Dating-Apps: Worauf es bei der Partnersuche ankommt
Herz oder Konto? Neue Studien haben untersucht, welche Faktoren die Partnerwahl auf Singlebörsen am meisten beeinflussen.

Swipen und liken: Romantische Vorstellungen sind bei der Partnersuche im Internet gar nicht so wichtig.
Wie findet man die wahre Liebe? Millionen Menschen versuchen es online. Umfragen zufolge haben sich rund 50 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in Deutschland schon einmal durch Tinder, Hinge und Co. geswipt. Inzwischen rangieren Dating-Apps und Internet-Singlebörsen auf Platz 1 der häufigsten Kennenlernorte. Erst danach folgen Bekanntenkreis und Arbeit.
Für viele Menschen ist Online-Dating mehr als nur die Suche nach einem amourösen Abenteuer. Der IT-Verband Bitkom hat herausgefunden: Die Hälfte sucht nach langfristiger Partnerschaft. Vor allem Frauen wollen häufiger etwas Festes.
Doch welche Faktoren beeinflussen die Partnerwahl besonders? Entscheidet das Herz oder das Konto? Fragen wie diesen gehen Forschende am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) nach. Dazu haben sie unter anderem die Ergebnisse einer US-amerikanischen Meta-Studie aus 199 Einzelstudien zusammengefasst.
Keine Frage des Charakters
Resultat: Romantische Faktoren sind bei der Partnersuche gar nicht so wichtig. Entscheidend seien vor allem das IQ- und Bildungsniveau sowie andere rationale Aspekte wie das Trink- und Rauchverhalten, erklärt Yayouk Willems vom MPIDR. „Auf Persönlichkeitsmerkmale“, so die Psychologin, „kommt es anscheinend weitaus weniger an“.
Vermutlich liege das daran, dass Menschen vorrangig darauf achteten, wie man gemeinsam Zeit verbringen könne – und für welche Werte die andere Person stehe. Charme, Ausstrahlung, Humor: All das ist offenbar zweitrangig. „Unterschiede bei den Charakterzügen scheinen Paare eher ausgleichen zu können.“
Ein ziemlich nüchternes Fazit also. Willems: „Menschen agieren in ihrem sozialen Umfeld und suchen hier nach Personen, die ihnen ähnlich sind.“ Gleich und gleich gesellt sich gern. Gegensätze ziehen sich an? Zumindest bei der Partnersuche mit Dating-Apps scheint das nicht zu stimmen.
Bildung ist alles – auch beim Online-Dating
Inwiefern der Bildungsstand die Partnerwahl auf Singlebörsen beeinflusst, hat Willems‘ Kollegin Julia Leesch untersucht. „Bildung ist auch ein Indikator für Dinge wie Einkommen, Werte oder Lifestyle“, betont die Soziologin. Deshalb schauten viele Menschen hier besonders genau hin. Alles in allem hängt die Partnerwahl also stärker vom gesellschaftlichen Status als von romantischen Vorstellungen ab.
Oft bestimmen Überlegungen die Partnerwahl, die eigentlich als längst überholt gelten. Die Berliner Sozialforscherin Lena Hipp etwa hat herausgefunden, wie sich der Beruf auf den Erfolg auf Dating-Apps auswirkt. Ergebnis: Wer einen vermeintlich typischen Männer- oder Frauenberuf ausübt, datet meist erfolgreicher.
Gibt sich eine Userin in ihrem Profil zum Beispiel als Ingenieurin aus, bekommt sie vergleichsweise wenige Rückmeldungen. Bezeichnet sie sich dagegen als Grundschullehrerin, schneidet sie erheblich besser ab. Noch größer ist der Unterschied bei Männern in so genannten geschlechtsuntypischen Berufen: Einen Grundschullehrer wollen weniger Frauen kennenlernen als einen Ingenieur.

Dating-Apps: Millionen Menschen in Deutschland nutzen Singlebörsen im Netz.
Ende der Dating-Apps?
Wenig romantisch sind im Übrigen auch die technischen Mechanismen, die das perfekte Match auf Dating-Apps beeinflussen. Eine US-Studie hat herausgefunden: Online-Singlebörsen empfehlen vor allem Nutzerprofile, die gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Freie Wahl bei der Partnersuche ist offenbar eine Illusion. Die Algorithmen entscheiden mit.
Und so ist es auch kein Wunder, dass schon vom Ende des Hypes die Rede ist. Eine weitere US-Studie ergab zum Beispiel, dass knapp 80 Prozent der Befragten sich durch Dating-Apps nur noch ermüdet fühlen – vor allem die jungen Generationen scheinen immer weniger Lust auf digitale Dates zu haben.
Schwindet die Hoffnung, die große Liebe im Internet zu finden? Fakt ist: Die Nutzerzahlen und Aktienkurse einiger führender App-Anbieter sind zuletzt deutlich gesunken.
