Die Erde als Kunstwerk

Das Landsat-Satellitenprogramm hat im Laufe seiner Geschichte einige bemerkenswerte Aufnahmen unseres Planeten hervorgebracht.

Von Brian Handwerk
Veröffentlicht am 8. Okt. 2018, 14:04 MESZ

Algen wirbeln im Meer, als hätte sie van Gogh gemalt. Das blaue Band des Mississippi scheint sich in zahllosen Biegungen aufzulösen. Ein Meer aus Sand gebiert fast kristallin wirkende Strukturen, die sich kilometerweit durch die Landschaft ziehen. Satellitenbilder offenbaren einen unvergleichlichen Blick auf unseren Planeten, der uns ohne diese Technologie für immer verborgen geblieben wäre. 

Van Gogh vom Weltraum

"Van Gogh" Algae
Foto von EROS, Usgs, NASA

Ein Satellitenbild des grünen Phytoplanktons rund um die schwedische Insel Gotland erinnert an van Goghs Gemälde „Sternennacht“.  

Die Aufnahme machte der Satellit Landsat 7 am 13. Juli 2005. Sie wurde der Gewinner des Wettbewerbs „Earth as Art“ („Die Erde als Kunst“), der 2012 von dem Geologischen Dienst der USA und der NASA ausgerufen wurde. 

Die beiden Behörden hatten besonders kunstvolle Landsat-Aufnahmen, die normalerweise der wissenschaftlichen Forschung dienen, für ihren Wettbewerb ausgesucht. Im Jahr 2012 haben dann mehr als 14.000 Menschen online für ihre Favoriten gestimmt. 

Die Aufnahmen wurden von Mitarbeitern des Earth Resources Observation and Science (EROS) Center in Sioux Falls im US-Bundesstaat South Dakota bearbeitet und nachkoloriert. Dort werden die Landsat-Daten auch für gewöhnlich verarbeitet. 

„Wir alle, die regelmäßig mit diesen Dingen arbeiten, sind hin und wieder von dem ästhetischen Wert einiger Bilder beeindruckt“, erzählte Ron Beck vom Geologischen Dienst der USA. 

Yukon-Delta

BELIEBT

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    Second Place: "Yukon Delta"
    Foto von EROS, Usgs, NASA

    Das Flussdelta des Yukon, das zu den größten der Welt gehört, sieht in dieser Aufnahme von 2002 wie ein sehniges Organ aus. Der Fluss entspringt in der kanadischen Provinz British Columbia und verläuft durch das Territorium Yukon sowie Alaska, bevor er ins Beringmeer mündet. 

    Der Wettbewerb „Earth as Art“ wurde anlässlich des 40. Geburtstags des Landsat-Programms ausgerufen. 

    Landsat ist das bisher längste Satellitenprogramm zur Erdbeobachtung. Der aktuellste Satellit Landsat 8 wurde 2013 gestartet und ist zusammen mit Landsat 7, der die Erde seit 1999 umkreist, der einzige noch aktive Satellit des Programms. 

    „Natürlich wollten wir den Bildern Aufmerksamkeit verschaffen, aber unsere Zielgruppe waren auch Schüler der Middle School und High School. Sie sollten über das, wie sie da sehen, nachdenken“, erklärte Beck vom Geologischen Dienst der USA. 

    Beim Bild des Yukon-Deltas beispielsweise „fragen die Kinder: Warum sehen diese Linien so aus? Wenn man erklärt, dass das Flüsse sind, die ins Meer münden, sagen sie: Warum passiert das?“, so Beck.  

    „Bald reden sie dann über Hydrologie und Geologie und die Bodenvegetation, und das war eigentlich unsere Strategie: ihre Aufmerksamkeit zu erregen und darauf aufbauend dann etwas über die Wissenschaft zu lernen. Bisher hat das ganz wundervoll funktioniert.“

    Mäandernder Mississippi

    Third Place: "Meandering Mississippi"
    Foto von EROS, Usgs, NASA

    Das türkisfarbene Band des Mississippi bahnt sich in Wirbeln und Kreisen seinen Weg entlang der Grenze der US-Bundesstaaten Arkansas und Mississippi. 

    Die Details der Aufnahmen aus dem Jahr 2003 lassen die Abzweigungen und toten Flussarme erkennen, die sich südlich von Memphis durch einen landschaftlichen Flickenteppich aus Feldern, Farmen und Städten ziehen. 

    Landsat 7, der diese Aufnahme machte, umkreist die Erde in einer Höhe von etwa 700 Kilometern seit 1999. 

    Das Instrument erzeugt Bilder, indem es elektromagnetische Strahlung in sieben verschiedenen Wellenlängen aufzeichnet, darunter das sichtbare Licht und Infrarotlicht. 

    Diese Aufnahmen können dann zu Bildern kombiniert werden, die wichtige Informationen über Wasser, Gestein und andere Objekte auf der Erde enthalten. 

    „Wenn wir die Wellenlängen des nahen Infrarotbereichs nutzen, können wir beispielsweise Veränderungen in der Vegetation ausmachen, die das menschliche Auge nicht erkennen würde“, erklärte Beck.

    Algerisch abstarkt 

    Fourth Place: "Algerian Abstract"
    Foto von EROS, Usgs, NASA

    Lange, gelbe Ranken – gewaltige Kämme aus von Wind verwehtem Sand – ziehen sich in dieser Aufnahme von 1985 durch das Sandmeer Erg Iguidi. 

    Der Erg, der sich durch Teile Algeriens und Mauretaniens erstreckt, beherbergt gewaltige Dünen, die bis zu 500 Meter lang und ebenso hoch werden können. 

    Obwohl die Landsat-Bilder oft sehr schön anzusehen sind, erfüllen sie hauptsächlich einen wissenschaftlichen Zweck. 

    Mit ihrer Hilfe überwachen Experten beispielsweise die Wasserqualität, verfolgen die Bewegungen des Meereises und der Gletscher, beobachten Veränderungen in der Landnutzung und die Abholzung von Wäldern und helfen bei der Stadtplanung und der landwirtschaftlichen Erschließung von Flächen. 

    Wenn es zu Naturkatastrophen wie Waldbränden, Überschwemmungen oder Tsunamis kommt, können die Bilder dabei helfen, die Schäden abzuschätzen, Hilfseinsätze zu koordinieren und Katastrophenschutzmaßnahmen umzusetzen.

    Lake Eyre

    Fifth Place: "Lake Eyre"
    Foto von EROS, Usgs, NASA

    Die Wasseransammlungen im teilweise ausgetrockneten Lake Eyre wirken auf dieser Aufnahme von 2006 wie ein unheimliches Gesicht. 

    Der See im Süden Australiens verändert sich stetig und trägt mal mehr, mal weniger Wasser. Wenn er vollständig gefüllt ist, ist er der größte See des Kontinents – allerdings ist das in den letzten 150 Jahren nur sehr wenige Male passiert. 

    Im Verlauf der letzten 40 Jahre haben die Landsat-Satelliten einen beeindruckenden Bildkatalog produziert, der online kostenlos verfügbar ist, wie Beck 2012 sagte. 

    „Wir haben im US-Archiv fast vier Millionen Ansichten gesammelt, und Dutzende von internationalen Bodenstationen haben noch mal fast vier Millionen weitere Ansichten gesammelt“, so Beck. 

    Und das Archiv wächst weiter.  

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht. 

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