Gespenstische Luchsschreie zur Paarungszeit
Männliche Kanadische Luchse haben nur wenig Gelegenheit zur Paarung – umso größer ist die Rivalität.
Um die Weibchen des Tierreichs zu bezirzen, quaken Frösche, zirpen Grillen und zwitschern Vögel um die Wette.
Aber nur wenig kommt dem Lärm gleich, den ein männlicher Kanadischer Luchs macht, wenn er eine Partnerin verteidigt.
Amos Wiebe, ein Fotograf in der kanadischen Stadt Grande Prairie, hat diese fremdartigen Laute neulich selbst gehört, als er auf einer abgelegenen Holzabfuhrstraße auf ein Luchstrio traf.
Eigentlich war Wiebe auf der Suche nach Rocky-Mountains-Sperlingskauzen, als er plötzlich Bewegung in den Bäumen wahrnahm.
“Plötzlich hab ich da einen Tumult gesehen“, sagt er. „Diese zwei Luchse flogen regelrecht die Bäume hoch.“
Wiebe konnte seinen Truck parken und sich durch den tiefen Schnee kämpfen, um die Akrobatik der Wildkatzen auf Video zu bannen.
“So was habe ich einen Luchs noch nie machen sehen. Das war, als hätte er sich einfach an den Baum gesaugt“, erinnert Wiebe sich. „Sie sind da einfach hochgeklettert, als wäre es nichts.“
LUCHSDREIECK
Was wie in Katzenschreikampf wirkt, bietet laut Shannon Crowley einen seltenen Einblick in das Paarungsverhalten der Raubtiere. Crowley ist ein Wildtierökologe des John Prince Research Forest in British Columbia.
Aufgrund der Größe der Wildkatzen und ihrer Backenbärte schließt Crowley, dass es sich bei den beiden Tieren im Baum um Männchen handelt. Und auch, wenn er sich beim dritten Luchs, der im Video nicht auftaucht, nicht sicher sein kann, ist es wahrscheinlich ein Weibchen.
“Damit man diese Art von Aggression sehen kann, muss es irgendwo in der unmittelbaren Nähe ein Weibchen geben“, sagt er.
Weibliche Luchse paaren sich vermutlich nur mit einem Männchen pro Jahr, erzählt Crowley. Das größere – und dominantere – Männchen hat das andere Exemplar also vermutlich den Baum hochgejagt, um seine Gelegenheit auf eine Paarung zu verteidigen.
Die Kampfschreie sind aber nicht die einzigen unheimlichen Laute, die Luchse von sich geben. Während der Paarungszeit hat Crowley schon beobachtet, wie Männchen Weibchen auf Bäume gefolgt sind und dabei ein kurzes, repetitives Raunen von sich gegeben haben
NUR LEERES GESCHREI
Obwohl die Tiere eine beeindruckende Vorstellung abliefern, wiegen ausgewachsene Kanadische Luchse selten mehr als 18 Kilogramm. Daher war Wiebe wohl auch nicht in Gefahr, erklärt Crowley.
“Selbst wenn wir am Bau Würfe dokumentiert haben, ist das Weibchen meist weggelaufen“, sagt er. Obwohl die scheuen Katzen für Menschen keine Gefahr darstellen, sei es wichtig, einen gesunden Abstand zu Luchsen – und anderen Wildtieren – zu halten.
Dennoch war dem Fotografen etwas mulmig zumute, als er hüfttief im Schnee stand. Irgendwann griff Wiebe sogar nach seinem Bärenabwehrspray, falls das ganze Geschrei einen Puma anlocken würde.
Die unheimlichen Luchsschreie beruhigten ihn auch nicht gerade.
“Das sind im Wald zweifelsfrei gespenstische Geräusche“, so Crowley.
Paarungsverhalten
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