Lauschangriff: Die größten Ohren der Welt
Die Ohren der Riesenohr-Springmaus bemessen zwei Drittel ihrer Körperlänge.
Von kleinen Käfern bis zu riesigen Elefanten – für viele Tiere sind große Ohren eine perfekte Anpassungsstrategie an ihre heiße Lebensumgebung oder zur Unterstützung bei der Nahrungssuche.
Der Afrikanische Elefant besitzt die größten Ohren aller heute lebenden Tiere. Diese beweglichen Körperteile dienen der schnellen Abkühlung. Durch die zahlreichen Blutgefäße wird Wärme an die Luft abgegeben.
Asiatische Elefanten leben im schattigen – und kühleren – Regenwald, weswegen sie kleine Ohren entwickelten.
Aber die Ohren der Elefanten sind nicht ihre einzigen „Ohren.“ Beide Arten können Vibrationen im Boden durch ihre Füße wahrnehmen, wodurch sie bereits aus vielen Kilometern Entfernung flüchtende Tiere wahrnehmen können. Dadurch können sie darauf schließen, dass sich Raubtiere in der Nähe aufhalten.
Springmäuse
In den Wüsten im Süden der Mongolei und Chinas leben 33 Arten dieser hüpfenden Nager. Das wohl am seltsamsten proportionierte Familienmitglied konnte erstmals bei einer Expedition der Zoological Society of London in die Wüste Gobi gefilmt werden. Seine Ohren bemessen zwei Drittel seiner Gesamtkörperlänge, womit das Tier die größten Ohren der Welt im Vergleich zu seiner Gesamtgröße besitzt.
Wie der Elefant und viele andere Tierarten helfen die Riesenohren der Springmaus bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur. Sie sind damit eine überlebensnotwendige Anpassung an das heiße Klima ihres Habitats.
Fledermäuse
Einige Fledermausarten, wie beispielsweise die Gefleckte Fledermaus, besitzen große Ohren, mit denen sie auch den kleinsten Laut wahrnehmen können – selbst die „Schritte von Insekten“, gibt Gerald Carter an, der als Verhaltensökologe an der Ohio State University forscht.
Die Größe der Ohren hat überraschenderweise wenig mit der Echoortung zu tun, dem Biosonar der Fledermäuse, das Schallwellen aussendet und anschließend wahrnimmt, wenn diese von Beute wie z.B. einer Motte zurückgeworfen werden.
Echoortung findet meist im hochfrequenten Schallbereich statt, während große Ohren auf die Wahrnehmung tiefer Schallfrequenzen ausgelegt sind. Dazu zählt auch das Rascheln von Beutetieren, erklärt Aaron Corcoran, ein National Geographic Explorer und Assistenzprofessor an der Wake Forest University.
Zum Vergleich stellt Corcoran die Townsend-Langohrfledermaus mit ihren riesigen Ohren der Mopsfledermaus gegenüber, deren Ohren nur durchschnittlich groß sind. Beide Tierarten verfügen über außerordentlich gute Fähigkeiten der Echoortung.
Echte Hasen
Im Westen der USA findet man sechs Unterarten von Echten Hasen und einige von ihnen besitzen bis zu 20 Zentimeter lange Ohren – was etwa einem Drittel ihrer Körperlänge entspricht.
Andrew Smith, emeritierter Professor der Erhaltungsbiologie an der Arizona State University, erklärt via E-Mail, dass die riesigen Lauscher vom Schriftsteller Mark Twain hervorragend beschrieben wurden.
In „Durch Dick und Dünn“ schreibt der Autor über diesen Präriebewohner, dass er „die absurdesten Ohren, die jemals einem Tier aufgesetzt wurden, abgesehen vom Esel“ besäße.
Der Grund für diese lustig anmutenden Ohren: die Regulierung der Körpertemperatur.
Karakals
Der Karakal ist eine hochbeinige Wildkatze, deren Verbreitungsgebiet sich von Afrika bis Indien erstreckt. Ein hervorstechendes Merkmal sind ihre großen Pinselohren, mit denen sie Beutetiere im hohen Gras orten.
Bei der Jagd bewegt der Karakal seine Ohren wie Radioantennen hin und her, um so die Bewegungen von kleinen Säugetieren auf dem Boden wahrzunehmen. Die Haarbüschel helfen dabei, den Schall Richtung Ohr zu leiten, um so einen Angriff präzise ausführen zu können.
Auch der Serval, eine kleinere afrikanische Wildkatze, besitzt große, leistungsfähige Ohren, die Nager im Gebüsch lokalisieren können.
Füchse
Löffelhunde sind im Osten und Süden Afrikas beheimatet, wo sie vornehmlich Jagd auf Insekten machten – Termiten bilden mit rund 75 Prozent ihre Hauptnahrungsquelle. Es ist also wenig überraschend, dass die kleinen Raubtiere die Bewegungen von Termitenkolonien unter der Erde belauschen können
Fenneks, auch Wüstenfüchse genannt, nutzen in ihrem nordafrikanischen Verbreitungsgebiet ihre riesigen Ohren, sowohl zur Wärmeregulierung als auch um im Sand eingegrabene Insekten aufzuspüren.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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