BEST OF THE WORLD 2021

Heute träumen, später reisen: 24 inspirierende Orte

Von Von den Chefredakteuren des National Geographic Traveler und Maryellen Kennedy Duckett
Veröffentlicht am 22. Dez. 2020, 10:22 MEZ, Aktualisiert am 1. Juni 2021, 15:42 MESZ
Ein Taucher erkundet die Korallenriffe rund um Lord Howe Island. Die vulkanische Insel, die sich in ...

Ein Taucher erkundet die Korallenriffe rund um Lord Howe Island. Die vulkanische Insel, die sich in der Tasmanischen See zwischen Australien und Neuseeland befindet, hat mehr als 60 Tauchplätze, darunter Ball's Pyramid – der höchste Meeresstapel der Welt.

Foto von Melissa Findley

Die Freude des Reisens liegt im Unverhofften. Zwar mag Corona so manche Urlaubsvorhaben auf Eis gelegt haben – die Neugier auf die Welt kann die Pandemie nicht dämpfen. Zum Start in ein neues, hoffentlich reisefreundlicheres Jahr möchten wir Ihnen 24 zeitlose Ziele vorstellen, die in zukünftigen Reiseplänen nicht fehlen sollten. Es sind Orte der Superlative, ausgewählt von Traveler-Redakteuren aus der ganzen Welt und in fünf Kategorien unterteilt: Natur, Abenteuer, Kultur, Nachhaltigkeit und Familie. Sie erzählen von unverwüstlichen Gemeinschaften und cleveren Ideen für mehr Zukunftsfähigkeit. Eine Vielzahl an unvergesslichen Erlebnissen wartet nur darauf, nach der Pandemie entdeckt zu werden. Jetzt ist die Zeit zum Pläneschmieden. Denn auch wenn sie momentan unerreichbar erscheinen: Die Welt steckt voller Wunder.

Tierliebhaber können neben Dominicas heimischen Pottwalen schwimmen, aber nur mit einem akkreditierten Reiseveranstalter, der strenge Tierschutzprotokolle befolgt.

Foto von Franco Banfi, Naturepl.com

ABENTEUER DOMINICA

Eine Insel trotzt dem Klimawandel

Ein verwittertes Gebirge bildet das natürliche Schutzschild, das die ostkaribische Insel Dominica weitestgehend vor kolonialen Einflüssen und Überbebauung bewahrt hat. Deshalb blieben die vielen Naturwunder der Insel ungestört: neun aktive Vulkane, 365 Flüsse, gigantische Wasserfälle, schwarze Sandstrände und glühend heiße geothermale Attraktionen wie der Boiling Lake („kochender See“) mit einer Wassertemperatur von fast 93 Grad. 2017 traf Hurrikan Maria auf die Insel und beschädigte fast jede menschengemachte Struktur. Doch die Bewohner bauten ihre Insel wieder auf und die Regierung beschloss, Dominica zur ersten „klimaresistenten Nation“ der Welt zu machen.

Dank des „Citizenship by Investment“-Programms kann man für einen Mindestpreis von 100.000 US-Dollar die dominicanische Staatsbürgerschaft erwerben. Mit den Einnahmen werden Klima- und Umweltprojekte wie zum Beispiel sturmfeste Wohnhäuser und ein Erdwärmekraftwerk finanziert. Auch der Abenteuertourismus spielt eine wichtige Rolle, denn er schafft Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Anreiz für den Erhalt von Dominicas größtem Schatz – ihrer wilden Seite.

National Geographic Traveler USA

BELIEBT

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    Der Perito Moreno Gletscher im argentinischen Nationalpark Los Glaciares ist einer der wenigen Gletscher der Welt, die wachsen, anstatt zu schrumpfen. Er ist Teil des Southern Pattagonian Ice Field – dem drittgrößten Süßwasserreservat der Welt.

    Foto von Juergen Schonnop, EyeEm, Getty Images

    NATIONALPARK LOS GLACIARES, ARGENTINIEN

    Wanderungen in einem eisigen Königreich

    El Calafate am Ufer des Lago Argentino verdankt seinen Namen dem Dornbusch, dessen Beeren Cocktails und regionales Bier aromatisieren. Touristen ist der Ort im südargentinischen Patagonien allerdings eher als Tor zu einem eisigen Paradies bekannt: dem Nationalpark Los Glaciares. Das knapp 4500 Quadratkilometer große Schutzgebiet an der Grenze zu Chile umfasst subantarktische Wälder und sichert den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten wie Südandenhirsch, Puma, Rhea, Kondor, Guanako und dem bereits erwähnten Calafate-Strauch.

    Die Hauptattraktionen des Nationalparks sind allerdings die nahezu 300 Gletscher, die fast die Hälfte seiner Fläche einnehmen. Der populärste und zugänglichste von ihnen ist der beinahe fünf Kilometer breite Perito Moreno, der sich rund 60 Meter über dem Lago Argentino erhebt. Riesige Eismassen brechen von seiner Front ab und stürzen spektakulär donnernd ins Wasser. Die Begehung des Gletschers ist mit Steigeisen möglich und begeistert mit stahlblauen Eiswänden hinter Wasserfällen, in Spalten und in Höhlen sowie mit unterirdischen Flüssen und extravaganten Eisformationen.

    Die gefrorene Wüste ist Teil des Südlichen Patagonischen Eisfelds, nach der Antarktis und Grönland die drittgrößte Kontinentaleisfläche unseres Planeten. Nachdem sie das kalte Ende der Welt erkundet haben, gehen Besucher zurück aufs Ausflugsboot und feiern ihr großes Abenteuer mit einem Glas Whiskey – natürlich mit Gletschereis.

    Erick Pinedo, Koordinationsredakteur, NG Traveler Lateinamerika

    Das georgische Bergdorf Uschguli liegt auf 2500 Metern Höhe eingerahmt von Gipfeln. Rechts: Eine Einwohnerin von Uschguli begrüßt Neuankömmlinge.

    Foto von Punnawit Suwuttananun, Getty Images

    SWANETIEN, GEORGIEN

    Fernes Land mit einem Herz für Fremde

    Unwirtlich und unzugänglich scheint die Region Swanetien im nordwestgeorgischen Kaukasus auf den ersten Blick. Ihre raue Landschaft liegt im Schatten von Fünftausendern und ist mit mittelalterlichen Steintürmen gespickt, die früher als Wohnstätten und Verteidigungsposten dienten. Sie sind Überbleibsel aus einer Zeit, in der swanische Familien in kleinen Gebirgssiedlungen erbittert um ihre Ländereien kämpften.

    Einer dieser Bergorte ist Uschguli. Er gehört zur Welterbestätte Oberswanetien und zählt mit seinen fast 2500 Metern über dem Meeresspiegel zu den höchstgelegenen bewohnten Gemeinden Europas. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit entwickelte sich die swanische Kultur völlig getrennt vom Rest Georgiens. Neben einer einzigartigen, rein mündlichen Sprache entstanden eigentümliche Traditionen wie rituelles Bartschneiden und Blutfehden. Einst für ihre Gesetzlosigkeit berüchtigt, ist die Region heute aber vor allem wegen ihrer Gastfreundschaft berühmt. „Georgien ist generell für seine Gastlichkeit bekannt, aber in Swanetien erfährt man georgische Herzlichkeit hoch zehn, inklusive Partys, Trinksprüche und Alkohol“, sagt Michał Głombiowski, Reiseautor und Fotograf aus Polen, der oft in Georgien unterwegs ist.

    Swanetien liegt nach wie vor weit abseits ausgetretener Pfade, doch Abenteuerlustige können die Region über den oberswanischen Abschnitt des Transkaukasischen Fernwanderwegs, der irgendwann einmal Georgien, Armenien und Aserbaidschan miteinander verbinden soll, erreichen. Die in luftigen Höhen gelegene Strecke zwischen der Regionalhauptstadt Mestia und Uschguli bewältigen Wanderer mit kräftigen Lungen in vier Tagen. Tagsüber bieten sich dabei herrliche Aussichten auf gezackte Gipfel, und abends wartet ein warmer Empfang in swanischen Gästehäusern.

    Martyna Szczepanik, Koordinationsredakteurin, NG Traveler Polen

    Ein Wandgemälde erinnert im Viertel Greenwood im amerikanischen Tulsa an die „Schwarze Wall Street".

    Foto von Shane Bevel

    TULSA, OKLAHOMA, USA

    Ort der amerikanischen Rassendiskussion

    Greenwood Rising („Die Auferstehung Greenwoods“) heißt Tulsas neues Geschichtszentrum. Das historische Stadtviertel Greenwood war einst Schauplatz eines der schwersten Vorfälle rassistischer Gewalt in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Am 31. Mai 1921 begannen Weiße Terroristen mit der Zerstörung des wohlhabenden Greenwood, auch als „Schwarze Wall Street“ bekannt. Innerhalb von 18 Stunden wurden rund 300 Schwarze Einwohner ermordet und fast 35 Häuserblöcke mit Wohnungen und Geschäften dem Erdboden gleichgemacht.

    Voraussichtlich im Herbst 2021, zum 100. Jahrestages des Massakers, soll Greenwood Rising eröffnet werden. Das ganze Jahr über werden Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Phil Armstrong ist der Projektleiter der 1921 Tulsa Race Massacre Centennial Commission. Ihm zufolge soll das Geschichtszentrum nicht nur der Wiederbelebung von Greenwood dienen, sondern auch der Konfrontation mit dem institutionellen Rassismus in den USA. „In Tulsa und im ganzen Land hat man dieses Gefühl, dass wir viel besser sein können“, meint er. „In Greenwood Rising werden wir die Diskussion über Aussöhnung und durch Rassismus verursachte Traumen weiterführen. Die Menschen sollen voneinander lernen, ihre Voreingenommenheit erkennen und sich dazu verpflichten, in ihrem persönlichen Einflussbereich echte Veränderungen zu bewirken.“

    National Geographic Traveler USA

    Taos Pueblo ist die einzige Stätte amerikanischer Ureinwohner, die sowohl zum UNESCO-Weltkulturerbe als auch zum nationalen historischen Wahrzeichen der USA gehört. Sie ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Gemeinden des Landes.

    Foto von Inge Johnsson, Alamy

    PUEBLO-NATIONEN, NEW MEXICO, USA

    Stimme der amerikanischen Ureinwohner

    In ganz New Mexico werden gerade Statuen der Unterdrücker der Ureinwohner niedergerissen. Stattdessen fordern Aktivisten die Ehrung Popés, Anführer des Pueblo-Aufstands von 1680, der die Spanier aus dem Territorium der Pueblo-Indianer vertrieb – und dem das Überleben der Pueblo-Kultur zugeschrieben wird. Eine Statue Popés steht im Kapitol in Washington D.C., wo sie New Mexico repräsentiert. In seiner Heimat gelten die 19 Pueblos des Bundesstaates – jeder eine lebendige Gemeinschaft mit individuellen Traditionen – als das größte Vermächtnis Popés.

    Einer davon ist die UNESCO-Welterbestätte Taos Pueblo. Als Ausgangspunkt für die Erkundung der Pueblos empfiehlt sich das Indian Pueblo Cultural Center (IPCC) in Albuquerque. Michael Lucero vom IPCC, der dem San Felipe Pueblo angehört, sieht das Kulturzentrum als Linse, durch die Besucher das Leben in den Pueblos besser erfassen können. „Wenn man dann in eines kommt, erkennt man die Zusammenhänge. Hier fühlen wir uns sicher und mit der Erde verbunden.“

    National Geographic Traveler USA

    In Guam gibt eine lokale Chamoru-Tanzgruppe im April 2017 auf dem U.S. Naval Cemetery einen Segen.

    Foto von Chuck Little, Alamy

    GUAM

    Magellans Vermächtnis im Pazifik

    Auf Guam, Außengebiet der USA und größte der Marianeninseln, ist der 500. Jahrestag der ersten Weltumrundung nicht gerade ein Grund zum Feiern. Denn während seines Zwischenstopps im März 1521 ermordete der portugiesische Entdecker Ferdinand Magellan Angehörige des Ureinwohnervolks CHamoru. Als Teil einer Gedenkfahrt wird im März 2021 ein Schiff der spanischen Marine auf Guam anlegen. Es folgt dabei derselben Route, die von Magellan 1519 begonnen und vom spanischen Seefahrer Juan Sebastián de Elcano 1522 zu Ende geführt wurde.

    Das Volk der CHamoru nimmt dies zum Anlass, seine Geschichte zu erzählen, zu der jene Begegnung mit Magellan ebenso gehört wie die Kolonialzeit und das wahre Leben auf der oft als „Speerspitze“ des US-Militärs im Pazifik bezeichneten Insel. Guams Vergangenheit spiegelt sich auch in der Sprache der CHamoru wider, die aus spanischen, englischen und japanischen Wörtern besteht. Junge CHamorus freunden sich zunehmend mit ihrer Kultur an, meint Autor und Aktivist Michael Bevacqua. Und fügt hinzu: „CHamoru ist das indigene Gedächtnis“. Bevacqua gibt Sprachunterricht und ermutigt andere CHamorus, ihre Meinung über den zukünftigen politischen Status der Insel zu äußern – ob als Bundesstaat der USA oder unabhängige Nation. „CHamoru sprechen und weitergeben zu können, ist das Herzstück unserer Kultur und der Identität unseres Volkes."

    National Geographic Traveler USA

    Donggung Palace mit Blick auf das ruhige Wasser des Wolji Teiches in Gyeongju, Südkorea.

    Foto von Joshua Davenport, Alamy

    GYEONGJU, SÜDKOREA

    Altes Königreich, das heute noch glänzt

    Gyeongju in Südkorea ist als „Museum ohne Wände“ bekannt – und wurde zur Ostasiatischen Kulturstadt 2021 ernannt. Die Stadt liegt ganz im Südosten der koreanischen Halbinsel. Sie war fast 1.000 Jahre lang das Zentrum des alten koreanischen Königreichs Silla (57 v. Chr. bis 935 n. Chr.) und beherbergt eine unglaubliche Fülle an archäologischen Kleinoden, die Gyeongju zu einem beliebten Ziel für Touristen macht.

    Die Historischen Stätten Gyeongju gehören zum Welterbe der UNESCO und umfassen ein faszinierendes Ensemble buddhistischer Kunst aus jenem goldenen Zeitalter. Zu den Schätzen zählen Tempel- und Palastruinen, Steinpagoden, Felsritzungen, eine prachtvolle Buddha-Statue aus dem 8. Jahrhundert sowie rund 150 Hügelgräber des Silla-Adels, von denen einige über 20 Meter hoch sind. Im Nationalmuseum Gyeongju wiederum sind Kronen aus Gold, Silber und vergoldeter Bronze sowie Schmuck und andere funkelnde Grabgegenstände als Teil der Ausstellung „Silla, goldenes Königreich“ zu sehen. Auch eine virtuelle Tour gibt einen interessanten Einblick in den opulenten Lebensstil der Könige von Silla.

    Bo-yeon Lim, Chefredakteurin, NG Traveler Korea

    Die elegante Plaza Nueva (oder Plaza de España) ist ein zentraler Treffpunkt in der baskischen Hauptstadt Vitoria-Gasteiz.

    Foto von Francesco Bonino, Shutterstock

    VITORIA-GASTEIZ, BASKENLAND, SPANIEN

    Kulturelle & kulinarische Hochburg

    Im Landesinneren von Spaniens traditionsreichem Baskenland liegt das kulturelle Zentrum der Region, die Stadt Vitoria – baskisch Gasteiz. Sie war schon immer ein wirtschaftlicher und kultureller Knotenpunkt, ihrer vorteilhaften Position an der kürzesten Verbindungsstrecke zwischen dem mittelalterlichen Königreich Kastilien und Nordeuropa sei Dank. Ihre Tradition der Weltoffenheit zelebrieren die Vitorianer heute während ihres jährlich im Juli stattfindenden internationalen Jazzfestivals. Aufstrebende Musiker treten beim Festival de Jazz Vitoria-Gasteiz genauso auf wie echte Legenden.

    Einer von ihnen ist der weltbekannte US-Trompeter Wynton Marsalis, der mit seiner „Vitoria Suite“ die Stadt huldigt. Eine Bronzestatue des Künstlers steht im Park La Florida, Vitorias grüner Lunge. Dieser ist Teil eines Rings aus mehreren Parkanlagen, die Vitoria zur Stadt mit den meisten Quadratmetern Grünfläche pro Einwohner in ganz Spanien machen. Dank des Engagements für den Erhalt der städtischen Naturräume und ein nachhaltiges Verkehrssystem – ein großer Teil der Bevölkerung ist bereits per Rad oder Straßenbahn unterwegs – wurde Vitoria-Gasteiz 2012 zur Umwelthauptstadt Europas gekürt. Nicht nur dem Schutz des Planeten haben sich die Vitorianer mit Leib und Seele verschrieben, sondern auch der Bewahrung ihrer Traditionen.

    Nirgends sind diese so sichtbar wie im historischen Stadtzentrum. Die majestätische gotische Kathedrale Santa María schaut von ihrem Hügel auf das jahrhundertealte Viertel herab. In den Bars und Restaurants der nach mittelalterlichen Zünften benannten Straßen genießen die Einheimischen pintxos, baskische Tapas, die süchtig machen. Ein ungewöhnliches Schauspiel findet jedes Jahr im August auf einer Plaza am Südrand der Altstadt statt. Geehrt wird dabei die Schutzheilige des Platzes und der Stadt, la Virgen Blanca (die weiße Madonna). Den Startschuss zu den Festlichkeiten gibt die Puppe eines baskischen Dorfbewohners namens Celedón, die mit geöffnetem Regenschirm an einer Seilrutsche am begeisterten Publikum vorbeirast. An einem Balkon angekommen, „verwandelt“ sie sich wie von Zauberhand in einen echten Menschen, der die Zuschauermenge zum ausgelassenen Feiern aufruft.

    Sergi Ramis, Journalist, Viajes National Geographic

    In der bergigen Landschaft von Tonglu in China liegen verschlafene Dörfer. 

    Foto von Andy Brandl, Getty Images

    TONGLU, CHINA

    Ein ganz besonderes Kunstfestival

    1350 fertiggestellt, gilt „In den Fuchun-Bergen verweilend“ als Maßstab der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei Shanshui. Die Querrolle ist eine visuelle Reise am Fluss Fuchun und dem gleichnamigen Gebirge entlang. Voll ausgerollt bringt sie es auf eine Länge von über sechs Metern. Ihr Maler Huang Gongwang gehört zu den Vier Meistern der Yuan-Dynastie. Er lebte in den letzten drei Jahren vor der Fertigstellung seines Glanzstücks zurückgezogen am Fluss Fuchun in Tonglu. Seither hat der Landstrich in den Bergen der Provinz Zhejiang, 270 Kilometer von Shanghai entfernt, Generationen von Künstlern und Schriftstellern inspiriert.

    2021 rückt die Gegend erneut in den Blickpunkt der Kunstszene. Ihre erste Kunst-Triennale sollte bereits im Herbst 2020 stattfinden, wurde aber wegen Corona auf das Frühjahr 2021 verschoben. In Feldern und am Fluss werden moderne Kunstinstallationen zu sehen sein. Fram Kitagawa, der das Festival kuratiert und leitet, erklärt: „Zu dieser Jahreszeit verschmelzen der Nebel am Fluss Fuchun und die Wolken in den Bergen miteinander, was dann so aussieht wie die chinesische Landschaftsmalerei, die ich aus meiner Jugend kenne.“

    Yi Lu, leitende Redakteurin, NG Traveler China

    Eine Elchkuh watet durch einen See in Isle Royale National Park, Michigan.

    Foto von Jim Brandenburg, Minden Pictures, National Geographic

    ISLE ROYALE, MICHIGAN, USA

    Nationalpark der Wölfe und Elche

    Im Nationalpark Isle Royale im Nordwesten des Oberen Sees (Lake Superior) ist die Natur König. Die gut 70 Kilometer lange Insel liegt zwar nur knapp 30 Kilometer von Minnesota entfernt, kann aber dank dichter Nebelbänke, heftiger Stürme und hohem Wellengang wie das abgelegenste Fleckchen Erde erscheinen. Die gefährlichen Gewässer rund um die Isle Royale haben das Ökosystem geprägt. Im Park gibt es gerade einmal 18 Säugetierarten (im Vergleich zu über 40 auf dem Festland). Viele von ihnen sind die Nachkommen widerstandsfähiger Tiere, die auf die Insel schwimmen oder den zugefrorenen See überqueren konnten.

    Seit 1958 beobachten Wissenschaftler die bekanntesten Bewohner: Wölfe und Elche. Als 2018 nur noch ein Wolfspaar übrig war, begann ein Umsiedlungsprogramm. Die Raubtiere halten die Elchzahlen unter Kontrolle und sorgen für ein robusteres Ökosystem. Menschen sind hier selten. Aufgrund ihrer Abgelegenheit und Einsamkeit zieht es vor allem erfahrene Backpacker sowie gut aus gerüstete Kajak- und Kanufahrer auf die Isle Royale. Sie lockt das straßenlose Hinterland und die Chain of Lakes, eine Paddelroute über die Seen des Inselinneren.

    National Geographic Traveler USA

    Brazil’s Cerrado, South America’s largest savanna, is a haven for the seven-banded armadillo and hundreds of other species. Brasiliens Cerrado, Südamerikas größte Savanne, ist ein Zufluchtsort für das Siebenbinden-Gürteltier und Hunderte anderer Arten.

    Foto von Pete Oxford, Minden Pictures, NatGeo Image Collection

    CERRADO, BRASILIEN

    Wildnis mit gigantischer Flora und Fauna

    Erfolge für den Umweltschutz im brasilianischen Amazonas sind nicht immer auch gute Nachrichten für seinen weniger bekannten Nachbarn, den Cerrado. Südamerikas größte Savanne bedeckt fast ein Viertel der Landfläche Brasiliens und beherbergt einen großartigen Artenreichtum. Doch leider wird der Cerrado auch immer öfter Opfer von Rodungen für Sojaanbau und Viehwirtschaft, verantwortet von Unternehmen, die nicht im Amazonasgebiet agieren dürfen. Allein im letzten Jahrzehnt wurden über 100.000 Quadratkilometer der einzigartigen Landschaft zerstört. Die brasilianische Kampagne zur Verteidigung des Cerrado („Keine Savanne, kein Wasser, kein Leben“) schlägt Alarm und fordert dringenden Schutz für das gefährdete Wunderland.

    Mehrere große Flüsse Südamerikas – darunter der São Francisco, Paraná-Paraguay und Tocantins-Araguaia – entspringen im Cerrado und fünf Prozent des gesamten Pflanzen- und Tierbestandes der Welt sind hier zu Hause. Zur Vielfalt der Savanne zählen mehr als 10.000 Pflanzenarten (fast die Hälfte davon gibt es nirgendwo sonst) und Wesen, die an Jurassic Park erinnern: über 300 Kilogramm schwere, wildschweinartige Tapire. Seltene, bis zu 50 Kilogramm schwere Riesengürteltiere sowie gewaltige, in Brasilien vom Aussterben bedrohte Ameisenbären, die immerhin 40 Kilo auf die Waage bringen können. Ebenso gigantisch ist die riesige Buriti-Palme. Sie dient etlichen der über 850 Vogelarten als Nistplatz und vielen weiteren Wildtieren des Cerrado als Nahrung.

    National Geographic Traveler USA

    Der Mount Lidgbird erhebt sich über der Lagune auf Lord Howe Island, Australien. Nur 400 Besucher dürfen gleichzeitig die Naturwunder dieses UNESCO-Weltkulturerbes erleben.

    Foto von Peter Unger, Getty Images

    LORD HOWE ISLAND, AUSTRALIEN

    Das letzte Paradies in der Tasmanischen See

    Auf dem Weg nach Nirgendwo liegt Lord Howe, eine winzige Insel in der Tasmanischen See, die dank ihrer Entlegenheit bis zum 18. Jahrhundert völlig menschenleer blieb. Heute dürfen sich maximal 400 Besucher (etwas mehr als die ständige Bevölkerung) auf der Insel aufhalten. Diese Beschränkung sorgt für den Schutz eines der abgeschiedensten Ökosysteme der Erde. Obwohl Lord Howe nur elf Kilometer lang ist und an der breitesten Stelle nicht einmal zwei Kilometer misst, ist sie das größte Eiland der gleichnamigen Inselkette, die zum Welterbe der UNESCO gehört.

    Umgeben sind sie vom Lord Howe Island Marine Park, der die südlichsten Korallenriffe der Welt beherbergt. Hier lebt ein Who is who geschützter und bedrohter Meerestiere wie Walhaie, Weiße Haie und Karettschildkröten. Das „Protecting Paradise Program“ der Insel geht Biosicherheit ganzheitlich an: Mithilfe von Freiwilligen und Technologie werden schädliche invasive Arten (zuletzt vor allem Nagetiere) entfernt und heimische Spezies wie der stark gefährdete Baumhummer geschützt – eine handgroße Stabheuschrecke, die bis 2001 schon einmal als ausgestorben galt.

    National Geographic Traveler USA

    Eine Aurora borealis wirbelt über Yellowknife, der Hauptstadt der kanadischen Nordwest-Territorien.

    Foto von Seong-won Jang, EyeEm, Getty Images

    YELLOWKNIFE, NORDWEST-TERRITORIEN, KANADA

    Nordlichter in 240 Nächten pro Jahr

    Beschreibt man Yellowknife, Hauptstadt von Kanadas Nordwest-Territorien, klingt das wie in einem Abenteuerroman: Der 20.000-Einwohner-Ort liegt am Rande der Arktis und am Ufer des Großen Sklavensees (Great Slave Lake), ist von wilder Taiga umgeben und entstand, als in den 1930er-Jahren Gold in der Gegend gefunden wurde. Jahrzehntelang lebte Yellowknife von der Förderung des Edelmetalls. Und als die letzte Goldmine 2004 ihre Tore schloss, war man bereits mit dem Diamantbergbau beschäftigt: 1991 hatten Geologen eins der größten Diamantvorkommen der Welt entdeckt.

    Das nomadische Volk der Dené ist schon seit Jahrtausenden hier zu Hause. Angesichts moderner globaler Herausforderungen wie COVID-19, Klimawandel und Umweltzerstörung finden die indigenen Einwohner ihre Freiheit in der Natur, erklärt Catherine Lafferty. Die Autorin, die in Yellowknife aufgewachsen ist, gehört der Nation der Dené an und veröffentlichte unter ihrem Dené-Namen Katłıà vor kurzem ihr erstes Buch: Land-Water-Sky/Ndè-Tı-Yat’a. „Hinauszugehen ist ein Weg zu mehr Frieden und Trost, um sich verbunden zu fühlen und zu heilen“, sagt Lafferty, die über Ungerechtigkeiten gegenüber der indigenen Bevölkerung in Nordkanada schreibt. „Die Natur hilft uns zu erkennen, was wirklich wichtig ist. In der Einfachheit ihrer Gaben können wir Freude finden.“

    Auch Besucher von Yellowknife kommen in den Genuss dieser Geschenke, zum Beispiel in Polarlichtnächten. Dann erstrahlt der ganze Himmel über dem borealen Nadelwald und den unzähligen kleinen Seen außerhalb der Stadt.

    Ondřej Formanek, Chefredakteur, Traveler Tschechien

    Totempfahle im Stanley Park von Vancouver haben für mehrere First Nations-Völker von der Westküste British Columbias eine große Bedeutung. Jede Schnitzerei bezieht sich auf ein reales oder mythisches Ereignis.

    Foto von Andrew Chungho Kim, Alamy

    BRITISH COLUMBIA, KANADA

    Eine Verbindung zwischen Natur und Urvölkern

    British Columbia ist Kanadas westlichste Provinz und Heimat von über 200 eigenständigen Nationen. Die Abrechnung mit dem Rassismus, die gerade in weiten Teilen der Welt stattfindet, bietet einen guten Anlass, um gemeinsam mit den Kindern mehr über die Ureinwohner der kanadischen Provinz zu erfahren und sich mit aktuellen Themen wie kultureller Aneignung und rassistischen Stereotypen auseinanderzusetzen.

    Eine über 10.000 Jahre alte indigene Geschichte macht British Columbia zum perfekten Ort für eine Reise in die Welt der Urvölker. Die Gastgeber: First Nations (Erste Nationen), Inuit und Mestizen. Vancouver und Vancouver Island eignen sich besonders gut für Familien, die mehr über deren Kultur erfahren wollen. Auf der Insel allein leben über 45 Nationen und in der Stadt findet man kinderfreundliche Angebote wie die thematische Führung „Talking Trees“ von Talaysay Tours im Stanley Park.

    Auf der 90-minütigen Wanderung durch den Stadtwald geben Kulturbotschafter der Squamish und Sechelt ihr über Generationen vererbtes Naturwissen weiter. Die Besucher erfahren dabei, wie sich die Menschen der Ersten Nationen im südlichen British Columbia das Land zunutze machten, um Nahrungsmittel und Medizin zu gewinnen und Technologien zu entwickeln. „Wir verstehen uns nicht als von der Natur getrennt“, sagt Candace Campo, Mitinhaberin von Talaysay Tours und Angehörige der Nation der Sechelt. Das beweist auch eine Redensart in ihrer Stammessprache: „Nuchutmulh bedeutet ‚wir sind eins‘ und mit allen Lebewesen verbunden.“

    National Geographic Taveler USA

    Der Rocket Garden im Besucherzentrum vom Kennedy Space Center am Cape Canaveral in Florida umfasst Saturn-, Juno- und Mercury-Redstone-Raketen.

    Foto von Robert Ormerod

    SPACE COAST, FLORIDA, USA

    Wo echte Wunder starten

    115 Kilometer lang ist der Küstenabschnitt östlich von Orlando, der auch als Space Coast (Weltraumküste) bekannt ist. Hier befindet sich neben neben den Abschussanlagen der Cape Canaveral Air Force Station auch das Kennedy Space Center der NASA. Im Besucherkomplex (mit COVID-Beschränkungen geöffnet) können Familien bei geplanten Starts von SpaceX- und Boeing- Raumfahrzeugen zusehen sowie zwischen bis zu 30 Meter hohen Raketen herumspazieren. Riesen ganz anderer Art tummeln sich in den Gewässern des Merritt Island National Wildlife Refuge: Rund um das Space Center sind schwerfällige Karibik-Manatis zu Hause.

    Das Touristikunternehmen Florida Adventurer bietet geführte Kajaktouren an. Tagsüber lassen sich Manatis und Delfine beobachten, in Sommernächten wird die Indian River Lagoon dank Biolumineszenz und lichterzeugenden Plankton-Teilchen zum Schauplatz einer surrealen Unterwassershow. „Kinder sehen wild umherschwirrende Lichter im Wasser“, erklärt Inhaber Josh Myers. „Und tagsüber tauchen Manatis neben ihren Kajaks auf und spritzen sie nass. Das regt die Kleinen an, mehr über Wassertiere zu lernen.“

    Ivan Vasin, Chefredakteur, NG Traveler Russland

    Nach seiner Fertigstellung im Jahr 2021 wird der England Coast Path bestehende Strecken wie den South West Coast Path (Cornwalls Atlantikküste, hier abgebildet) mit neuen Pfaden verbinden, um einen 2.800 Meilen langen Küstenweg zu schaffen.

    Foto von Sebastian Wasek, Sime, Estock Photo

    ENGLAND COAST PATH, GROSSBRITANNIEN

    Küstenwanderweg für jeden Geschmack

    Die zerfurchte Küste mit ihren mysteriösen Buchten, windgepeitschten Klippen und hübschen Hafenstädtchen hat das Schicksal Großbritanniens seit jeher mitbestimmt und seinen Charakter geprägt . 2021 wird der fast 4500 Kilometer lange England Coast Path – der längste Küstenwanderweg der Welt – eröffnet, der Menschen dieses Erbe näherbringen und die Landschaft für zukünftige Generationen erhalten soll. Zu den insgesamt 67 Teilstrecken des England Coast Path gehören neben bereits existierenden Routen auch neu angelegte Abschnitte.

    Gespräche mit Landbesitzern, Anwohnern und Naturschützern ermöglichten eine friedliche Umsetzung des Gerichtsurteils von 2009, das die gesamte englische Küste erstmals rechtsgültig der Öffentlichkeit zugänglich machte. Während einige Strecken unberührte Landschaften bieten, wurden andere von Menschenhand gestaltet – wie der 2020 eingeweihte, 65 Kilometer lange Wanderweg „Cumbria’s Hidden Coast" im Nordwesten der Grafschaft Cumbria. Er ist mit Kunstinstallationen und adrenalingeladenen Attraktionen gespickt.

    Maria Pieri, Chefredakteurin, NG Traveller Großbritannien & Nordirland

    Ein ungarischer csikós (ein traditioneller Pferdehirte) zeigt seine Reitkünste im Nationalpark Hortobégy.  

    Foto von Plinthpics, Alamy

    HORTOBÁGY, UNGARN

    Cowboys in Europas letzter Prärie

    Social Distancing ist in den endlosen Weiten von Hortobágy im Osten Ungarns von Natur aus kein Problem. Der Nationalpark gehört zum Welterbe der UNESCO und schützt nicht nur die größte ursprüngliche Grassavanne Europas, sondern auch eine jahrtausendealte Hirtentradition. Da sich der Boden nicht für den Ackerbau eignet, blieb Hortobágys Mosaik aus alkalischen Sumpfgebieten, Wiesen, Weiden und Lößsteppen-Vegetation erhalten, die Puszta konnte sich weitgehend frei entfalten.

    Das vielfältige Ökosystem steht seit 1973 unter Naturschutz und ist Lebensraum für rund 340 Vogelarten – darunter Zigtausende Zugvögel wie Graugänse und Kraniche. Sie machen den Park zu einem der besten Vogelbeobachtungsgebiete Mitteleuropas. Seit jeher durchstreifen einige Hundert Schäfer und Cowboys, sogenannte Csikós, die Steppe und geben Familien heute einen seltenen Einblick in jahrhundertealte Viehzuchttraditionen. Ebenfalls im Nationalpark zuhause ist mit 300 Tieren eine der größten Herden Przewalski-Pferde, die vom Aussterben bedroht sind. Auf einer Safarifahrt vom Wildpark Hortobágy aus lässt sich ein Blick auf die grasenden Tiere erhaschen. Sie sind die letzten ungezähmten Bewohner von Ungarns wildem Osten.

    Tamás Vitray, Chefredakteur, NG Traveler Ungarn

    Der Rathausplatz von Brasov in Transsilvanien ist von farbenfrohen Barockgebäuden umgeben.

    Foto von Alexander Spatari, Getty Images

    TRANSSILVANIEN, RUMÄNIEN

    Auf der Suche nach der Realität in einem Land der Fantasie

    Ein „verruchter Ort, aus diesem verwünschten Land, wo noch der Teufel und seine Kinder in Menschengestalt wandeln“, heißt es im Horrorroman Dracula des irischen Schriftstellers Bram Stoker über Transsilvanien. Die Geschichte von 1897 machte aus der sehr realen rumänischen Region, die auch unter dem Namen Siebenbürgen bekannt ist, ein mystisches Fantasiereich, Stoker selbst kannte Transsilvanien gar nicht, sondern entnahm all seine Beschreibungen aus Berichten britischer Reiseschriftsteller.

    Ein paar Einzelheiten stimmen deshalb auch: „Räubersteaks“ (schaschlickartige Fleischspieße namens rablóhús), das Nationalgericht mămăligă (Maisbrei) und den süßen goldenen Wein aus Mediasch gibt es wirklich, ebenso wie die traditionellen Trachten, die Kreuze am Straßenrand und den nicht immer ganz konfliktfreien kulturellen Mix aus Magyaren, Sachsen, Szeklern und Wallachen.

    Von Stoker gänzlich unbeachtet blieb allerdings die landschaftliche Schönheit, für die Siebenbürgen eigentlich bekannt sein sollte: die beschauliche Idylle und diese ganz besondere Atmosphäre des „alten Europa“. Die weltoffene Stadt Cluj ist das Tor zu Transsilvaniens Wildblumenwiesen, märchenhaften Burgen und altertümlichen Dörfern. Ein Aufenthalt auf einem der Bauernhöfe der Region ist eine wunderbare Möglichkeit zum Abschalten für die ganze Familie. Hier stehen Kutschfahrten, Wanderungen in den Wäldern der Karpaten und typische Arbeiten – Schafe melken, Eier einsammeln und Heu stapeln – auf dem Programm.

    Ein prominenter Anhänger des ländlichen Charmes Transsilvaniens ist Prinz Charles. Seine Stiftung finanziert lokale Projekte zum Erhalt der traditionellen Architektur. „Besonders bemerkenswert ist ihre Zeitlosigkeit“, sagt der Prince of Wales in der Reisedokumentation Wild Carpathia. „Sie scheint den Geschichten entsprungen zu sein, die wir als Kinder gelesen haben.“

    Catalin Gruia, Chefredakteurin, NG Traveler Rumänien

    Eine Gruppe traditioneller aztekischer Tänzer tritt während des Crush Walls Festivals im Jahr 2019 auf. Das Street-Art-Festival findet in Denver, Colorado statt. Der Tanz, der seinen Ursprung in Zentralmexiko hat, ehrt Vorfahren und verkörpert die Verbindung zur Erde, zu Tieren, zur Zeit und  zu Bräuchen.

    Foto von Rebecca Stumpf

    DENVER, COLORADO, USA

    Grüner Riese im amerikanischen Westen

    Selbst die finanziellen Schwierigkeiten durch COVID-19 können nichts daran ändern, dass Denver seinem großen Ziel mit energischen Schritten entgegengeht: Bis zum Jahr 2023 sollen 100 Prozent des Stroms in der Stadt aus erneuerbaren Energien stammen. Zu Denvers zukunftsweisenden Plänen gehören außerdem 200 Kilometer neue Fahrradwege bis 2023 und Solargärten, die schon 2021 auf kommunalen Parkplätzen, Dächern und unbebauten Grundstücken angelegt werden sollen. „Investitionen in saubere Energie für Denver stärken die Gemeinschaft und gehen etliche andere Probleme an, wie zum Beispiel unsere CO2-Bilanz“, erklärt Grace Rink, Leiterin des städtischen Büros für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

    Die Solargärten sollen sauberen Strom für öffentliche Gebäude, für Ladestationen für Elektroautos und einkommensschwache Viertel liefern Außerdem schaffen sie Jobs und bieten während der Bauphase ein bezahltes Ausbildungsprogramm. Für diese Verbindung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit erhielt Denver die begehrte LEED-Zertifizierung in Platin für umweltbewussten Städtebau. Um Firmen bei der Umsetzung ökologischer Lösungen zu unterstützen, stellt die Hauptstadt des Bundesstaates Colorado mit der Initiative „Certifiably Green Denver“ kosten lose, individuelle Nachhaltigkeitspläne zur Verfügung.

    Dank des Programms waren bereits fast 2.000 Unternehmer in der Lage, auf einen grüneren, effizienteren Geschäftsbetrieb mit geringerem Wasser- und Energieverbrauch sowie weniger Luftverschmutzung und Müll umzustellen. „Wir können uns sehr glücklich schätzen, in dieser wunder schönen Stadt zu leben“, sagt Adam Schlegel, Mitgründer des Restaurants Chook mit „Certifiably Green“-Zertifikat, das sich für nachhaltige Praktiken in der Gastronomie einsetzt. „Und genau deshalb sind wir auch für ihren Schutz verantwortlich.“

    National Geographic Traveler USA

    Taucher erkunden im National Marine Park von Alonissos und Northern Sporades eine Fülle von Amphoren aus einem Schiffbruch aus dem fünften Jahrhundert v. Chr.

    Foto von Elena Becatoros, Ap

    ALONNISOS, GRIECHENLAND

    Paradies für Robben und Taucher

    Die gespenstischen Überreste eines antiken Frachtkahns vor der Insel Peristera sind als „Parthenon der Schiffswracks“ bekannt und seit kurzem das erste Unterwassermuseum Griechenlands, das auch Hobbytauchern zugänglich ist. Man geht davon aus, dass das riesige Handelsschiff aus Athen stammte und hier im 5. Jahrhundert v. Chr. unterging. Die Stätte liegt im Meeres-Nationalpark Alonnisos-Nördliche Sporaden in der Ägäis. Der über zweitausend Quadratkilometer große Meerespark wurde 1992 gegründet, ursprünglich zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Mönchsrobbe. Da Menschen hier nur begrenzt Zugang hatten, blieben archäologische Plünderer fern und das Wrack sowie seine Fracht aus Tausenden, größtenteils intakten Amphoren erhalten.

    Mittlerweile haben sich auch Fische und andere Meereslebewesen eingenistet. Wer das Unterwassermuseum selbst erkunden möchte, schließt sich einem geführten Tauchgang an (ab Sommer 2021 soll es wieder losgehen) und muss bis in eine Tiefe von mindestens 25 Metern tauchen können. Für Landratten gibt es im Besucherzentrum auf der kleinen Insel Alonnisos eine virtuelle Tour.

    Lakshmi Sankaran, Chefredakteurin, NG Traveler Indien

    Verwaiste Gorillas werden in Gabun wieder an das Leben in der Wildnis gewöhnt.

    Foto von Martin Harvey, Getty Images

    GABUN

    Das Land der Nationalparks

    „Afrikas letztes Eden“ nennt National Geographic-Forscher Mike Fay Gabun, wo Elefanten und Nilpferde noch seelenruhig herumspazieren. Elf Prozent des Landes sind Nationalparks, die außer weißen Sandstränden auch Wälder im Landesinneren umfassen. Allein Loango bietet eine riesige Vielfalt an Landschaften und Tieren. Das Highlight des erstklassigen Parks stellt eine potenzielle Begegnung mit den vom Aussterben bedrohten Westlichen Flachlandgorillas dar.

    Pro Tag darf sich eine Gruppe aus maximal vier Personen auf die Suche nach den Primaten machen – ohne Erfolgsgarantie, versteht sich. Pongara wiederum ist einer von fünf Nationalparks, die wichtige Lebensräume von Meeresschildkröten schützen. In der Pongara Lodge am Strand kann man von November bis März stark gefährdete Lederschildkröten und von Juni bis August wandernde Wale und Delfine beobachten. Investitionen in das Verkehrsnetz des Landes sollen einen Besuch Gabuns, das noch zu 80 Prozent bewaldet ist, in Zukunft erleichtern. Eine nachhaltige Entwicklungsstrategie verspricht einen verantwortungsbewussten Ausbau des Ökotourismus und trägt dazu bei, dass die wilden Orte des Landes auch wild bleiben.

    Barbera Bosma, Geschäftsführerin, NG Traveler Niederlande

    Das kristallklare Wasser von Neukaledonien beherbergt mehr als 9.000 Meeresarten, darunter Stachelrochen.

    Foto von Chris Hoare, EyeEm, Getty Images

    NEUKALEDONIEN, FRANKREICH

    Faszinierende Unterwasserwelt im Pazifik

    Buckelwale, Grüne Meeresschildkröten, Dugongs: Sie alle tummeln sich in den Gewässern rund um Neukaledonien. Das französische Überseegebiet besteht aus einer Gruppe von Inseln, die wie Juwelen im Südwestpazifik liegen. Die Lagunen mit ihrem kristallklaren Wasser und über 9.000 Arten von Meereslebewesen bilden eines der größten Riffsysteme der Welt. 2014 schuf die Regierung den über 1,2 Millionen Quadratkilometer großen Naturpark Korallenmeer – „ein bedeutender und entscheidender Schritt zum Schutz der Gewässer Neukaledoniens und der letzten unberührten Korallenriffe“, so Christophe Chevillon, Leiter der Pew Bertarelli Ocean Legacy.

    Inzwischen wurden weitere Maßnahmen ergriffen: Angeln Wassersport sowie Ausflugsboote mit über 200 Passagieren sind in weiten Teilen des Parks verboten, in einigen Gebieten wurden menschliche Aktivitäten gänzlich untersagt. Auf der Insel Lifou soll eine Korallenfarm eröffnet werden, die beschädigte Riffe repariert Im Landesinneren wiederum fördert die Regierung Ökotouren und der Riesenfarn-Nationalpark – ein Muss im tropischen Regenwald der Hauptinsel – ist in Wander- und Radfahrzonen unterteilt, während andere Teile gesperrt sind.

    Marie-Amélie Carpio, leitende Redakteurin, NG Traveler Frankreich

    Vom Dach der Müllverbrennungsanlage Amager Bakke blickt man über Kopenhagen.

    Foto von Luca Locatelli, National Geographic

    KOPENHAGEN, DÄNEMARK

    Weltoffene und nachhaltige Hauptstadt

    2025 die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt zu werden: Kopenhagen ist auf dem besten Weg dazu. „Hier in Kopenhagen bestehen wir auf grüne Lösungen, denn die zahlen sich aus“, sagt Oberbürgermeister Frank Jensen. „Kopenhagens grüner Wandel schafft neue Arbeitsplätze, wirtschaftliches Wachstum und eine bessere Lebensqualität.“ Nachhaltigkeit ist in der dänischen Hauptstadt schon lange ein Thema: Sämtliche Busse der Metropole stellen gerade von Diesel- auf Elektrobetrieb um. Das Müllheizkraftwerk Amager Bakke verbrennt 70 Tonnen Abfall pro Stunde, womit 60.000 Familien mit sauberem Strom versorgt und 120.000 Haushalte beheizt werden.

    Seit 2019 sind die Außenanlagen „CopenHill“ zugänglich: Auf dem grünen Dachgarten gibt es nicht nur Spazierwege, sondern auch einen ganzjährigen Ski- und Snowboardhang mit speziellen Matten. Zudem dient die Fassade als riesige Kletterwand. Dank einem Radwegenetz, das jeden Tag von über 60 Prozent der Einwohner genutzt wird, gibt es in Kopenhagen fünfmal mehr Fahrräder als Autos. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich am besten mit dem E-Bike erkunden – vom ehemaligen Industriehafen Nyhavn bis zum Rundetaarn, einer Sternwarte aus dem 17. Jahrhundert.

    Marco Cattaneo, Chefredakteur, NG Traveler Italien

    Die pulsierende Universitätsstadt Freiburg veranstaltet vor ihrem historischen Dom einen Wochenmarkt und gilt als Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit.

    Foto von Reinhard Schmid, Huber, Estock Photo

    FREIBURG, DEUTSCHLAND

    Grüne Universitätsstadt mit Vorbildcharakter

    Die Schwaben sind bekanntlich ideenreich, sparsam und erfinderisch. Kein Wunder also, dass die Einwohner der Universitätsstadt Freiburg auch in Sachen nachhaltiger Lebensstil die Nase ganz weit vorne haben. Freiburg ist nicht nur das Tor zum Schwarzwald und sieht selbst in der Innenstadt auffallend grün aus – dort wird auch grün gehandelt. Über 40 Prozent des Stadtgebiets sind bewaldet. Angetrieben wird die Stadt von erneuerbarer Solar-, Biomasse-, Wind- und Wasserenergie. Aus Müll entsteht Biomassestrom. Und da die Freiburger vor allem zu Fuß, mit dem Rad, dem E-Bus oder der Straßenbahn unterwegs sind, stehen die Chancen gut, dass die Stadt ihre großen Ziele erreicht: halbierte CO2-Emissionen bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050.

    Genossenschaftlicher Wohnbau mit Dachsolaranlagen, Stadtgärten und Anreize für ein autofreies Leben: Eine vorbildliche grüne Infrastruktur ist schon immer ein fester Bestandteil des Freiburger Viertels Vauban, das auf einem ehemaligen Kasernengelände errichtet wurde. Es entstand dank einer Bürgervision für eine umweltbewusste, selbst organisierte und sozial gerechte Wohngegend und gehört zu den nachhaltigsten Stadtteilen der ganzen Welt. 2016 wurde das Quartier Vauban fertiggestellt und ist heute das Viertel mit der größten Einwohnerdichte von Freiburg. Was besonders eins beweist: Wenn Städte nachhaltig bauen, zieht das die Menschen an.

    Werner Siefer, Chefredakteur, NG Traveler Deutschland

    Die 21 schönsten Strände der Welt

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