Wels, Stör, Riesenrochen: Auf der Suche nach den größten Süßwasserfischen
Ein Fischer in Kambodscha hat den größten Süßwasserfisch der Welt gefangen. Während Riesenfische in weiten Teilen der Welt immer seltener werden, scheint sich eine Art in Deutschland immer wohler zu fühlen.

Mekong-Riesenwels im Tonle Sap-See in Kambodscha. Fischer fingen dieses rund 230 Kilogramm schwere Exemplar als Beifang mit einem Netz. Es wurde später wieder freigelassen.
Die sieben größten Süßwasserfische
- Galerie: Die letzten Riesen unserer Flüsse und Seen
- Im Porträt: Sieben der größten Süßwasserfische
- Riesen-Süßwasserstechrochen: Der weltgrößte Süßwasserfisch
- Mekong-Riesenwels: Der vormalige Weltrekordhalter
- Riesenbarbe: Monsterkarpfen aus Fernost
- Europäischer Wels: Deutschlands größter Süßwasserfisch
- Arapaima: Der Riese aus dem Amazonas
- See-Stör: Urtümlicher Gigant aus Nordamerika
- Schwertstör: Untergang eines Riesen
Kambodscha, 13. Juni 2022: Moul Thun traut seinen Augen nicht, als er den Flussgiganten aus dem trüben Mekong hievt. Der Rochen an seiner Leine ist viel größer als jeder Fisch, den er je zuvor gesehen hat. Wie sich später herausstellt, handelt es sich um den größten registrierten Süßwasserfisch der Welt – einen fast vier Meter langen und 300 Kiloschweren Riesen-Süßwasserstechrochen.
Dem Fischer aus Kambodscha ist der Fang seines Lebens geglückt. Doch auch der Megafisch hat Glück gehabt. Nachdem er gemessen, gewogen und markiert wurde, durfte er zurück ins Wasser. Seitdem gilt der Riesen-Süßwasserstechrochen gemeinsam mit dem Mekong-Riesenwels als größte Süßwasserfischart der Welt.
Zeb Hogan erfüllt die spektakuläre Entdeckung mit Hoffnung. „Es beweist, dass diese Unterwasser-Giganten, die in großer Gefahr sind, immer noch existieren“, so der Fischbiologe und National Geographic Explorer. Seit rund zwei Jahrzehnten ist Hogan den größten Süßwasserfischen der Welt auf der Spur. Sein „Megafishes Project“ wird von der National Geographic Society gefördert.
Studien zeigen, dass die weltweiten Populationen der Süßwasser-Megafauna doppelt so stark zurückgegangen sind wie die der Wirbeltiere an Land oder in den Ozeanen. Viele Riesenfische sind vom Aussterben bedroht, der chinesische Schwertstör ist bereits verschwunden. Als wichtigste Faktoren für den Niedergang der großen Fischarten zählen Wasserverschmutzung, Überfischung und Staudämme, die Wanderfische an ihrem Laichgeschäft hindern.
Hogans Ziel ist es, die Populationen möglichst genau zu dokumentieren, um sie auf diese Weise besser schützen zu können. Er betont, wie wichtig hierbei die Zusammenarbeit mit den Einheimischen ist. Auch Mekong-Fischer Thun Moul rief nach seinem Weltrekordfang das lokale Forschungsteam Wonders of the Mekong an, das Hogan in Kambodscha leitet. „Diese Fischer können tatsächlich großartige Verbündete beim Schutz dieser Tiere sein“, sagt Hogan.
Und so gibt es auch Erfolgsgeschichten, die den amerikanischen Biologen immer wieder dazu ermuntern, weiterzumachen. Die Entdeckung des vier Meter langen Riesen-Süßwasserstechrochens ist nur eine davon. Und nicht alle Riesenfische sind gefährdet. Ausgerechnet in Deutschland, das nicht gerade als Naturparadies bekannt ist, ist eine Fischart auf dem Vormarsch, die zu den imposantesten der Welt zählt – der Europäische Wels.
Galerie: Die letzten Riesen unserer Flüsse und Seen

Im Porträt: Sieben der größten Süßwasserfische
Riesen-Süßwasserstechrochen: Der weltgrößte Süßwasserfisch
Vier Meter lang, 300 Kilo schwer: Mit diesen Maßen hat es der im Juni 2022 im Mekong gefangene Riesen-Süßwasserstechrochen (Urogymnus polylepis) ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Die Fischart aus der Familie der Stechrochen lebt in den thailändischen Flüssen Mae Nam Chao Phraya und Mekong sowie in großen Flüssen auf Borneo. Wegen der zersplitterten Verbreitung, der Gefährdung seines Lebensraums und der Befischung ist der riesige Rochen in einigen Regionen zunehmend bedroht.

Weltrekord: Der vier Meter lange Riesen-Süßwasserstechrochen aus dem Mekong
Mekong-Riesenwels: Der vormalige Weltrekordhalter
Bis zum Fang des gigantischen Riesenrochens in Kambodscha galt der Mekong-Riesenwels (Pangasianodon gigas) als größte lebende Süßwassser-Fischart. Das kapitalste Exemplar war nachweislich 293 Kilo schwer und wurde 2005 im Norden Thailands gefangen. Tatsächlich kann der Mekong-Riesenwels eine Länge von drei Metern und ein Gewicht von bis zu 300 Kilo erreichen. Die stark gefährdete Art ist durch Überfischung, den Bau von Dämmen und die Zerstörung ihres Lebensraumes gefährdet.

Der Mekong-Riesenwels kann eine Länge von drei Metern und ein Gewicht von bis zu 300 Kilo erreichen. Dieses Exemplar ist deutlich kleiner.
Riesenbarbe: Monsterkarpfen aus Fernost
In Südostasien leben gleich mehrere Flussriesen. Die Riesenbarbe (Catlocarpio siamensis) erreicht eine Länge von zwei bis drei Metern und ein Gewicht von 150 bis 300 Kilogramm. Sie ist die größte Art aus der Familie der Karpfen und ein beliebter Speisefisch. In Kambodscha wurde sie deshalb zum Nationalfisch ernannt. Daneben kommt sie auch in den großen Flusssystemen von Thailand, Laos und Vietnam vor. Aufgrund der starken Befischung und des Lebensraumverlust gilt die Riesenbarbe mittlerweile als bedroht.

Diese Riesenbarbe aus Kambodscha wurde für eine Studie markiert und wieder freigelassen.
Europäischer Wels: Deutschlands größter Süßwasserfisch
Er ist der größte und schwerste Süßwasserfisch Europas. Immer wieder werden weit über zwei Meter lange Welse (Silurus glanis) aus deutschen Gewässern gezogen. In südeuropäischen Flüssen gehen oft noch größere Exemplare des wärmeliebenden Riesens an den Haken. Den vermutlich größten Wels erbeutete ein deutscher Angler im April 2023 im italienischen Ebro. 2,81 Meter zeigte das Maßband. Schätzungsweise 140 Kilo wog der Raubfisch. Aufs genaue Wiegen verzichtete der Angler, um dem Fisch nicht unnötig zu schaden. Anschließend setzte er ihn in den Fluss zurück. Gefährdet ist der Europäische Wels nicht. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren hat der Raubfisch im Zuge steigender Wassertemperaturen auch in Deutschland immer mehr Flüsse und Seen erobert.

Der Wels ernährt sich als Raubfisch hauptsächlich von kleineren Fischen, Krabben, Wirbellosen – und in einigen Fällen sogar von Wasservögeln, Tauben oder kleinen Säugetieren.
Arapaima: Der Riese aus dem Amazonas
Auch der Arapaima zählt zu den größten Süßwasserfischen der Welt. Der Raubfisch aus dem Amazonas-Gebiet kann über zwei Meter lang und weit über 100 Kilo schwer werden. Fische, Vögel und sogar kleine Säugetiere stehen auf seinem Speiseplan. Um in den Überflutungsgebieten des Amazonas überleben zu können, hat er im Laufe der Evolution eine besondere Fähigkeit entwickelt: Er kann durch sein Maul atmen und kommt so bis zu 24 Stunden ohne Wasser aus. Insgesamt gibt es vier Arten (Arapaima agassizii, Arapaima gigas, Arapaima leptosoma und Arapaima mapae).

Ein Taucher mit einem Arapaima in einem Aquarium in Manaus, Brasilien.
See-Stör: Urtümlicher Gigant aus Nordamerika
Während die größte Störart der Welt, der bis zu fünf Meter lange Hausen oder Belugastör, vorwiegend im Meer lebt, gilt der nordamerikanische See-Stör (Acipenser fulvescens) als Süßwasserbewohner. Nur gelegentlich dringt der maximal 2,7 Meter lange und bis zu 125 Kilo schwere Fisch ins Brackwasser vor. Er wird weit über 100 Jahre alt. In den USA darf der urtümliche Riese nicht kommerziell befischt werden. Unter anderem deshalb gilt er im Gegensatz zu vielen anderen Megafischen derzeit als nicht gefährdet.

See-Stör: Wissenschaftler fanden heraus, dass ein 1953 in Kanada gefangenes, zwei Meter langes Exemplar 152 Jahre alt war.
Schwertstör: Untergang eines Riesen
Über Jahrtausende war er im chinesischen Fluss Jangtsekiang heimisch – und ein Anwärter auf den Titel des längsten Süßwasserfisches der Welt. Doch Überfischung und der Bau von Dämmen haben dem Schwertstör (Psephurus gladius) den Garaus gemacht. Seit 2003 wurde kein Exemplar mehr gesichtet. Forschende gehen davon aus, dass der Fisch zwischen 2005 und 2010 ausgestorben ist. Im vergangenen Jahr wurde die Art offiziell für ausgestorben erklärt. Schwertstöre wurden über drei Meter lang und bis zu 500 Kilo schwer. Die namensgebende schwertförmige Stirnpartie machte etwa ein Drittel der Gesamtlänge aus.

Ein ausgestopfter Schwertstör im Yangtze River Fishery Research Institute in Jingzhou, China. Seit 2003 wurde kein Fisch dieser Art mehr gesichtet.
