Neue Behandlungen für Koalas mit Chlamydien

Wissenschaftler suchen Möglichkeiten, um die Infektionskrankheit bei den Beuteltieren möglichst effektiv und stressfrei zu behandeln.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 24. Apr. 2018, 06:00 MESZ
Koala
In Australien ist die Zahl der Koalas rückläufig, was vor allem auf den Verlust von Lebensraum und den Straßenbau zurückzuführen ist.
Foto von Doug Gimesy, National Geographic Creative

Eines von Australiens Symboltieren hat ein Problem, das trotz jahrelanger Bemühungen nicht in den Griff zu kriegen ist.

Die wilden Tiere leiden unter Chlamydien – Bakterien, die eine sexuell übertragbare Krankheit verursachen und auch beim Menschen zu finden sind. In manchen wilden Populationen sind 100 Prozent der Tiere infiziert.

Für gewöhnlich ist die Krankheit nicht tödlich, aber sie kann die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigen. Das verbessert die Lage der gesamten Art nicht gerade, die von der Weltnaturschutzunion als gefährdet eingestuft wird, hauptsächlich durch den Verlust von Lebensraum.

Auch die Jungtiere können sich im Beutel ihrer Mutter infizieren, wenn sie deren Papp fressen – einen besonderen, nährstoffreichen Kot. Diesen fressen die jungen Koalas in der Übergangszeit, bevor sie mit dem Verzehr von Eukalyptus anfangen. Durch den Papp können die Darmbakterien der Koalas die ansonsten giftigen Gerbsäuren in den Eukalyptusblättern verdauen, der Hauptnahrung der Tiere.

Schon seit mehr als 20 Jahren bringen Wissenschaftler wilde Koalas in Tierkliniken, um dort ihre Chlamydien-Infektion mit Antibiotika behandeln zu lassen. Der Nachteil daran ist, dass die Antibiotika die Zusammensetzung der Darmbakterien verändern können, die den Koalas den Verzehr von Eukalyptus ermöglichen, erzählt Katherine Dahlhausen, eine Doktorandin an der Universität von Kalifornien in Davis.

Aus diesem Grund leitete Dahlhausen kürzlich eine Studie, bei der sie das Mikrobiom der Koalas im Verlauf der Antibiotikabehandlung untersuchte. Sie fand heraus, dass das Vorhandensein eines unbenannten Bakteriums, das eng mit dem Gerbsäurezersetzer Lonepinella koalarum verwandt ist, ein ausschlaggebender Faktor dafür war, ob ein Koala die Behandlung überlebte.

Diese Erkenntnis könnte ihr dabei helfen herauszufinden, wie sie die schützenden Mikroben im Koala während der Behandlung erhalten kann.

Außerdem seien auch eine Reihe alternativer Behandlungsmethoden möglich, wie Dahlhausen sagt. Das schließt beispielsweise die Gabe von Probiotika ein, um die gesunde Bakterienzusammensetzung wiederherzustellen, aber auch Fäkaltransplantation, bei denen der Stuhl eines gesunden Spenders transplantiert wird. Auch ein auf Koalas zugeschnittener Impfstoff gegen Chlamydien hat sich bei klinischen Studien als vielversprechend herausgestellt.

NOCH MEHR STRESS

Alternative Behandlungsmethoden sind gerade deshalb so wichtig, weil die Handhabung infizierter Koalas die ohnehin schon angeschlagenen Tiere zusätzlich stressen und belasten kann.

„Jedes Mal, wen man ein [wildes] Tier handhabt, wird der dadurch entstehende Stress seine Abwehrkräfte schwächen“, sagt Dalen Agnew, ein Assistenzprofessor am Institut für Pathobiologie und diagnostische Untersuchungen an der Michigan State University.

Die Koalas haben zudem mit ihrem zunehmend unsicheren Lebensraum zu kämpfen, der durch den Klimawandel von Dürren geplagt wird. Neue Highways treiben sie aus den Bäumen und mitunter auf die Straßen, wo sie den schnellen Autos und Raubtieren ausgeliefert sind.

Durch die schrumpfenden Lebensräume fragmentiert die Population in kleinere, isoliertere Gruppen, was die Suche nach Nahrung erschwert und mit der Zeit für eine geringere genetische Diversität sorgt.

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