Jagd mal anders: Eigenwillige Strategien aus dem Tierreich

Greifvögel mit Karate-Moves und Krokodile, die Stöckchen holen – an einfallsreichen Jagdstrategien mangelt es einigen Tieren jedenfalls nicht.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 29. Mai 2020, 16:55 MESZ
Sekretär

Sekretäre wie dieses Exemplar im Masai-Mara-Nationalpark in Kenia sind zwar Greifvögel, machen allerdings am Boden Jagd auf ihre Opfer.

Foto von Winfried Wisniewski, Minden Pictures/Nat Geo Image Collection

Gerade im Reich der Säugetiere sind die Jagdstrategien vieler Tiere gut bekannt: Katzen schleichen sich möglichst unauffällig an ihre Beute heran, Wölfe hetzen ihre Opfer im Rudel und Grizzlybären suchen die bestmögliche Position, um sich Lachse direkt in den Rachen springen zu lassen.

Allerdings gibt es in der Tierwelt auch eine Reihe ausgefallener Taktiken und Hilfsmittel, derer sich Jäger bedienen, um ihre nächste Mahlzeit zu sichern. Von Vögeln, die richtig austeilen, bis zu Reptilien, die Werkzeuge nutzen, haben wir einen Blick auf ungewöhnliche Jagdstrategien geworfen.

Sekretär

Sekretäre haben eine für Greifvögel eher unübliche Art zu jagen: Die etwa 1,20 Meter großen Vögel streifen am Boden der afrikanischen Savannen südlich der Sahara umher.

Dort packen sie kleine Beutetiere wie Mäuse mit dem Schnabel. Aber für größere und wehrhafte Tiere haben sie eine andere Taktik: Sie treten die Opfer zu Tode. Einen einzigen kräftigen Tritt können die markanten Vögel in nur 15 Millisekunden austeilen.

Sekretäre: Ganz besondere Vögel

Archaeidae-Spinnen

Auf Madagaskar leben zahlreiche Vertreter der Spinnenfamilie Archaeidae. Die einzige Beute dieser Tiere: andere Spinnen. Ihre artfremden Verwandten finden sie, indem sie den dünnen Fäden aus Spinnenseide folgen, die die ahnungslosen Opfer hinterlassen. Außerdem wurde beobachtet, wie sie an Netzen anderer Spinnen zupfen, um sie zu sich zu locken.

Was von der Seite wie der Schnabel eines Pelikans anmutet, ist tatsächlich der Kiefer samt übergroßen Mandibeln der Spinnen. Wenn sich eine Archaeidae damit erst mal in ihr Opfer verbeißt, kann sie die andere Spinne damit auf Entfernung halten, bis sie tot ist.

Besonders für Arachnophobiker mag die Vorstellung nicht angenehm sein – aber zum Glück sind diese geschickten Jäger nur einen Zentimeter groß.

Untamed mit Filipe Deandrade: Springende Spinnen

Glockenreiher

Glockenreiher sind in Zentral- und Ostafrika heimisch. Die Vögel setzen ihre Flügel auf besonders geschickte Weise bei der Jagd ein:

„Glockenreiher lauern ihrer Beute im flachen Wasser auf und breiten ihre Flügel dabei regelmäßig wie einen Schirm über ihren Kopf, um die Lichtreflexionen auf dem Wasser zu eliminieren“, sagt Dan Roby, ein Wildtierökologe des Geologischen Dienstes der USA und der Oregon State University.

Dieser Glockenreiher im Okavangodelta in Botswana breitet seine Flügel bei der Jagd glockenförmig über seinem Kopf aus.

Foto von Frans Lanting, Nat Geo Image Collection

Indem sie diese kleine Glocke über ihrem Kopf bilden, könnten sie auch ihre verräterische Silhouette vor den Fischen verbergen, auf die sie es abgesehen haben.

Grubenottern

Grubenottern, zu denen auch Klapperschlangen zählen, nutzen Infrarotstrahlung, um ihre Beute zu entdecken.

Die Schlangen verfügen über „hitzeempfindliche Gruben im Gesicht, mit denen sie warmblütige Beute mit einer Empfindlichkeit von bis zu einem tausendstel Grad Celsius aufspüren“, erklärt Robert Espinoza. Der Biologe arbeitet an der California State University, Northridge.

Diese Wassermokassinotter zählt zu den Grubenottern. Zwischen Nasenloch und Auge ist das namensgebende Grubenorgan dieser Unterfamilie erkennbar. Es ist hitzeempfindlich und hilft den Schlangen bei der Jagd. Dieses Exemplar wurde im Cache River National Wildlife Refuge im US-Bundesstaat Arkansas fotografiert.

Foto von Joël Sartore, Nat Geo Image Collection

Dank dieser Fähigkeit sind die nachtaktiven Schlangen auch in der Dunkelheit versierte Jäger.

Das Alien aus dem Film „Predator“ nutzte laut Espinoza übrigens „denselben Wärmebildsinn, um seine bevorzugte Beute zu finden: Arnold Schwarzenegger.“

Alligatoren und Krokodile

Dass Alligatoren und Krokodile ihrer Beute im trüben Wasser auflauern, ist weithin bekannt. Ein paar Arten haben sich allerdings eine ganze besondere Technik angeeignet, so Espinoza.

Mississippi-Alligatoren und Sumpfkrokodile haben eine Möglichkeit gefunden, Beute praktisch direkt in ihr Maul zu locken.

Die Reptilien liegen „größtenteils unter Wasser in der Nähe von Reiherkolonien. Sie haben Stöcke auf ihrem Kopf platziert, weil sie anscheinend wissen, dass die Vögel auf der Suche nach Nistmaterial sind.“

Was witzig aussieht, erweist sich als effiziente Falle.

„Wenn die Vögel auf ihnen landen, um die Stöcke aufzuheben: ZACK! Abendessen.“

Vladimir Dinets von der University of Tennessee hat dieses Verhalten 2013 dokumentiert. Ihm zufolge handelt es sich dabei anscheinend um den ersten bekannten Fall von Werkzeuggebrauch bei Reptilien.

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

 

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