Bizarrer Verkehrsunfall: Schleimaale verschleimen Straße
Tausende Schleimaale, die eigentlich in Asien auf Tellern landen sollten, sorgten für eine Szene wie aus einem Film.
Die Szene könnte direkt aus „Ghostbusters“ stammen: Am 14. Juli 2017 hatte ein Lastwagen auf einem Highway in Oregon einen Unfall: Seine Ladung, die aus Tausenden Meerestieren bestand, verteilte sich über die Straße und über mindestens ein Auto und tauchte die Szenerie in eine dicke Schleimschicht.
Bei den Tieren handelte es sich um die treffend benannten Schleimaale, die in Sekundenschnelle große Mengen Schleim produzieren können, mit dem sie im Normalfall Räuber abwehren. Im Pazifischen Nordwesten der USA gibt es mehrere Fischereiwirtschaften, die diese Tiere für den asiatischen Markt züchten – in Südkorea beispielsweise gilt Schleimaal als Delikatesse.
Auf der Straße ist ihr Verteidigungsmechanismus jedoch äußerst problematisch. Das Verkehrsministerium von Oregon musste den Schleim mit einem kleinen Bagger von der Straße entfernen. (Die meisten der Tiere waren bei dem Unfall verstorben.)
In seinem natürlichen Lebensraum am Grund des Meeres ist der Schleim aber eine kleine Geheimwaffe für die Tiere.
„Der Schleim ist eine höllisch effektive Verteidigung gegen Angriffe von Fischen“, sagt Douglas Fudge, ein Biomaterialienforscher an der Chapman Universität von Kalifornien.
„Der Schleim bildet sich sehr schnell und haftet extrem gut an Kiemen, die er auch verstopfen kann. Fische brechen ihre Angriffe auf Schleimaale also üblicherweise ab, weil sie mit dem Schleim einfach nicht fertigwerden.“
Warum also gaben die Schleimaale so viel Schleim ab, obwohl keine Raubfische in der Nähe waren? Laut Fudge produzieren die Tiere, die er als Eptatretus stoutii (Pazifische Schleimaale) identifizierte, ihren Schleim auch unter Stress. Bei einem Unfall auf einem Prius aufzuschlagen, zählt dazu.
Vermutlich war der Lastwagen, der die Fische legal in Aquarien transportierte, auch schon vor dem Unfall voller Schleim, da es schwer ist, die Tiere zu transportieren, ohne diese Reaktion auszulösen.
„SCHLEIMSPEIENDE MONSTER“
Der Tiefseeökologe Andrew Thaler sagt, dass Schleimaale überall dort häufige Gäste sind, wo es kostenloses Essen gibt, zum Beispiel an Walkadavern.
„Wenn sie an Kadavern fressen, ergießt sich der Schleim darüber. Er bedeckt dann den Kadaver und verhindert, dass andere Aasfresser sich an ihrem Bereich zu schaffen machen“, sagt Thaler.
„Schleimaale sind schleimspeiende Monster! Das ist es unter anderem, was sie so großartig macht.
Thaler fügt hinzu, dass „Schleim“ eigentlich auch gar nicht das richtige Wort ist.
„Es ist ein viskoelastisches Filament aus Mikrofasern, das ein halbfestes Gel bildet. Es ist eher wie Spidermans Spinnfäden.“
Es gibt zwar noch eine Menge, das man über die Schleimaale und ihren Schleim nicht weiß – aber je genauer man hinsieht, desto mehr Seltsames entdeckt man. Die Tiere können sich selbst verknoten und wohnen mitunter in Kadavern. Ihre Herzen schlagen ohne Sauerstoff.
Was ihren Status als Delikatesse angeht, so hat Fudge selbst noch nie Schleimfisch probiert.
„Ich habe gehört, dass sie ziemlich genau so schmecken, wie sie riechen, und das ist meiner Meinung nach nicht besonders reizvoll.“
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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