Zwillingsstudie zeigt: Wer sich vegan ernährt, lebt länger
Was passiert, wenn sich ein Zwilling vegan ernährt und der andere nicht? Forschende aus den USA erforschten, wer gesünder lebt.
Eine rein pflanzliche Ernährung kann chronische Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern und uns gesünder altern lassen, sagen die einen. Eine vegane Ernährungsweise liefert nicht ausreichend Nährstoffe – vor allem zu wenig Eiweiß, Vitamin B12 und Eisen – und ist deshalb gesundheitsschädigend, sagen die anderen.
Wer recht hat, war bislang unklar. Ernährungsstudien zu diesem Thema stehen häufig in der Kritik, da Faktoren wie genetische Unterschiede, Erziehung und Lebensstil entscheidend dafür seien, wie der Körper einer Person einen bestimmten Ernährungsstil aufnimmt.
Forschende der Universität Stanford in den USA wollten es nun ganz genau wissen – und führten eine Ernährungsstudie mit 44 eineiigen Zwillingspaaren durch. Da sich die Zwillinge genetisch sehr ähnlich sind, jeweils im selben Haushalt aufwuchsen und bis heute gleiche Lebensstile pflegen, wurde ein objektiverer Vergleich möglich. So konnten die Forschenden beantworten, wer allgemein gesünder lebt – Veganer*innen oder Fleischesser*innen.
Galerie: Zwillinge: So ähnlich und doch anders
Ernährungsstudie mit eineiigen Zwillingen
Mithilfe der Zwillingsdatenbank Stanford Twin Registry wählte das Team zunächst 44 gesunde, eineiige Zwillinge für ihre Studie aus, die im JAMA Network Open erschien. Daraufhin wurde entschieden, welcher Zwilling sich acht Wochen lang vegan ernähren sollte – und welcher nicht auf Fleisch verzichten musste.
Bei allen Parteien stand eine gesunde Ernährung im Vordergrund, reich an Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst und Vollkornprodukten und frei von Zucker und raffinierter Stärke. Auf dem Speiseplan der Veganer*innen standen nur pflanzenbasierte Produkte, bei den Fleischesser*innen gab es zum Beispiel auch Hähnchen, Fisch oder Eier.
Während der ersten vier Wochen des Experiments wurden die Studienteilnehmer*innen mit drei Mahlzeiten pro Tag beliefert. In den darauffolgenden vier Wochen bereiteten sie ihre eigenen Mahlzeiten zu. Dabei konnten sie auf einen Ernährungsberater zurückgreifen und wurden regelmäßig vom Studienteam zu ihrer Ernährung befragt und untersucht.
Vegane Ernährung: Verbesserte Gesundheit, weniger Körpergewicht
Die meisten Studienteilnehmer*innen hatten sich vorher noch nie vegan ernährt und jene aus der pflanzenbasierten Gruppe seien überrascht gewesen, wie gut die Gerichte schmeckten. 21 von 22 Personen hätten das Experiment erfolgreich abgeschlossen, heißt es in der Studie.
Auch die Ergebnisse sprachen eine eindeutige Sprache: Vor allem die veganen Teilnehmer*innen konnten ihre kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Mithilfe ihrer Ernährung reduzierten sie gesättigte Fettsäuren, erhöhten die Ballaststoffe und nahmen ab.
Innerhalb der ersten vier Wochen konnte das Forschungsteam unter der Leitung von Professor Christopher Gardner, Ernährungsforscher am Stanford Prevention Research Center, die größten Verbesserungen feststellen. Die veganen Studienteilnehmer*innen hatten deutlich niedrigere Cholesterinwerte, einen 20 Prozent niedrigeren Insulinspiegel und verloren circa zwei Kilogramm Körpergewicht mehr als ihre fleischessenden Geschwister.
Mehr pflanzenbasierte Lebensmittel für ein langes Leben
„Unser Experiment zeigt, dass jeder, der sich für eine vegane Ernährungsweise entscheidet, seine langfristige Gesundheit bereits innerhalb von zwei Monaten verbessern kann“, sagt Gardner. Die pflanzenbasierte Ernährung sei nicht nur vorteilhaft für das Herzkreislaufsystem, sondern sorge auch für eine Verbesserung der Darmflora und verlangsamere das Altern.
Doch Gardner möchte niemanden zum Veganismus bekehren. „Viel wichtiger als eine strenge vegane Ernährungsweise ist es, mehr pflanzliche Lebensmittel in die Ernährung einzubauen“, sagt der Ernährungsforscher. „Unsere Ergebnisse zeigen: Wer lange leben möchte, würde von einer stärker pflanzenbasierten Ernährung profitieren.“