Trauer ums Haustier: Über den schmerzhaften Abschied vom Vierbeiner

Der Tod des geliebten Haustiers hinterlässt oft eine große Lücke. Wie lässt sich der Abschied tröstlicher gestalten? Was hilft beim Trauern?

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 22. Nov. 2023, 12:59 MEZ
Das Grab eines Hundes mit einer Hundestatue auf einem Tierfriedhof.

Die Bestattung auf einem Tierfriedhof kann Trost spenden. 

Foto von Adobe Stock

Wenn ein Haustier stirbt, fallen viele Menschen in tiefe Trauer. Vor allem Kinder und ältere Menschen empfinden den Verlust bisweilen so stark wie den eines Menschen. Forschende am Massachusetts General Hospital haben herausgefunden, dass der Tod eines Haustiers bei Kindern mitunter ein lang anhaltendes Gefühl der Trauer auslöst, das zu späteren psychischen Problemen bis hin zu Trauerstörungen und Depressionen führen kann.

Bei Seniorinnen und Senioren, die ohnehin oft mit altersbedingten Herausforderungen zu kämpfen haben, kann der Verlust des tierischen Freundes den Gesundheitszustand massiv schwächen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der University of Alberta. 

Manche Menschen trauern jahrelang um ihren verstorbenen Vierbeiner. Das Tier gehörte für sie zur Familie. Oft stoßen sie dabei auf Unverständnis. Es ist ja nur ein Tier, heißt es dann. Umso schwerer fällt es, den persönlichen Verlust zu verarbeiten. 

Die Symptome des Trauerns sind jedoch dieselben, die man beim Verlust eines geliebten Menschen durchlebt, bekräftigt der Bundesverband praktizierender Tierärzte. Man sollte sich und seiner Familie deshalb immer wieder vor Augen führen, dass diese Gefühle normale, natürliche Antworten auf den Tod seien.

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Abschied nehmen mit einer Tierbestattung

Die Bonner Psychologin Sonja Lorenz sieht das genauso. Sie hält es deshalb für wichtig, Schmerz und Trauer nicht zu verdrängen. „Ob zu Hause oder beim Tierarzt, am besten verstirbt Ihr Tier in Ihren Armen. Das hilft Ihrem Tier und auch Ihnen, denn es macht den Tod begreifbarer.“

Lorenz rät dazu, bewusst Abschied zu nehmen. Zum Beispiel mit einer Tierbestattung oder einer anderen Zeremonie. Das verstorbene Tier muss nicht unbedingt in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt abgegeben werden. Der Gedanke, das Haustier auch nach dem Tod in der Nähe zu wissen, kann Trost spenden. 

Dazu gibt es zum Beispiel spezielle Tierfriedhöfe. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Tier einäschern zu lassen und die Urne mit nach Hause zu nehmen. Auch die Bestattung im eigenen Garten ist denkbar. Hier gelten allerdings strenge Vorschriften, insbesondere für größte Tiere wie Hunde und Katzen. Deshalb sollte man sich unbedingt beim zuständigen Veterinäramt erkundigen.

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    Lorenz sieht das skeptisch. „Es ist wichtig, den Tod zu akzeptieren“, sagt sie. „Daher kann der tägliche Anblick des präparierten Tiers den Trauerprozess erschweren. Es kann ein Festhalten sein, wo es ein Loslassen braucht.“ Eine präparierte Hülle sei kein Ersatz für das Tier. Möglicherweise sei es belastend, wenn man im präparierten Tier den tierischen Liebling nicht wiedererkennt – schließlich fehle die Lebendigkeit. 

    „Zudem kann es vorkommen, dass Besitzer später nicht damit zurechtkommen, was dem Tier beim Ausstopfen angetan wurde, und so Schuldgefühle zur Trauer hinzukommen.“ Auch Besucher könnten irritiert sein, Abstand nehmen „und damit als soziale Unterstützung wegfallen“.

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    Die Psychologin empfiehlt, auf andere Weise Erinnerungen zu schaffen, um den Abschied tröstlicher zu gestalten: „Das kann ein Grab sein, ein Gedenkplatz, ein Buch mit Bildern und Anekdoten, eine Fotocollage, ein Schmuckstück mit einer Fellsträhne oder eine Urne im Regal.“ 

    Offene Gespräche mit Familie, Freunden oder Gleichgesinnten seien wichtig, um den Verlust zu verarbeiten. Auch ein Trauertagebuch oder professionelle Unterstützung durch eine Trauerbegleitung könnten dabei helfen. Entscheidend sei es, dass man sich Zeit für die Trauer nehme. „Trauer dauert, solange sie dauert.“

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