In Afrika tobt die zweitschlimmste Ebola-Epidemie der Geschichte

Trotz koordinierter Hilfsmaßnahmen und eines neuen Impfstoffes scheint noch kein Ende der Ebolafieder-Epidemie in Sicht zu sein.

Von Nadia Drake
bilder von Nichole Sobecki
Veröffentlicht am 18. Sept. 2019, 13:30 MESZ
Das medizinische Personal im Transitzentrum in Butembo in der Demokratischen Republik Kongo trägt Schutzkleidung, um einer Infektion vorzubeugen. Nachdem zwei andere Behandlungszentren angegriffen und niedergebrannt wurden, war das Transitzentrum im April 2019 die einzige Ebolaeinrichtung in Butembo, die noch in Betrieb war.
Foto von Nichole Sobecki

Im Juli rief die WHO aufgrund der Ebolafieber-Epidemie, die seit 2018 in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) tobt und mittlerweile auch Uganda erreicht hat, den internationalen Gesundheitsnotstand aus.

„Es wird Zeit, dass die Welt davon Notiz nimmt und wir unsere Bemühungen verdoppeln“, sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Wir müssen solidarisch mit der DRK zusammenarbeiten, um diese Epidemie zu beenden und ein besseres Gesundheitssystem aufzubauen. Seit einem Jahr wurde unter den schwierigsten Bedingungen wirklich außergewöhnliche Arbeit geleistet. Wir schulden es diesen Helfern – die nicht nur von der WHO kommen, sondern auch von Regierungen, Partnerorganisationen und Gemeinden –, dass wir mehr von dieser Bürde selbst schultern.“

Dunkle Wolken hängen über Butembo. Die Aufnahme entstand in einem Ebola-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen, das am 1. März 2019 angegriffen wurde. Den Helfern wird in manchen Gegenden der DRK großes Misstrauen entgegengebracht. Dieses Behandlungszentrum war das zweite, das angegriffen wurde. Das erste befindet sich in Katwa und wurde am 24. Februar von Unbekannten in Brand gesetzt, sodass die Mitarbeiter ihre Patienten evakuieren mussten.
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Das Notfall-Komitee für internationale Gesundheitsbestimmungen betonte bei einem Treffen in Genf, wie wichtig es sei, die Grenzen und Transportwege weiterhin offen zu halten.

„Es ist wichtig, dass die Welt diesen Empfehlungen folgt. Außerdem ist es unerlässlich, dass Staaten den Gesundheitsnotstand nun nicht als Ausrede nutzen, um Handels- und Reiseverbote zu verhängen. Das würde die Hilfsbemühungen und das Leben der Menschen in der Region beeinträchtigen“, erklärte Robert Steffen. Der Professor der Universität Zürich ist der Vorsitzende des Notfall-Komitees.

Die 16-jährige Kavugho Mukoni Romelie ist an Ebola erkrankt und wird am 25. Februar 2019 in einem Zentrum der Alliance for International Medical Action in Beni in der DRK behandelt. Romelie befindet sich in einer Biosecure Emergency Care Unit. Die Kuben aus flexiblem, durchsichtigem Plastik sind eine technologische Neuerung. Sie ermöglichen es den Pflegern, Patienten dank der eingebauten Ärmel, Handschuhe und Ganzkörperanzüge zu behandeln, ohne dass sie in der Hitze mit Kitteln, Kapuzen, Gummischürzen, Stiefeln und Schutzbrillen herumlaufen müssen.
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Die Ebola-Überlebende Kavira Merveille, 18, hält den drei Monate alten Kahindo Divine im Arm. Die beiden befinden sich auf dem Foto vom 1. März 2019 im Transitzentrum in Butembo. Da Ebolaüberlebende nicht erneut durch das Virus erkranken können, pflegen einige von ihnen nun die jüngsten Patienten. Über ein Drittel der Ebolapatienten in der DRK sind Kinder, und jedes zehnte von ihnen ist jünger als fünf Jahre.
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Ein „Contact Tracing Team“ in Butembo bei der Arbeit am 3. März 2019. Solche Teams rekonstruieren, zu welchen Menschen Infizierte Kontakt hatten. Sie zählen zu den effektivsten Werkzeugen, um die Infektionskette zu unterbrechen und Epidemien einzudämmen.
Foto von Nichole Sobecki

Die Ebolafieber-Epidemie, die sich durch die dicht besiedelten Provinzen der DRK frisst, hat seit dem offiziellen Beginn des Ausbruch im August 2018 mehr als 2.000 Todesopfer gefordert.  Trotz spezialisierter Ärzteteams, eines wirksamen Impfstoffs und neuer Behandlungsmethoden erkrankten über 3.100 Menschen an dem Virus.

Es ist die zweitschlimmste Ebolafieber-Epidemie der Geschichte, die bisher nur von der verheerenden Bilanz jener Infektionswelle übertroffen wird, die von 2014 bis 2016 über Westafrika hinwegrollte. Damals starben 11.300 Menschen an dem Ebolavirus. In ihrer schlimmsten Verlaufsform führt die Krankheit zu starken Blutungen und schließlich zum Tod.

Wissen kompakt: Ebola
Ebola ist eine seltene, aber extrem gefährliche Krankheit. Erfahrt, wie viele Arten des Ebolavirus existieren, wie das Virus seinen Wirt angreift und welche Symptome es verursacht.

Beim aktuellen Ausbruch scheinen ungewöhnlich viele Kinder betroffen zu sein. Außerdem stirbt ein großer Prozentsatz der Infizierten bereits, bevor er sich in den Ebola-Behandlungszentren gemeldet hat oder behandelt wurde. Spezielle Teams sollen die Ausbreitung der Krankheit nachverfolgen. Sie haben mittlerweile neue Fälle entdeckt, bei denen die Betroffenen keine ersichtliche Verbindung zu bereits Infizierten haben. Einige Experten befürchten daher, dass ein Ende der Epidemie noch längst nicht in Sicht ist.

„Ich bin alles andere als optimistisch, dass man diese Epidemie kurz- oder mittelfristig eindämmen können wird. Alle Daten deuten auf eine ausgedehnte Epidemie hin“, sagt Lawrence Gostin von der Georgetown University. Gostin ist der Direktor des WHO Collaborating Center on Global Health Law. „Durch das anhaltende Misstrauen der Bevölkerung, die Gewaltausbrüche und in Ermangelung eines konkreten Plans zur Überwindung dieser Hindernisse werden die Fallzahlen steigen. Potenziell wird sich die Infektion auch regional oder global verbreiten.“

Ein junger Mann wartet vor einer Privatklinik in Beni, 27. Februar 2019. Hinter ihm an der Wand hängt ein Poster mit Informationen zur Ebolaprävention.
Foto von Nichole Sobecki
Drei Schwestern sitzen in einer Privatklinik in Beni am Bett ihres 14-jährigen Bruders Kakule Kavendivwa, einem Ebolaverdachtsfall. Es ist der 27. Februar 2019 – am Tag zuvor waren sie zu einem Gesundheitszentrum in der Nähe gegangen. Als das dortige Team sie ermutigte, mit ihrem Bruder das Ebolazentrum aufzusuchen, flohen sie. Das Gesundheitszentrum verständigte die WHO, die die Familie schließlich fand. Nach stundenlangen Gesprächen konnten sie überzeugt werden, einen Krankenwagen zu rufen, der Kavendivwa zum Ebola-Behandlungszentrum brachte.
Foto von Nichole Sobecki

Jede Verzögerung einer Behandlung macht das Virus noch gefährlicher, weil es dann die Chance erhält, sich noch weiter auszubreiten und zu töten, erklärt Natalie Roberts. Sie ist die Koordinatorin für die Notfallmaßnahmen von Ärzte ohne Grenzen.

„Es gibt ein bestimmtes Zeitfenster, in dem eine Behandlung effektiv ist. Wenn man zu lange wartet, stirbt der Patient und die Leute verlieren das Vertrauen“ in die Behandlung, so Roberts. „Das ist wie bei jeder anderen Krankheit: Je schlimmer sie wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Behandlung anschlägt.“

Angriff von innen und außen

Die ersten Anzeichen der Epidemie zeigten sich im Sommer 2018, als im Nordosten des Kongo die ersten Fälle auftraten. Es ist bereits das zehnte Mal, dass Ebola in dem Land ausbricht. Wie schon zuvor kam das Virus aus einem bisher nicht identifizierten natürlichen Reservoir. Es wurde nach dem Fluss Ebola benannt, in dessen Nähe es 1976 erstmals im Rahmen eines Ausbruchs identifiziert wurde. Unter dem Mikroskop ähnelt es einer winzigen Spaghetti. Im Körper schleicht es sich in Zellen ein, wo es zahllose Kopien von sich erstellt. Dann macht es sich an die Arbeit und zerstört Gewebe, sodass es zu Organversagen und inneren Blutungen kommt.

Ein kolorierter Scan aus einem Elektronenmikrographen offenbart die längliche Form des Ebolavirus, das sich in einer Nierenzelle eines Affen vermehrt.
Foto von Universal History Archive, UIG via Getty Images

Eine Übertragung des Ebolavirus von Mensch zu Mensch funktioniert über Körperflüssigkeiten und Gewebe des Infizierten. Damit das Virus einen neuen Wirt befallen kann, muss es allerdings über eine offene Wunde in der Haut oder über Schleimhäute in den Körper eindringen.

„Ebola ist nicht gerade die infektiöseste Krankheit der Welt“, sagt Roberts. „Aber es ist eine sehr tödliche Krankheit mit einer hohen Sterblichkeitsrate.“

Trotzdem konnte sich die Krankheit binnen der ersten zehn Monate so weit verbreiten, dass die DRK in drei betroffenen Gebieten sogar die Präsidentschaftswahlen verschieben musste.

Pflegepersonal hat den Leichnam eines jungen Mädchens am 4. März 2019 für eine sichere und würdevolle Bestattung vorbereitet. Das Kind starb kurz nach Erreichen des Krankenhauses in Kyondo in der DRK und wurde erst nach ihrem Tod auf Ebola getestet. Kyondo liegt anderthalb Stunden von der nächsten Stadt entfernt, weshalb Testergebnisse mit einiger Verzögerung eintreffen. In den letzten Monaten haben alle dort verstorbenen Patienten unabhängig von ihrer Todesursache ein würdevolles Begräbnis erhalten, bei dem gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Da die Leichname verstorbener Ebolapatienten nach wie vor hoch ansteckend sind, sind solche Vorkehrungen eine unerlässliche Maßnahme, um eine Epidemie einzudämmen.
Foto von Nichole Sobecki

Die Bemühungen zur Eindämmung der Epidemie wurden auch deshalb erschwert, weil viele Einheimische sich nur zögerlich in Behandlung begeben oder Hilfe von Ausländern annehmen. Teils ist das einem tief verwurzelten Misstrauen gegenüber Autoritäten geschuldet, das die vom Bürgerkrieg zerrissene Region prägt. In einigen Städten wurden Ebola-Behandlungszentren direkt angegriffen. Eine Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen wurde fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt, weshalb einige Notfallteams zeitweise evakuiert werden mussten.

Vielversprechender Impfstoff

Polizisten laden den Sarg des 50-jährigen Tabu Amuli Emmanuel in ein Fahrzeug, um ihn vom Matanda-Krankenhaus zum Friedhof in Butembo zu fahren. Tabu, ein Polizist und sechsfacher Vater, wurde von bewaffneten Männern getötet, als er eine Ebolaeinrichtung von Ärzte ohne Grenzen verteidigte.
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Freunde und Familie nehmen am 20. März 2019 Abschied von dem Polizisten Tabu Amuli Emmanuel. Gut eine Woche nach dem Angriff, bei dem Emmanuel getötet wurde, wurde die gleiche Einrichtung erneut angegriffen. Ein weiterer Polizist starb dabei und ein Angestellter wurde verletzt.
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Die Gesundheitsarbeiter stehen der Epidemie aber nicht völlig hilflos gegenüber. Neben vier neuen Behandlungsmethoden, die aktuell erprobt werden, steht den Teams ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung: der Impfstoff rVSV-ZEBOV, der Anfang der 2000er von kanadischen Wissenschaftlern entwickelt und 2015 in Guinea getestet wurde. Er besteht aus einem tierischen Virus, welches so verändert wurde, dass es ein nicht-tödliches Protein des Ebolavirus trägt. Durch eine Impfung wird das menschliche Immunsystem aktiviert und bereitet sich auf einen Angriff der Ebolaviren vor.

Derzeit ist der Impfstoff noch nicht offiziell zugelassen. Der Hersteller Merck hat ihn trotzdem bereits für den „Compassionate Use“ in betroffene Gebiete ausliefern lassen.

In den ersten neun Monaten nach dem Ausbruch der Epidemie wurden mehr als 111.000 Menschen geimpft. Bei den meisten davon handelt es sich laut der WHO um primäre oder sekundäre Kontakte von Ebolapatienten – Familienmitglieder oder Pflegepersonal mit einem hohen Ansteckungsrisiko. Diese Personen werden über das sogenannte Contact Tracing ausfindig gemacht. Eine solche Untersuchung der sozialen Kontakte Infizierter wird genutzt, um Epidemien einzudämmen oder gar aufzuhalten. Der Grundgedanke dahinter ist Roberts zufolge, einen Ring von geimpften Personen um den Patienten zu erschaffen, gefolgt von einem zweiten Ring um diese Primärkontakte.

„Damit schützt man nicht zwingend die Primärkontakte, weil sie sich vielleicht schon mit Ebola infiziert haben, bis man die Erkrankung des Patienten bestätigt hat“, sagt sie. „Aber wenn man dann auch deren Kontakte impft, sollte man verhindern können, dass diese sich anstecken – und dämmt die Epidemie damit ein.“

Die WHO berichtet, dass rVSV-ZEBOV sich bislang als enorm effektiv erweist, insbesondere bei einer frühzeitigen Impfung. Bisher gab es keine Todesfälle unter jenen Menschen, die mehr als zehn Tage nach ihrer Impfung Symptome des Ebolafiebers zeigten. Auch die Sterblichkeitsrate unter den Geimpften ist bedeutend niedriger – und zwar unabhängig davon, wie viel Zeit zwischen Impfung und Erkrankung verstrich.

Den Gesundheitsarbeitern steht also ein wirkungsstarker Impfstoff zur Verfügung und neue Vorräte sind auf dem Weg. Ist die Epidemie damit im Griff?

„Auf dem Papier sieht die Strategie gut aus und wir verstehen auch, wie sie theoretisch funktionieren soll. Aber in der Praxis müssen wir schon hinterfragen, wie gut sie sich umsetzen lässt“, sagt Roberts. „Wir haben einen guten Impfstoff, aber er schafft es trotzdem nicht, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen.“

Wettlauf gegen das Virus

Roberts und Damon nennen beide dieselben Gründe, die einem Ende der Epidemie im Weg stehen.

Zum einen sind die Menschen in der DRK sehr mobil und die Gegend verfügt über eine große Zahl verschiedenster Gesundheitsdienstleiter, von Privatkliniken über traditionelle Heiler bis zu Apotheken. Außerdem weisen viele verbreitete Krankheiten wie Masern oder Malaria anfangs die gleichen Symptome auf wie das Ebolafieber. Das erschwert die korrekte Diagnose im Anfangsstadium der Krankheit. Derzeit kann Ebola außerdem nur in speziellen Behandlungszentren diagnostiziert werden, weshalb es umso schwieriger ist, Infizierte zu isolieren und zu behandeln.

Arbeiter waschen Fahrzeugräder mit chlorhaltigem Wasser und messen das Fieber der Fahrer und Insassen am Checkpoint Mukulya auf der Straße zwischen Beni und Butembo. Die Regierung hat ein Netz aus Checkpoints um von Ebola betroffene Gebiete errichtet. Dort werden Quarantänemaßnahmen umgesetzt, um die Ausbreitung der Krankheit aufzuhalten.
Foto von Nichole Sobecki

„Wir sehen hier, dass viele der Ebolafälle erst ein oder zwei andere Gesundheitseinrichtungen durchlaufen, bevor ihre Erkrankung diagnostiziert wird“, sagt Damon.

Bis dahin kommen die Patienten mit Gesundheitspersonal und anderen Patienten in Kontakt und können das Virus so unwissentlich verbreiten. Solche nosokomialen oder Krankenhausinfektionen treten besonders häufig bei Kindern auf, erklärt Roberts.

„Sie werden aufgrund eines anderen Problems ins Krankenhaus eingewiesen und teilen sich dann vielleicht das Bett oder sogar das medizinische Equipment mit anderen Patienten“, sagt sie. „Es erkranken mehr Kinder an Ebola, als wir erwartet hätten.“

Bis das Ebolafieber diagnostiziert wird, ist es für eine wirksame Behandlung oft zu spät. Damon findet besonders den Umstand bedenklich, dass viele Menschen nicht in Ebolazentren sterben, sondern zu Hause. Das bedeutet, dass sie sich entweder nicht rechtzeitig oder prinzipiell nicht in Behandlung begeben. Diese Todesfälle innerhalb der Gemeinden erschweren die Isolation der Patienten, das Contact Tracing und die Impfungen noch weiter.

„In den letzten Wochen war es sehr entmutigend, dass mehr als 30 Prozent der Todesfälle in den Gemeinden stattfanden“, sagte Damon im April 2019. „Dadurch vergrößert sich der Zeitraum, in dem sich potenziell weitere Menschen anstecken könnten, die sich vor dessen Tod um den Infizierten gekümmert haben.“

Neue Strategien im Kampf gegen Ebola

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Um die steigenden Zahlen der Ebolatoten wieder zu senken, wird es bei der Arbeitsweise der Teams in den Regionen einige Änderungen geben müssen.

Damon zufolge ist vor allem die Interaktion zwischen den Hilfsteams und den Gemeinden wichtig. Verhaltensforscher des CDC untersuchen bereits, wie sich Informationen am effektivsten unter der lokalen Bevölkerung verbreiten lassen. Das Ziel besteht laut ihr darin, mehr Verständnis zu schaffen und Vertrauen aufzubauen.

„Es ist nicht leicht herauszufinden, wer sich am besten als Vermittler eignet. Diese Menschen muss man identifizieren und ausbilden, damit sie sowohl die Krankheit als auch die Gegenmaßnahmen besser verstehen“, erklärt sie.

In jenen Gebieten der DRK, in denen die Bemühungen der Ärzte und die bestehenden Strukturen und Erwartungen der Gemeinden ineinandergreifen, „haben wir ein Ende der Krankheitsausbrüche beobachtet“, sagt Tarik Jasarevic, ein Sprecher der WHO. Die WHO-Teams arbeiten tagtäglich mit den Gemeinden zusammen und sammeln Bedenken, Kritik und Beobachtungen. Vor allem arbeiten sie auch daran, sich Zugang zu feindlichen Gebieten zu verschaffen. Dank dieser unermüdlichen Arbeit akzeptieren laut Jasarevic die meisten Menschen nun die Impfungen. Außerdem setzen mehr Familien die Sicherheitsvorkehrungen bei Begräbnissen um – auch in Gebieten, in denen Begräbnisse normalerweise ein Hotspot für Infektionen sind.

Roberts verweist aber noch auf einen anderen Faktor, der womöglich eher systemischer Natur ist und geändert werden sollte: die zentralisierten Einrichtungen zur Ebolabehandlung. Wenn nicht nur diese Zentren, sondern auch die lokalen Gesundheitsdienstleister Ebola diagnostizieren könnten, wäre die Prognose noch besser, vermutet sie. Patienten würden dann eher behandelt werden und müssten nicht so weit reisen. Und die Einsatzteams könnten ihre Kontaktpersonen impfen, bevor sich das Virus weiterverbreitet.

„Wenn wir die Menschen näher an ihrem Wohnort [auf Ebola] testen könnten, würde das eine Menge ändern“, sagt sie. „Wir könnten den Impfstoff leichter verabreichen. Wir könnten die Epidemie schneller in den Griff bekommen. […] Aktuell können wir der Infektionskette nicht folgen. Wir wissen nicht, wo der nächste Fall auftauchen wird.“

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

 

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