Das Land, das seinen Ozean rettet
Belize was criticized for putting its stunning coral reefs and other marine resources at risk. The country responded with innovative solutions.
BELIZE CITY Der Hubschrauber von Astrum Helicopters startet von einer Basis aus, die keine acht Kilometer vom Stadtrand von Belize City entfernt liegt, der direkt in das Karibische Meer übergeht. Auf dem Rücksitz sitzt die belizische Senatorin Valerie Woods zu meiner Linken. Uns gegenüber sitzen zwei Vertreter der internationalen Organisation für den Meeresschutz Oceana. Sie haben den Flug organisiert. Die Staatsministerin des Landes, Carla Barnett, klettert auf den Vordersitz.
„Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Hubschrauber“, murmelt sie und setzt sich ihr Headset auf. Die Türen schließen sich und wir heben ab.
Während wir über den Bäumen gen Himmel aufsteigen, breitet sich Belize City unter uns aus. Die Stadt ist jedoch nicht unser Ziel. Wir drehen seitlich ab, fliegen über die Innenstadt hinweg und raus auf das Wasser – dorthin, wo die wahren Schätze liegen.
Das Mesoamerikanische Riff erstreckt sich auf etwa 1.130 Kilometern Länge von der mexikanischen Halbinsel Yucatán durch Guatemalas Küste bis zu den Islas de la Bahía im Norden von Honduras. Auf knapp 300 Kilometern verläuft es auch durch belizische Gewässer. Zusammen mit den Lagunen und Atollen zu beiden Seiten des Hauptriffs werden die Formationen als Belize-Barriereriff bezeichnet.
Sobald wir uns über dem Meer befinden, fliegen wir fast sofort über ein Schutzgebiet für Rundschwanzseekühe. Janelle Chanona von Oceana, die Direktorin für das Land Belize, versucht, mir unten im Wasser eines der Tiere zu zeigen, aber ich sehe es nicht. Wir überqueren das Riff – ein dichtes Band aus Türkis – und kommen zum Atoll Turneffe, einem der sieben Meeresreservate des Landes. In der Mitte des Korallenrings befindet sich ein See aus dunklem Wasser. Chanona erklärt, dass die Färbung durch die Gerbstoffe der umliegenden Mangroven entsteht. Allerdings werden die Bäume zusehends abgeholzt.
Der Pilot umkreist Turneffe einmal und fliegt dann weiter. „Jetzt kommen wir zum Lighthouse-Reef-Atoll“, sagt Chanona und zeigt mir auch das Glover‘s Reef in der Ferne. Als wir uns dem Lighthouse Reef nähern, ist das Wasser so glasklar, dass wir unter uns eine Gruppe Rochen und Ammenhaie entdecken. „Das offizielle Begrüßungskomitee“, witzelt sie.
In seinem Buch „Coral Reefs of The World“ bezeichnete Charles Darwin Belize als die Heimat „der bemerkenswertesten Riffe der Westindischen Inseln“. Als wir weiter hinaus aufs Meer fliegen, wechselt sich das Türkis langsam mit diversen Blautönen ab. Durch das Wasser sieht man das faszinierende Mosaik aus Korallen und Gesteinsformationen.
„Die Farben erwischen mich jedes Mal“, sagte Chanona und starrt hinaus auf die Karibik. Auf dem Vordersitz stimmt Barnett ihr zu. „Es ist umwerfend.“
Im Jahr 1996 wurde das Belize-Barrierriff von der UNESCO zur Welterbestätte erklärt, wobei die Verantwortung für den Schutz des Riffs der ehemaligen britischen Kolonie übertragen wurde. Es ist eine Aufgabe, mit der das Land mitunter zu kämpfen hatte. 2009 landete die Stätte auf der Gefährdungsliste der UNESCO und die Organisation ermahnte das Land, ein besseres Management und Schutzmaßnahmen zu gewährleisten. Seit jenem Tiefpunkt hat Belize allerdings hart daran gearbeitet, die Probleme zu beseitigen. Beobachter für den Meeresschutz sind von den Fortschritten beeindruckt. Daher auch der Hubschrauberrundflug – eine Art Ehrenrunde.
Im Dezember 2017 wurde Belize das erste Land der Welt, das ein Moratorium für die Suche und Bohrungen nach Öl in küstennahen Gebieten verhängte. Oceana hatte den Hubschrauber organisiert, um den Politikern ein besseres Gefühl dafür zu vermitteln, was sie durch diese Maßnahmen geschützt haben – und was noch getan werden muss. „Ich freue mich wirklich schon darauf, von der Gefährdungsliste runterzukommen“, sagte Chanona.
EIN GESÜNDERES RIFF
Einen Tag vor dem Hubschrauberflug veröffentlichte die Healthy Reef Initiative (HRI) ihren jüngsten Bericht über den Zustand des Mesoamerikanischen Riffs. Für seine Beurteilung nutzt der Bericht vier Kriterien: lebende Korallen, fleischige Makroalgen (Seetang), kommerzielle Fischerei und pflanzenfressende Fische. In den zehn Jahren seit der ersten Beurteilung hat sich die Gesamtgesundheit des Mesoamerikanischen Riffs von einer 2,3 auf eine 2,8 verbessert. Auch der Abschnitt in Belize liegt derzeit bei einer 2,8. Die Skala geht allerdings bis 5,0.
Manche Kritiker argumentieren, dass noch schnellere Fortschritte nötig seien. Allerdings sehen sich die Riffe unseres Planeten bisher nie da gewesenen Bedrohungen gegenüber, von menschlichen Einflüssen durch bauliche Erschließung und Tourismus bis hin zum Klimawandel. Insofern sind die langsamen Fortschritte des Landes durchaus ein Schritt nach vorn. „Es gibt immer noch viel zu tun“, sagte Chanona, als Barnett sie nach dem Bericht fragte. „Aber besser, als wenn es in die andere Richtung ginge.“
Viele von Belizes Zielen sind sehr konkret. Es gibt im Land beispielsweise spezielle Umweltsteuern, die direkt dem Naturschutz und einem boomenden Ökotourismussektor zugutekommen. Als die International Society for Reef Studies 2008 empfahl, dass die Länder, die einen Anteil am Mesoamerikanischen Riff haben, die Papageifische besser schützen, war Belize eines der ersten Länder, das (kein Jahr später) mit einem Gesetz reagierte, welches den Fang der Tiere einschränkte. Die Veränderungen zeigen sich bereits in den Daten der HRI.
Belize hat äußerem versucht, das Fischen mit Fallen sowie das Eindringen ausländischer Schleppnetzfischer einzudämmen. (In vielen Bereichen stellt die Durchsetzung von Verboten aber nach wie vor eine Herausforderung dar.) Im März 2018 verkündete das Land seine Pläne, die Größe seiner Fischereiverbotszonen mehr als zu verdreifachen (von drei auf zehn Prozent), um dem Tierbestand zu ermöglichen, sich zu erholen. Die Regierung gab außerdem bekannt, Einwegkunststoffe und Styroporprodukte zum Tag der Erde 2019 zu verbieten.
ÖLABSTIMMUNG
Der bisher größte Gewinn für Belize ist aber vermutlich das Ölmoratorium. Gleichzeitig war es der am härtesten erkämpfte Sieg.
Im April 2010 explodierte die Ölbohrplattform Deepwater Horizon. Bei dem Vorfall verloren elf Menschen ihr Leben, und tonnenweise Rohöl schwemmte in den Golf von Mexiko. Der Ölfluss dauerte 87 Tage lang an und beförderte insgesamt 4,9 Millionen Barrel Öl ins Meer. Die Folgen für die Umwelt waren verheerend – und die Menschen in Belize wurden aufmerksam.
„Wir schätzten uns schon glücklich, dass [hier] nichts passiert war“, sagte Chanona.
Von jenem Vorfall angespornt, begannen die lokalen Umweltaktivisten, sich Belizes eigene Öllandschaft genauer anzusehen. Tief vergraben in den staatlichen Archiven entdeckten Anwälte eine Karte, welche die Ölkonzessionen des Landes zeigte. Chanona zufolge waren sie schockiert davon, dass „alles – das gesamte Meeresgebiet – zerteilt und verkauft“ worden war.
Diese Entdeckung brachte den Stein ins Rollen, und Oceana sowie ein Kollektiv aus anderen Umweltschutzgruppen führten den Kampf gegen das Öl an. 2011 sammelten die Aktivsten mehr als 20.000 Unterschriften, die forderten, dass die Thematik in einer Volksabstimmung entschieden werden sollte. Die Regierung erklärte jedoch 8.000 Unterschriften wegen Unleserlichkeit für ungültig, sodass es nicht zu einer offiziellen Abstimmung kam. Also organisierten die Aktivisten einfach selbst eine inoffizielle Abstimmung.
Bis 2012 waren die Umweltaktivisten durch das ganze Land gereist, um für eine Volksbefragung zu werben. Es sollte eine einfache Ja-Nein-Abstimmung werden, bei der die Menschen gefragt wurden, ob Offshore-Bohrungen und die Suche nach Öl vor der Küste gestattet werden sollten.
Mark Henry betreibt einen Taxiservice in Belize City und erinnert sich noch, wie er in den Nachrichten von der Kampagne erfahren hatte. Er stimmte gegen die Ölaktivitäten – genau wie etwa 96 Prozent der 29.235 Wähler. „Ich bin an noch mehr Öl definitiv nicht interessiert“, sagte Henry. „Es gibt nichts, was man mir erzählen könnte, das mein Interesse daran wecken würde, das Meer aufs Spiel zu setzen.“
Im Jahr 2013 erklärte der Oberste Gerichtshof von Belize die Ölkonzessionen und Verträge als ungültig, da vorher keine adäquate Umweltverträglichkeitsprüfung stattgefunden hatte. Ein paar Jahre später verkündete der Premierminister dann, dass die Regierung ein Moratorium für die Bohrungen rund um das Riff und die Schutzgebiete beschlossen hatte. Es war zwar kein vollständiges Verbot, aber dennoch betrachteten viele Umweltschützer die Entscheidung als Fortschritt. Dann kamen die Schiffe.
Ende Oktober 2016 entdeckten die Belizer ein Schiff, das – wie sich später herausstellte – vor der Küste seismische Erkundungen durchführe sollte. „Der einzige Grund, um seismische Daten zu sammeln, ist für Ölbohrungen“, sagte Chanona. Die Pläne lagen in den staatlichen Archiven zwar vor, wurden aber nicht angekündigt. Sie erzählt, dass sie spät abends bei einem Telefonat davon erfuhr. „Das hat uns gezeigt, wie real die Bedrohung ist“, sagte sie.
Die Umweltschützer wurden wieder aktiv. Diesmal wollten sie ein Gesetz.
NEUE SPIELREGELN
Mehr als ein Jahr lang gab es ein großes Hin und Her, bis die entsprechende Maßnahme endlich das Getriebe der Regierung durchlaufen hatte. Chanona zufolge war vor allem die Frau des Premierministers, Kim Barrow, eine starke Befürworterin des Gesetzes. („Sobald ich erst mal leidenschaftlich hinter etwas stehe, bekommen sie das auch von mir zu hören“, sagte Mrs Barrow. „Das musste definitiv durchgesetzt werden.“) Am 30. Dezember 2017 trat der "Petroleum Operations (Maritime Zone Moratorium) Act“ dann endlich in Kraft.
Laut der neuen Gesetzgebung besteht ein „Moratorium für die Erkundung und Förderung von Erdöl und anderen Erdölprodukten in der Meereszone von Belize“. Manche Umweltschützer sind ein wenig enttäuscht von der Wahl Wortes Moratorium anstelle eines direkten Verbotes. „Per Definition ist ein Moratorium nur temporär“, sagte die Umweltanwältin Candy Gonzalez. Fast alle sind sich einig, dass das Gesetz in Zukunft jederzeit gekippt werden könnte. Insgesamt betrachten die Umweltaktivisten es aber als ausgesprochen positiven und richtungsweisenden Schritt.
Während andere Länder Gesetze haben, die das Ausmaß der Ölaktivitäten einschränken – beispielsweise Mexikos Verbot für Yucatán –, ist Belize wahrscheinlich das erste Land, das die Erkundung und Förderung von Öl in seinen gesamten Hoheitsgewässern verboten hat, wie Oceana erklärt. Außerdem stimmte die belizische Regierung dem Gesetz zu, ohne genau zu wissen, wie viel Öl sie damit aufgab.
Belize entdeckte erstmals 2005 Ölvorkommen auf dem Festland in der Gemeinde Spanish Lookout. Die Entdeckung führte zur Gründung des einzigen Erdölkonzerns des Landes, Belize Natural Energy (BNE), mit einer Produktionskapazität von ein paar Tausend Barrel pro Tag. Manche Umweltschützer sind der Meinung, dass sogar so geringe Mengen ein Risiko für die Umwelt darstellen, weil es potenziell zu Ölkatastrophen kommen könnte. Aber alle – auch BNE – sind sich einig, dass Offshore-Bohrungen dieses Risiko exponentiell vergrößern würden. Zudem machen es die niedrigen Ölpreise aktuell zu einem unmöglichen Risiko für die Investoren.
Aufgrund der Unsicherheiten gab es seit Jahrzehnten keine nennenswerten Erdölerkundungen vor der Küste von Belize, geschweige denn Bohrungen. Die Senatorin Woods glaubt, dass das so bleiben sollte – selbst wenn eine Ölpreisänderung neues Interesse wecken sollte. „Es ist spielt keine Rolle, wie viele Studien man mir vorlegt“, sagte sie. „Es ist das Risiko einfach nicht wert.“
Während sich einige mit dem neuen Gesetz einfach abgefunden haben, nehmen andere Anstoß daran, wie die Entscheidung getroffen wurde. Andre Cho ist der Leiter der Behörde für Geologie und Erdöl des belizischen Ministeriums für Wirtschaft, Entwicklung, Erdöl, Investment, Handel und Gewerbe. Er sagt, dass er wie jeder andere in den Nachrichten von dem Moratorium erfahren hat. „Es gab keine Debatte, keine Auswertung, keine Diskussion, keine technische Prüfung“, erzählte er. „Nichts.“
Selbst einige Befürworter des Moratoriums, darunter auch Ministerin Barnett, wenden ein, dass es vielleicht nützlich gewesen wäre, wenigstens ein paar mehr Daten darüber zu haben. „Wenn es nach mir ginge, hätte ich gern gewusst, wie viel Öl es dort gibt“, sagte sie. Sie und Woods repräsentieren Parteien mit entgegengesetzten Positionen. „[Aber] das ist Schnee von gestern.“
UNSAGBAR BLAU
Nach Turneffe gleiten wir kurz über ein Schiffswrack hinweg. Dann fliegt der Hubschrauber zur Hauptattraktion: einer 125 Meter tiefen, unterseeischen Doline etwa 80 Kilometer vor der Küste. Das „Great Blue Hole“ befindet sich fast im Zentrum des Lighthouse-Atolls ist zählt zu Belizes bekanntesten Ausflugszielen. „Seht euch das mal an“, sagt Barnett auf dem Vordersitz, als wir näher kommen. „Seht euch das an.“
Der tiefblaue Kreis ist von Korallen umgeben und wird von helleren karibischen Blau- und Grüntönen eingerahmt. Zwei Tourenboote parken direkt über der Doline. Auf der einen Seite tummeln sich Schnorchler, auf der anderen Taucher. Der Pilot dreht nach links ab, um über dem Great Blue Hole zu kreisen. Ein paar Runden fliegen wir entgegen dem Uhrzeigersinn in 150 Metern Höhe, dann noch ein paar Runden im Uhrzeigersinn in 300 Metern. Die Smartphones werden gezückt, die Kameras klicken und die Sonne glitzert an diesem klaren Tag auf dem Wasser. Alle staunen ehrfürchtig, selbst der Pilot, der die Tour schon hunderte Male geflogen ist. „Immer wieder ein verblüffender Anblick“, sagt Chanona.
Nach der letzten Drehung über dem Great Blue Hole geht es wieder Richtung Land. Unterwegs sehen wir uns aber noch ein weiteres beliebtes Ausflugsziel an: Half Moon Caye. Als wir uns der Küste nähern, werden die zahlreichen Hotels, Baustellen und andere Gebäude und Straßen sichtbar, die die Insel sprenkeln. Jemand hatte Chanona zufolge sogar mal vorgeschlagen, eine Landebahn direkt über dem Riff zu errichten.
Etwa acht Kilometer vor der Küste überfliegen wir weitere Kreuzfahrtschiffe. Auf einem deutschen Schiff steht groß der Schriftzug „Mein Schiff“. Die Sonnenanbeter an Deck und andere Touristen steuern etwa 15 Prozent von Belizes Bruttoinlandsprodukt bei, Tendenz steigend. Aber die bauliche Erschließung, die mit der Industrie einhergeht, stellt auch eine der zahllosen Bedrohungen dar, mit denen das Riff und seine Schützer zurechtkommen müssen. Auch die Stellnetzfischerei, invasive Feuerfische und verschmutzte Abwässer stellen eine Gefahr dar.
Chanona ist noch nicht sicher, welches dieser Probleme als nächstes angegangen wird. Derzeit wird darüber noch diskutiert. Die Hoffnung ist allerdings, dass all die anderen Thematiken einfacher abgehandelt werden können, nun, da das Ölmoratorium eines der dringendsten Probleme vorerst beseitigt hat. „[Das Öl war] ein allumfassendes Problem“, sagte sie. „Jetzt, da wir das Moratorium haben, können wir Maßnahmen zum Umweltschutz endlich dort umsetzen, wo sie gebraucht werden.“
DAS GROSSE GANZE
Die Umweltschützer von Belize hoffen, dass ihre Bemühungen ein Vorbild für andere Orte auf der Welt sein können. „Wenn sich alle Korallenriffländer versammeln, wird Belize immer als Anführer betrachtet“, sagte Melanie McField, die Gründerin und Leiterin der HRI. Die Oceana-Wissenschaftlerin Tess Geers, die im Hauptquartier der Organisation in Washington, D.C. angestellt ist, findet ebenfalls, dass Belize über einen einzigartigen Blickwinkel verfügt. „Viele große Fragen in Bezug auf das Meer spielen sich im Kleinen in Belize ab“, sagte sie. „Weil es ein so kleines Land ist, fällt es leicht, all die Puzzleteile auf einmal zu sehen.“
Larry Epstein vom Environmental Defense Fund nennt vor allem Belizes Programme für den beschränkten Zugang zu Fischgründen und das Verbot der Ölförderung als Beispiele für die Führungsrolle des Landes. Ihm zufolge hat Belize seine Erfahrungen bereits mit Gruppen aus Indonesien, Kuba, den Philippinen und anderen Ländern geteilt.
Die Gruppen aus Belize betonen, dass diese Art des globalen Engagements besonders wichtig sei, weil viele Teile des großen Puzzles, das der Umweltschutz darstellt, nicht in der Hand des Landes liegen. Auch eine Ölkatastrophe in einem anderen Land – beispielsweise Guatemala oder Honduras – könnte sich auf Belize auswirken. Illegale Fischereischiffe, die von außerhalb kommen, stellen ebenfalls eine ständige Bedrohung dar. Und natürlich ist da noch der Klimawandel.
Die Veröffentlichung des HRI-Berichts geschah im Rahmen einer Veranstaltung im Radisson Hotel von Belize City. Unter den diversen Rednern befand sich auch Lisa Carne, eine Meeresbiologin und Gründerin der gemeinnützigen Organisation Fragments of Hope, die sich vor allem auf die Sanierung des Korallenbestandes konzentriert. Sie war gekommen, um die Gruppe auf den neusten Stand zu bringen, was die Ausbleichungsereignisse in den Riffen angeht. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts haben sich solche Ereignisse fast zu alljährlichen Vorfällen entwickelt, wobei 2017 eines der bisher schlimmsten Jahre war. Im letzten Herbst hätten ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen mehr als 40 Prozent der Korallen an insgesamt zehn untersuchten Orten beeinträchtigt.
„Ich glaube nicht, dass das weiterhin ein zufälliges Ereignis sein wird. Das muss Teil unserer Jahresplanung werden“, sagte Carne. Sie drängte die Gruppe auch, die große Thematik der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu priorisieren.
Wie Carne schon andeutete, ist ein Großteil der Schäden an den Riffen nicht mehr rückgängig zu machen. „Wenn wir uns den Zustand der Riffe vor 50 Jahren als Ziel setzen würden, wäre die Sache aussichtslos“, sagt Les Kaufman, ein Ökologe der Boston University, der seit Jahrzehnten in Belize arbeitet. „Das angemessene Ziel lautet: Wie würden unsere Riffe jetzt aussehen, wenn wir aufhören würden, mit einem Holzhammer auf sie einzuschlagen?“
Auf dem Weg zurück zum Landeplatz überqueren wir das Barriereriff erneut. Es erstreckt sich auf jeder Seite kilometerweit bis zum Horizont. Chanona hofft, dass Rundflüge wie dieser dabei helfen können, dem Riff eine Atempause zu verschaffen, indem Politikern der Wert von Schutzmaßnahmen wie dem Ölmoratorium gezeigt werden kann. Als der Hubschrauber landet und die Rotoren zum Stillstand kommen, wiederholt sie ihre Botschaft an Barnett und Woods. Es ist zu einer Art Mantra geworden:
„Was mit dem Riff passiert, passiert auch mit uns“, sagt Chanona. „Wir können die Goldene Gans nicht erschießen.“
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