Nebelernte, Strohhalmfüße, Schwammfedern: Wie Tiere trinken

Die Evolution hat sich so einiges einfallen lassen, wenn es um die Wasseraufnahme geht.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 14. Apr. 2018, 06:00 MESZ
Gibbons
Die Gibbons in Südostasien formen ihre Hände zu einer Schale, um daraus Wasser zu trinken, während viele andere Affen sich zum Trinken zum Wasser runterbeugen.
Foto von Gerry Ellis, Minden Pictures, National Geographic Creative

Wasser gehört zu den wenigen Dingen, die jedes Lebewesen dringend benötigt.

Keines kommt ohne das gute H2O aus, aber im Laufe der Evolution haben Tiere viele verschiedene Möglichkeiten entwickelt, um es aufzunehmen. Wir haben uns ein paar der ungewöhnlichsten, witzigsten und originellsten dieser Möglichkeiten angesehen.

GROSSES GESCHLABBER

„Affen beugen sich zum Trinken runter“, sagt Don Moore, der Direktor des Oregon Zoo in Portland. Aber die südostasiatischen Gibbons trinken das Wasser aus der hohlen Hand, ein „ziemlich cooles Verhalten“, besonders, wenn diese Akrobaten dabei kopfüber von einem Baum hängen.

Ein Flughuhnweibchen saugt ihr Gefieder an einem Wasserloch in Namibia mit Wasser voll.
Foto von Frans Lanting, National Geographic Creative

Hunde machen es ähnlich – allerdings formen sie mit ihrer Zunge eine Schale.

Bei einer Studie der Virginia Tech aus dem Jahr 2015 fand man heraus, dass sie ihre Zunge nach innen einrollen und so eine Art Kelle formen. Wenn Wasser durch das Eintauchen der Zunge nach oben spritzt, schnappen sie es sich zusätzlich zu dem, was in ihre Zungenkelle läuft.

Wenn Schlangen trinken, „sieht das nicht so aus, als würden sie überhaupt irgendwas tun“, sagt Moore. Allerdings geht hinter den Kulissen viel vor sich.

2012 entdeckten David Cundall von der Lehigh University und seine Kollegen bei einer Studie, dass einige Schlangenarten über den Kapillareffekt trinken, über den auch das Wasser von den Wurzeln einer Pflanze zu den Blättern klettert.

Schlangen haben in ihrem Unterkiefer Hautfalten, um große Beute unterzubringen. Wenn sie ihr Maul ins Wasser halten, dehnen sich diese Hautfalten aus und absorbieren die Flüssigkeit durch den Kapillareffekt wie ein Schwamm. Dann drücken ihre Muskeln sie ihre Kehle hinab.

WASSER IN DER WÜSTE

Wenn nur wenig Wasser zur Verfügung steht, können Tiere ganz schön einfallsreich werden, um an die begehrte Ressource zu kommen.

Flughühner beispielsweise bewohnen die trockenen Gebiete Eurasiens und Afrikas. Die Vogelmännchen haben eine so außergewöhnliche Methode, um ihre Küken zu füttern, dass sie lange Zeit als Mythos galt.

Jeden Tag reist das Männchen zu einem Wasserloch, in das es sich hineinsetzt und vor und zurück wippt. Dadurch saugt es Wasser in sein spezialisiertes Bauchgefieder auf. Seine Bauchfedern können bis zu 38 Gramm oder 2,7 Teelöffel Wasser aufnehmen.

Im Anschluss kehrt das Flughuhnmännchen zum Nest zurück, um seine Küken zu tränken.

Der australische Dornteufel sammelt in den Ritzen auf seiner Haut Feuchtigkeit, die durch die Kapillarkraft zum Maul der Echse geleitet wird.
Foto von Michael and Patricia Fogden, Minden Pictures, National Geographic Creative

Der Dornteufel, eine australische Agamenart, „sammelt Morgentau an seinem Körper, der durch mikroskopische Strukturen in seiner Haut zu seinem Maul geführt wird, wo das Tier ihn aufschlürft“, erklärt Moore. Man vermutet, sie werfen sich auch feuchten Sand auf den Rücken, um auf diese Weise das Wasser zu extrahieren.

Dornteufel können auch über ihre Füße trinken, wie eine Studie aus dem Jahr 2016 belegte. Die Mikrostrukturen zwischen ihren Schuppen funktionieren wie kleine Strohhalme, über die durch die Kapillarkraft das Wasser aus dem feuchten Sand gezogen wird.

Andere Wüstenbewohner sammeln sich das Wasser direkt aus der Luft.

„Der namibische Wüstenkäfer Stenocara gracilipes verfügt über eine komplexe Mikroskulptur an seinem Exoskelett, an der er Tau aus der Luft sammelt“, sagt Katy Prudic, eine Entomologin der Universität Arizona.  

Wenn der Nebel über die Wüste rollt, was etwa sechsmal pro Monat geschieht, reckt der Käfer seinen Hintern in die Luft, sodass sich an den Strukturen auf seinem Rücken Feuchtigkeit sammelt, die dann in seinen Mund geleitet wird.

EINGEBAUTE STROHHALME

„Vergesst Plastikstrohhalme“, sagt Prudic. Schmetterlinge haben „ihren eigenen Strohhalm“ – einen langen Rüssel, mit dem sie Nektar trinken.

Andere Insekten sind nicht so vegetarisch: Sie stecken ihre „Rüssel“ in andere Insekten.

Ausgewachsene Florfliegen sind feine, zierliche kleine Tierchen, „aber als Kinder sind sie kleine Schrecken“, sagt Prudic – besonders für Blattläuse.

„Die Mandibeln [der Florfliegen] sind wie hohle Strohhalme. Sie laufen einfach zu einer Blattlaus, durchbohren sie von beiden Seiten mit den Mandibeln und saugen sie aus.“

Quasi ein Proteinshake auf Beinen.

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