zum Überleben der Fledermäuse ihre Darmbakterien sind.

Es scheint, als hätten sich die kleinen Darmbewohner im Laufe der Evolution so angepasst, dass sie es den Fledermäusen ermöglichen können, nur von Blut zu leben, sagt die Studienleiterin Marie Lisandra Zepeda Mendoza, eine Genetikerin der Universität Kopenhagen. Die „ganzheitliche“ Studie, die sich sowohl mit dem Mikrobiom als auch mit der DNA der geflügelten Säuger beschäftigt hat, sei die erste ihrer Art, die untersucht, wie Vampirfledermäuse Blut verdauen, schrieb Mendoza in einer E-Mail.

In den amerikanischen Tropen gehen diese Fledermäuse im Schutz der Dunkelheit auf die Jagd. Wie winzige Pferde galoppieren sie auf allen Vieren über den Boden, um sich ihrer Beute anzunähern. Mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen punktieren sie die Venen ihrer Opfer und lecken das heraustropfende Blut mit ihrer Zunge auf.

Aber es ist gar nicht so leicht, nur von Blut zu leben. Die Vampirfledermäuse verfügen über Wärmesensoren im Gesicht, mit denen sie die Venen ihrer Opfer finden. Ihre Zähne sind so geformt, dass sie nur eine minimale Wunde verursachen. Außerdem enthält der Speichel der pelzigen Säuger einen Gerinnungshemmer, der dafür sorgt, dass das Blut ihres Wirts nicht gerinnt, während sie trinken. (Dieses Enzym namens Draculin oder Desmoteplase wird derzeit als mögliches Behandlungsmittel für Schlaganfallpatienten untersucht.)

Blut besteht aber zu 80 Prozent aus Wasser, und von den wenigen Nährstoffen, die es enthält, entfallen 93 Prozent auf Proteine – das bedeutet Schwerstarbeit für die Nieren. Letztendlich sind die Fledermäuse durch ihr Trinken von Blut auch einer großen Bandbreite von Krankheitserregern ausgesetzt, was besonders in Kombination mit dem Mangel an Nährstoffen und Vitaminen gefährlich scheint.

BLUT GELECKT

Mendoza hat sich gefragt, ob die Darmbakterien die Fledermäuse womöglich irgendwie mit den fehlenden Nährstoffen versorgen.

Wenn man das Mikrobiom im Darm der Vampirfledermäuse begreift, so ihre Hypothese, begreift man auch ihre einzigartige Ernährungsform.

Also verglichen Mendoza und ihre Kollegen die DNA und das Darmmikrobiom der drei Vampirfledermausarten (Desmodontinae) mit dem von diversen Fledermäusen, die sich von Insekten, Früchten oder Fleisch ernähren. Das Ergebnis: Die Vampirfledermäuse wiesen mehrere Anpassungen auf, die ihnen den Konsum von Blut erleichtern.

Ihre Darmbakterien erfüllen eine Reihe anderer Funktionen als die Darmbakterien anderer heutiger Fledermausarten. Sie sind außerdem der Schlüssel für die Verdauung und Verstoffwechselung der Proteine in dem konsumierten Blut.

Außerdem haben Vampirfledermäuse eine größere Resistenz gegenüber endogenen Retroviren, die Kopien ihres genetischen Materials in das Genom ihres Wirts einschleusen.

Darüber hinaus ist in der DNA der Bluttrinker eine leicht veränderte Nierenfunktion festgeschrieben, die es den Tieren ermöglicht, ihre proteinreiche Nahrung besser zu verarbeiten.

Trotz dieser eingebauten Vorteile sind die Vampirfledermäuse aber genau wie die Vampire in Filmen auf einen konstanten Nachschub angewiesen. Wenn sie zwei Nächte hintereinander keine Mahlzeit zu sich nehmen können, verhungern sie.

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