Gartenvögel im Winter: Winzige Invasoren bedrohen Grünfinken
Welche Vögel sind die häufigsten Gäste in Deutschlands Gärten? Mehr als 134.000 Naturfreunde wollten es wissen und haben sich an der diesjährigen Zählaktion des Nabu beteiligt.
Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel: Das sind die fünf häufigsten Wintervögel in Deutschlands Gärten. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kommt die diesjährige Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). Bis zum 20. Januar waren Naturfreunde dazu aufgerufen, Vögel in Gärten und Parks zu zählen und zu melden.
Zu den klaren Gewinnern zählt diesmal der Haussperling. Mit 617.535 Exemplaren wurden noch nie so viele Spatzen in Deutschlands Gärten gezählt wie in diesem Winter. Im Schnitt waren das 5,6 Hausperlinge pro Garten. Laut Nabu erholt sich der Bestand nach Jahrzehnten eines deutlichen Rückgangs.
Galerie: Deutschlands Wintervögel
Vorsichtige Entwarnung auch bei der Amsel: Seit Jahren verzeichnen Vogelexperten einen massiven Bestandsrückgang, der durch das tropische Usutu-Virus ausgelöst wird. Wie der Nabu erklärt, war die Usutu-Saison 2019 allerdings deutlich schwächer als im Vorjahr. So kam es offenbar zu keinen weiteren Abnahmen. Durchschnittlich 4,3 Amseln pro Garten wurden gezählt.
Große Sorge bereitet den Naturschützern dagegen der Grünfink. Mit nur noch knapp über einem Vogel pro Garten nimmt die Art weiter ab – seit 2011 jährlich um zwölf Prozent. Als Ursache vermutet der Nabu unter anderem Infektionen mit dem einzelligen Parasiten Trichomonas gallinae, mit dem sich der Grünfink häufig an sommerlichen Vogelfutterstellen infiziere.
Auffällig ist die große Zahl von Eichelhähern in diesem Winter. In vier von zehn Gärten haben Naturfreunde den auffälligen Rabenvogel mit den blau schillernden Flügelfedern beobachtet. Mit durchschnittlich 0,82 Vögeln pro Garten waren es 40 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Als Hauptgrund gilt der im Herbst festgestellte massive Einflug nord- und osteuropäischer Häher.
Weniger Vögel in milden Wintern
Mehr als 134.000 Vogelfreunde haben sich in diesem Jahr an der Aktion beteiligt und dabei Beobachtungen aus über 90.000 Gärten geliefert. Insgesamt wurden über 3.4 Millionen Vögel gezählt. Das sind knapp 110.000 weniger als im Vorjahr.
Der Nabu führt die sinkenden Vogelzahlen vor allem auf die milde Witterung zurück. „Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt Stunde der Wintervögel zeigen deutlich, dass die Zahl der Vögel in den Gärten umso geringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ist“, sagt Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Erst wenn es kalt werde und Schnee liege, würden viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Städte suchen.
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