Ihr Lebensraum schwindet: Feldhasen in Not

Besonders die intensive Landwirtschaft macht den Feldhasen in Deutschland zu schaffen. Tierschützer und Umweltverbände fordern ein Umdenken.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 29. März 2018, 14:52 MESZ
Ein Feldhase auf einer Weise

Einst allgegenwärtig in Deutschland, heute auf der Roten Liste: Der Feldhase ist in seinem Bestand gefährdet.

Foto von Shutterstock

Es steht nicht gut um den Feldhasen. Vor wenigen Jahrzehnten noch allgegenwärtig auf deutschen Wiesen und Feldern, gerät er seit den 1960er-Jahren immer stärker unter Druck. Nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung gibt es noch bis zu drei Millionen Exemplare in Deutschland. Doch die langjährige Bestandsentwicklung gibt Anlass zur Sorge. Schon seit den 90er-Jahren wird die Art in der aktuellen Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) geführt – in einigen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt sie sogar als „stark gefährdet“ (Kategorie 2).

Die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren riesigen Monokulturen nimmt Lepus europaeus den Lebensraum, chemische Düngung und Pflanzenschutzmittel vernichten seine Futterpflanzen, Jungtiere fallen oft den Mähmaschinen zum Opfer. Auch das immer dichter werdende Verkehrsnetz wird zur tödlichen Falle. Laut Wildtierstiftung sterben jährlich rund 60.000 Tiere auf Deutschlands Straßen.

Monokultur – größter Feind der Feldhasen

Nicht nur hierzulande – in ganz Europa sei der Feldhase seit Jahrzehnten rückläufig, unterstreicht Dr. Klaus Hackländer. „Die Verarmung an Landschaftsstruktur wirkt sich dabei gleich mehrfach negativ aus“, sagt der Wildbiologe, dessen Forschungsarbeit über Feldhasen in der Kulturlandschaft von der Wildtierstiftung gefördert wurde. „Durch das Fehlen an Deckung sind Hasen nicht nur den Witterungsbedingungen stärker ausgesetzt, sondern sind auch für Beutegreifer leichter zu entdecken.“

Die Monokulturen lassen kaum noch Raum zum Leben und das Nahrungsgebot wird immer eintöniger: „Da Hasen sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern ernähren, führt die intensive Landwirtschaft womöglich auch zu einem Mangel an Nahrungsqualität oder -quantität“, betont Hackländer. Insgesamt seien die Ursachen für den Hasenrückgang vielfältig und komplex. Auch Klimawandel, Krankheiten, natürliche Feinde und falsches Jagdmanagement hätten dazu beigetragen.

Blühstreifen für Artenvielfalt

Eine naturverträglichere Landwirtschaft soll dem Tier des Jahres 2001 und 2015 helfen. Durch Anlage von Blühstreifen, Hecken und eine Extensivierung der Landbewirtschaftung könnten Nahrungsangebot und Rückzugsmöglichkeiten deutlich verbessert werden, betont der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Viele andere heimische Tierarten würden ebenso profitieren – darunter bedrohte Wiesenvögel wie Kiebitz und Feldlerche oder Insekten. Zusätzlich fordert der Nabu, den Feldhasen aus der Liste der jagdbaren Arten zu streichen.

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Darüber hinaus kann jeder Einzelne etwas tun, um dem Hasen wieder auf die Sprünge zu helfen. Der WWF Deutschland etwa rät zum Kauf von Öko-Produkten. Bio-Flächen seien deutlich hasenfreundlicher als die der konventionellen Landwirtschaft. Durch den Wegfall von Pestiziden und die größere Vielfalt bei den angebauten Pflanzen fänden Feldhasen hier genügend Nahrung. Der ökologische Landbau setze auf Kleegras, weil es in zahlreichen Betrieben fester Bestandteil der Fruchtfolge sei. Und wo viel Kleegras wächst, gebe es viele Hasen.

Naturschutzverbände wie WWF oder Nabu fordern, dass mindestens zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche naturbelassen sein müssen. „Sonst gibt es keine positiven Effekte für den Artenschutz“, betont WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich.

 

Drei Feldhasen-Fakten

Wo leben Feldhasen?

Feldhasen besiedeln offene und halboffene Landschaften wie Äcker und Felder in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Asiens. Die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren riesigen Monokulturen nimmt Lepus europaeus zunehmend den Lebensraum.

 

Wie viele Feldhasen gibt es in Deutschland?

Aktuell gibt es schätzungsweise bis zu drei Millionen Feldhasen in Deutschland. Die langjährige Bestandsentwicklung gibt Anlass zur Sorge. Seit den 1990er-Jahren wird die Art in Deutschland in der Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) geführt.

Was fressen Feldhasen?

Feldhasen ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern, aber auch von Getreide, Knollen und Wurzeln.

 

Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2020 aktualisiert.

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