Mythos Area 51: Gibt es Außerirdische in der geheimen US-Militärbasis?

Seit Jahren rätseln Menschen, was sich hinter der mysteriösen Militärbasis in der Wüste von Nevada verbirgt. Warum Leute dort Aliens vermuten - und was dort wirklich geschah.

Von Sydney Combs
bilder von Jennifer Emerling
Veröffentlicht am 24. Sept. 2019, 11:48 MESZ
Zwei Männer reisen mit ihrem blinden Passagier auf dem Rücksitz nach Roswell in New Mexico. Der ...
Zwei Männer reisen mit ihrem blinden Passagier auf dem Rücksitz nach Roswell in New Mexico. Der Ort wurde durch einen angeblichen Absturz eines außerirdischen Raumschiffs im Jahr 1947 berühmt. Einige Verschwörungstheoretiker glauben, dass die Überreste dieses Absturzes zur Untersuchung in die Area 51 gebracht wurden, eine geheime Militärbasis bei Rachel in Nevada.
Foto von Jennifer Emerling

Mehr als zwei Millionen Menschen wollten sich am 20. September 2019 zusammentun, um die amerikanische Militärbasis Area 51 bei Rachel in Nevada zu stürmen. Der Grund: endlich einen Blick auf die vermeintlichen Außerirdischen erhaschen, die dort angeblich versteckt sein sollen. Obwohl das Event „Storm Area 51“ selbst von seinem Organisator als Scherz bezeichnet wurde, rechneten die städtischen Behörden mit 30.000 bis 40.000 Besuchern.

Am Ende fanden sich dann doch nur paar hundert Schaulustige in den Ortschaften rund um das militärische Sperrgebiet ein. Entgegen vorheriger Befürchtungen kam es zu keinen Zwischenfällen.

Zeitraffer zeigt Polarlicht vom Weltraum aus

Auch unabhängig von viralen Facebook-Events lockt Area 51 jedes Jahr Touristen aus aller Welt an. Viele von ihnen hoffen, geheime Luftfahrzeuge oder gar außerirdische Raumschiffe sehen zu können, um deren angebliche Existenz sich seit Jahrzehnten die wildesten Gerüchte ranken. Einige der Legenden rund um Area 51 basieren allerdings auf historischen Ereignissen, wie ein Blick in die Geschichte der Basis offenbart.

UFO believers look for suspicious spacecraft on the Sedona UFO & Vortex Tour in Sedona, Arizona. This composite image is a combination of six photographs taken in 2017 through night vision goggles.

Foto von Composite Jennifer Emerling

Geheime Militärbasis in der Wüste

Knapp 195 Kilometer nordwestlich von Las Vegas, irgendwo zwischen den Meilen-Markiersteinen 29 und 30 auf Nevadas „Extraterrestrial Highway“ (State Highway 375), geht ein namenloser Feldweg von der Hauptstraße ab. Vom Highway aus sind noch keinerlei Gebäude zu sehen, aber der Weg endet irgendwann in Groom Lake oder Homey Airport, wie die Basis auf offiziellen Luftfahrkarten ausgewiesen ist. Kennern des Mythos Area 51 ist sie allerdings unter einer Vielzahl anderer ominöser Namen bekannt: Paradise Ranch, Watertown, Dreamland Resort, Red Square, The Box, The Ranch, Nevada Test and Training Range, Detachment 3, Air Force Flight Test Center (Det. 3, AFFTC) und natürlich Area 51.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gebiet nahe des Groom Lake Silber und Blei abgebaut. Mit Kriegsausbruch übernahm das Militär die abgeschiedene Gegend und begann dort mit Forschungsprojekten. Hauptsächlich wurde das Gelände für nukleare Waffentests genutzt.

Das Restaurant Little A’Le’Inn in Rachel, Nevada (Einwohnerzahl: 54) ist das einzige noch verbleibende Geschäft im Ort. Die Band Wily Savage baute dort am vergangenen Donnerstag eine Bühne auf und spielte vor einigen hundert Campern, die für das Event „Storm Area 51“ angereist waren.
Foto von Jennifer Emerling

Als die CIA während des Kalten Krieges neue Aufklärungsflugzeuge entwickelte, fasste der damalige CIA-Direktor Richard Bissell Jr. den Entschluss, ein privates Fluggelände für den Bau und Test von Prototypen zu deklarieren. 1955 wählten er und der Lockheed-Flugzeugdesigner Kelly Johnson den abgelegenen Flugplatz bei Groom Lake als neues Hauptquartier aus. Die amerikanische Atomenergiekommission verzeichnete die Basis neben dem Testgelände in Nevada auf offiziellen Karten unter dem Namen Area 51.

Binnen acht Monaten entwickelten Ingenieure dort die Lockheed U-2, die in einer Höhe von mehr als 20.000 Metern fliegen konnte. Für die damalige Flugabwehr und feindliche Flugzeuge war sie damit lange Zeit außer Reichweite.

Jedes Jahr besuchen etwa 200.000 Menschen das International UFO Museum and Research Center in Roswell, New Mexico.
Foto von Jennifer Emerling

Nachdem ein sowjetisches Flugabwehrgeschoss im Jahr 1960 eine U-2 abgeschossen hatte, begann die CIA damit, die nächste Generation von Aufklärungsflugzeugen in der Area 51 zu entwickeln: die Lockheed A-12. Diese war auf dem Radar nicht nur praktisch unsichtbar, sondern konnte mit 3.560 km/h binnen 70 Minuten von der Ostküste zur Westküste der USA fliegen. Darüber hinaus war sie mit Kameras ausgestattet, die aus einer Höhe von fast 29.000 Metern Objekte am Boden fotografieren konnte, die gerade mal 30 Zentimeter lang sind.

Aufgrund der zahlreichen Flüge hochmoderner und streng geheimer Flugzeuge, die in der Area 51 abhoben – allein die A-12 startete dort mehr als 2.850 Mal –, mehrten sich die Berichte über unbekannte Flugobjekte in der Gegend. „Die Titanverkleidung des Flugzeugs, das so schnell wie eine Gewehrkugel durch die Luft schoss, reflektierte das Sonnenlicht auf eine Weise, dass einfach jeder an UFOs dachte, der das sah“, zitierte die Journalisten Annie Jacobsen, die ein Buch über Area 51 geschrieben hat, eine ihrer Quellen.

Im Jahr 1989 geschah schließlich etwas, das die Area 51 im öffentlichen Gedächtnis untrennbar mit Außerirdischen in Zusammenhang brachte. Ein Mann, der sich später als Robert Lazar herausstellte, gab einem Nachrichtensender in Las Vegas ein anonymes Interview. Darin behauptete er, ein ehemaliger Angestellter der Area 51 zu sein. Ihm zufolge beherbergt der Komplex Raumschiffe von Außerirdischen, die dort untersucht werden. Seine Aufgabe bestand angeblich darin, die Alientechnologie für die militärische Nutzung zu rekonstruieren. Lazars Behauptungen wurden jedoch recht bald angezweifelt. Offiziellen Unterlagen zufolge hatte er weder das Massachusetts Institute of Technology noch das California Institute of Technology besucht, wie er behauptet hatte.

Damals waren Ingenieure der Area 51 tatsächlich damit beauftragt, fremde Flugobjekte zu erforschen und zu rekonstruieren. Dabei handelte es sich jedoch um ausländische Flugzeuge, nicht um außerirdische. Trotzdem glauben auch heute noch viele Menschen daran, dass das Militär in der Area 51 Alien-Raumschiffe versteckt hält.

Ist die Wahrheit irgendwo da draußen?

Erst 2013 bestätigte die Regierung formal die Existenz der Area 51, als die CIA Dokumente über die Entwicklung der U-2 und A-12 freigab. All die Jahre zuvor wussten die Einheimischen in der Region zwar, dass dort in der Wüste etwas Seltsames vor sich ging, kannten aber keine Details.

Die weltweit einzige McDonald’s-Filiale in Form eines UFOs steht in Roswell, New Mexico.
Foto von Jennifer Emerling

Area 51 ist nach wie vor eine aktive Militärbasis, in der neue Technologien entwickelt werden. Mittlerweile weiß man, was für Flugzeuge dort bis in die Siebzigerjahre entwickelt wurden. Alles, was danach kam, ist streng geheim. Es wird mindestens noch einige Jahrzehnte dauern, bis die Akten zu den aktuellen Projekten freigegeben werden – wenn überhaupt.

Ein Zaun vor einem Einkaufszentrum in Roswell, New Mexico, wurde mit einem Aliengesicht verziert.
Foto von Jennifer Emerling

Allen Zweifeln zum Trotz ist Area 51 zu einem Grundpfeiler der Alien-Mythologie in den USA geworden. Ein aktuelles Podcast-Interview mit Lazar gab den Anstoß für das Event „Storm Area 51“, das kurzfristig noch zu einem kleinen Alien-Festival umdeklariert wurde. Aber auch jenseits dieses Ereignisses pilgern regelmäßig Alien-Fans und Skeptiker in die kleinen Ortschaften rund um die Militärbasis, um sich dort in den zahlreichen Museen, Restaurants und Motels zu amüsieren, die thematisch auf den Alien-Hype aufgesprungen sind. Sie liefern Besuchern zwar keine Antworten auf die quälende Frage, ob wir wirklich allein im Universum sind, aber garantieren ihnen zumindest einen unterhaltsamen Aufenthalt.

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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